Truppenabzug im Himalaya vereinbart
NEU-DELHI/PEKING. Im Grenzstreit zwischen Indien und China stehen die Zeichen auf Entspannung.
Nach monatelangen Spannungen haben die Volksrepublik China und Indien in ihrem Grenzkonflikt im Himalaya einen Truppenabzug vereinbart. Nach mehreren Gesprächen sei eine Einigung erzielt worden, sagte der indische Verteidigungsminister Rajnath Singh am Donnerstag im Parlament in Neu-Delhi. Man habe sich auf einen Rückzug von der umstrittenen Grenze am nördlichen und südlichen Ufer des Pangong-Tso-Sees verständigt.
China hatte bereits am Mittwoch mitgeteilt, dass beide Seiten dort zeitgleich mit einem Rückzug ihrer Grenztruppen begonnen hätten. Zuletzt war es im Mai 2020 in der Nähe des Sees zu Zusammenstößen zwischen Truppen beider Länder gekommen.
Grenzkrieg im Jahr 1962
Zwischen China und Indien, die beide über Atomwaffen verfügen, schwelt seit langem ein Konflikt im Himalaya. Die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt hatten sich 1962 einen kurzen Grenzkrieg geliefert. Seither wurden die Streitigkeiten über den dortigen Grenzverlauf nie offiziell beigelegt. Beide Nationen beanspruchen Tausende Quadratkilometer in einem Gebiet für sich, das sich von den Schneewüsten in der Region Ladakh im Westen bis zu den Bergwäldern im Osten zieht.
Seither kommt es in der Region immer wieder zu Scharmützeln, geraten Patrouillen im Grenzgebiet aneinander. Weil der Einsatz von Waffen von der gegnerischen Seite als Kriegserklärung verstanden werden könnte, prügeln sich die Soldaten oder bewerfen sich mit Steinen.
Gegenseitige Beschuldigungen
Im Juni starben bei derartigen Auseinandersetzungen in der Region Ladakh erstmals seit Jahrzehnten wieder mehrere Soldaten. Beide Länder beschuldigten sich danach gegenseitig und verlegten Zehntausende zusätzliche Soldaten in die Grenzregion. Die jüngste Einigung ist ein erstes Zeichen der Entspannung.