Ukraine: Luftalarm in weiten Teilen des Landes - Bis zu 60 Tote nach Luftangriff auf Schule
KIEW. In weiten Teilen der Ukraine ist in der Nacht auf Sonntag Luftalarm ausgelöst worden. Die Ukraine fürchtet besonders heftige russische Luftangriffe im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Gedenken an den sowjetischen Sieg im Zweiten Weltkrieg.
Betroffen waren nach Angaben der Agentur Unian die Hauptstadt Kiew und ihr Umland, aber auch Lwiw im Westen, Charkiw und Donezk im Osten, Odessa im Süden und andere Gebiete. In Odessa waren nach Berichten von vor Ort Explosionen zu hören. Dabei blieb zunächst unklar, ob es sich um russische Raketentreffer handelte oder um Abwehrfeuer der ukrainischen Luftverteidigung. Auch in der Stadt Mykolajiw im Süden gab es Explosionen.
Kurz zuvor war vermeldet worden, dass in den umkämpften ostukrainischen Gebieten Donezk und Luhansk sechs Zivilisten getötet worden seien. Zwölf weitere Menschen seien verletzt worden, teilten die Gebietsverwaltungen am Samstag im Nachrichtendienst Telegram mit. Unter den Toten seien auch zwei Kinder, die im Dorf Prywillja bei Beschuss mit Mehrfachraketenwerfern des Typs Grad getötet worden sein sollen.
Luftschlag auf Schule in Bilogoriwka
Nach einem russischen Luftangriff auf eine Schule im Gebiet Luhansk sprechen die ukrainischen Behörden von möglicherweise bis zu 60 Toten. Nach einem Luftschlag auf die Schule in Bilogoriwka seien bisher zwei Leichen geborgen worden, teilte der Gouverneur der Region, Serhij Hajdaj, am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal mit. "Wahrscheinlich sind alle 60 Menschen, die noch unter den Trümmern des Gebäudes liegen, tot", fügte er hinzu.
Der Luftangriff ereignete sich seinen Angaben nach bereits am Samstagnachmittag. In dem Schulgebäude hatten 90 Personen vor den Angriffen Schutz gesucht. Durch den Bombenabwurf brach ein Feuer in der Schule aus und das Gebäude stürzte zusammen. 30 Menschen konnten die Einsatzkräfte retten - sieben davon waren verletzt, so der Gouverneur. Bilogoriwka ist eine städtische Siedlung etwa zehn Kilometer westlich von Lyssytschansk. Die Ortschaft ist schwer umkämpft.
Nach mehreren Tagen ohne nennenswerte Fortschritte haben die russischen Truppen bei ihren Angriffen im Donbass-Gebiet nach ukrainischen Angaben nun wieder Geländegewinne erzielt. "In Richtung Liman hat der Feind durch Angriffe den Nordrand von Schandrigolowe erobert", teilte der ukrainische Generalstab am Sonntag in seinem Lagebericht mit. Schandrigolowe liegt rund 20 Kilometer nördlich der Großstadt Slowjansk, die Teilziel der russischen Operation im Donbass ist.
Darüber hinaus fahren die russischen Truppen auch weiterhin Angriffe Richtung Sjewjerodonezk, Popasna, und Awdijiwka. "In Richtung Kurachowe" versuche "der Feind seine Offensive auf Nowomychajliwka mit Unterstützung der Artillerie wieder aufzunehmen", heißt es zudem. In Mariupol würden die ukrainischen Einheiten weiterhin im Stahlwerk blockiert. Mit Luft- und Artillerieunterstützung setzen die russischen Truppen dort ihre Sturmversuche fort.
Insgesamt spricht die ukrainische Militärführung von neun abgewehrten russischen Angriffen. Dabei seien unter anderem ein Hubschrauber vom Typ Mi-28, 19 Panzer und 20 gepanzerte Militärfahrzeuge abgeschossen worden.
In die Defensive sind die Russen dem Bericht zufolge im Norden des Gebiets Charkiw geraten. Dort habe "der Gegner seine Anstrengungen darauf konzentriert, den Vormarsch unserer Truppen in Richtung Grenze nördlich und nordöstlich von Charkiw zu stoppen", teilte der Generalstab mit.
Nach Angaben des Machthabers der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, ist die ostukrainische Stadt Popasna in der Region Luhansk gefallen. "Kämpfer der tschetschenischen Spezialeinheiten ... haben den größten Teil von Popasna unter Kontrolle gebracht", schrieb Kadyrow auf Telegram. Die zentralen Bezirke seien geräumt.
Die Ukraine meldete hingegen, dass die schweren Kämpfe um die Stadt weiter andauern. "Russische Propagandisten haben freudig berichtet, dass sie die Stadt bereits eingenommen haben, aber das ist nicht ganz richtig. Dies ist die 117. 'Einnahme von Popasna', die sie allein in dieser Woche behauptet haben", teilte ein Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj in den sozialen Medien mit. Die tschetschenischen Truppen würden nicht kämpfen, sondern plündern und Videos aufnehmen. Die Berichte lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
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