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Israel droht dem Iran: Der Nahe Osten steht vor einem großflächigen Krieg

Von Hermann Neumüller, 02. Oktober 2024, 15:41 Uhr
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Eine von Israels Luftabwehr abgefangene iranische Rakete in der Wüste Negev Bild: (APA/AFP/MENAHEM KAHANA)

TEHERAN / TEL AVIV. Wie es in der Region weitergeht, liegt an der Reaktion Israels auf den Raketenangriff

Nach dem Raketenangriff des Iran auf Israel ist die Lage im Nahen Osten gespannt wie seit Jahren nicht. Israels Premier Benjamin Netanjahu will die Attacke nicht unbeantwortet lassen. Sechs Fragen und Antworten zur Eskalation im Nahen Osten.

Falls Israel jetzt den Iran angreift, droht dann ein regionaler Krieg?

Es hängt in erster Linie davon ab, ob und wie Israel auf die Attacke reagiert. Nach dem Raketenangriff im April hat Israel als Antwort hauptsächlich Stellungen des Iran in Syrien angegriffen. Die Gefahr ist groß, dass Israels Luftwaffe jetzt das iranische Staatsgebiet direkt angreift, etwa die Atomanlagen oder Erdöl-Häfen. Das würde der Iran sicher nicht einfach so hinnehmen.

Was ist vom Iran zu erwarten, falls Israel tatsächlich iranisches Gebiet angreift?

Offenbar ist der Iran nicht an einer Eskalation interessiert, sonst hätte die Regierung in Teheran nicht die USA vorgewarnt. Außerdem hat der iranische Außenminister Abbas Araghtschi gestern mit seinen Amtskollegen in mehreren europäischen Ländern telefoniert. Er sagte dabei, die Raketenoperation sei nun abgeschlossen. „Aber sollte das zionistische Regime (gemeint ist Israels Regierung, Anm.) Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, wird unsere Antwort härter ausfallen“, sagte der Minister.

Wie reagiert die Weltgemeinschaft auf den iranischen Angriff?

Die ist extrem alarmiert. US-Sicherheitsberater Jake Sullivan sprach von einer „bedeutenden Eskalation“. Präsident Joe Biden hatte die US-Streitkräfte in der Region angewiesen, Israels Verteidigung zu unterstützen. Solidaritätserklärungen kamen auch aus Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Japan und sogar aus Australien. Auch der UNO-Sicherheitsrat wurde für gestern Nachmittag zu einer Sondersitzung einberufen.

Wie gut sind die Luftstreitkräfte in den beiden Ländern aufgestellt?

Die Luftwaffe des Iran gilt als veraltet. Ihre Modernisierung stockt aufgrund der internationalen Sanktionen. Viele Flugzeuge und Hubschrauber stammen noch aus der Zeit vor der Islamischen Revolution 1979. Israels militärische Stärke übertrifft jene des Iran in vielen Bereichen. Die Luftwaffe gilt als eine der modernsten weltweit, mit fortschrittlichen Kampfjets und Drohnentechnologie. Dank der engen militärischen Partnerschaft mit den USA hat Israel Zugang zu modernsten Waffensystemen. Außerdem gilt es als sicher, dass Israel – obwohl es nie offiziell zugegeben wurde – Atomwaffen besitzt.

Wie ist die Situation zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon?

Hier gehen die gegenseitigen Angriffe unvermindert weiter. Die israelische Armee stockte ihre Bodeneinheiten im Libanon weiter auf. Jetzt kommen auch Infanterie- und Panzertruppen zum Einsatz. Zuvor hatte Israel mitgeteilt, Kommando- und Fallschirmjägereinheiten seien im Rahmen der Bodenoffensive im Libanon nur wenige Kilometer über die Grenze vorgedrungen. Gestern meldete auch die Hisbollah, man kämpfe auf beiden Seiten der Grenze direkt mit israelischen Soldaten. Die israelische Luftwaffe hat gestern am frühen Morgen mitgeteilt, dass Angriffe im Süden der Hauptstadt Beirut ausgeführt wurden. Man habe die Bevölkerung davor aufgerufen, das Gebiet zu verlassen. Die südlichen Vororte von Beirut gelten als eine Hochburg der Hisbollah-Miliz.

Wie sieht die momentane Lage im Gazastreifen aus?

Israel befindet sich längst in einem Mehrfrontenkampf. Knapp ein Jahr nach Beginn des Gaza-Krieges scheint sich der Kampf zwar an die nördliche Landesgrenze zu verlagern, den Krieg mit der Hamas in Gaza setzt Israel aber fort. Nach Angaben von palästinensischen Sanitätern sind bei einem Luftangriff auf eine Schule mindestens 60 Menschen ums Leben gekommen. Wie der örtliche Radiosender „Stimme Palästinas“ berichtet, griffen israelische Panzer außerdem mehrere Gebiete im Osten und im Zentrum von Chan Junis im Süden des Küstenstreifens an und zogen sich anschließend teilweise zurück.

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Autor
Hermann Neumüller
Redakteur Wirtschaft
Hermann Neumüller
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