Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Es ist mein Recht, einen Hausarzt zu haben"

Von Sigrid Brandstätter Und Julia Popovsky, 06. August 2024, 00:04 Uhr
"Es ist mein Recht, einen Hausarzt zu haben"
Jemanden schneller zu behandeln, weil er flucht und schimpft, ist für die VP-Politikerin das "falsche Zeichen". Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Vom Spital bis zu den Ferien: Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (VP) – zuständig für Gesundheit, Bildung und Frauen – spricht im OÖN-Sommerinterview über "Baustellen" und darüber, dass ein Bundeskanzler Herbert Kickl (FP) für sie nicht in Frage kommt.

OÖN: Haben Sie schon einmal die Gesundheitshotline 1450 angerufen?

Christine Haberlander: Nein, ich war Gott sei Dank noch nie in der Situation, dass ich sie gebraucht hätte.

"Check-in bei 1450" wird ausgedehnt (siehe Artikel rechts). Damit sparen sich Patienten, die anrufen und später in einer Spitalsambulanz behandelt werden müssen, Wartezeit. Die Ambulanzen sind stark überlastet – was soll das also bringen?

Direkt in die Spitalsambulanzen gehen oft Menschen mit einem Anliegen, das eigentlich beim Hausarzt oder Facharzt zu behandeln wäre. Indem ich zuerst 1450 anrufe, sagt mir das die Person am Telefon, dass ich nicht in die Ambulanz gehöre. All jene, die sich an den empfohlenen Weg halten, erhalten diesen Bonus der verkürzten Wartezeit. Das Einchecken über 1450 hilft den Patienten und den Mitarbeitern.

All jene, die direkt in die Ambulanz gehen, bringen Sie damit trotzdem nicht weg.

Zum aktuellen Zeitpunkt nicht. In unseren Ambulanzen wird darauf geschaut, welche Dringlichkeit die Behandlung hat. Davon abhängig kann es auch stundenlange Wartezeiten geben. Ein Problem ist, dass man bei Menschen, die sich sehr aufregen und womöglich die Mitarbeiter beschimpfen, dazu neigt, diese – um sie rasch wieder wegzuhaben – schneller behandelt, damit wieder Ruhe einkehrt. Das ist genau das falsche Zeichen.

Wäre nicht doch die Einführung einer Ambulanzgebühr sinnvoll?

Das hat der Bundeskanzler ausgeschlossen. Ich trete für mehr Verbindlichkeit über die Sozialversicherung ein, ein Bonus-Malus-System. Wenn ich mich beispielsweise an die Vorgaben eines Arztes halte, was einen gesunden Lebensstil betrifft, soll ich einen Vorteil erhalten. Das kann eine Steuerbegünstigung sein, ein Wellnessgutschein, was auch immer.

Also ähnlich der Selbstständigenversicherung. Weniger Sozialversicherungsbeiträge bei Gewichtsreduktion, Nichtrauchen?

Genau, das sollte für alle gelten und ist unterschiedlich skalierbar. Wenn man zum Beispiel sagt, zuerst zum Hausarzt, dann zum Facharzt, dann ins Krankenhaus. Wir müssen in diese Richtung denken, wenn wir im Gesundheitssystem mehr Verbindlichkeit und mehr Eigenverantwortung wollen.

Wir haben im niedergelassenen Bereich einen Ärztemangel, genauso wie in den Spitälern. Gleichzeitig werden die Menschen älter, die Behandlungen teurer. Wo setzen Sie an?

Wir haben in den oberösterreichischen Krankenhäusern so viel Personal wie noch nie, sowohl im ärztlichen als auch im pflegerischen Bereich. Wir bilden ganz viele Ärzte aus, aber sie werden nicht versorgungsrelevant. Das heißt, sie gehen nicht in die Kassenpraxis, sondern wandern ab in die Privatmedizin oder Pharmaindustrie. Deshalb braucht es attraktivere Kassenverträge, das ist die Zuständigkeit des Bundes und der Sozialversicherung. Solange das nicht passiert, bin ich dafür, mehr Ärzte auszubilden. Es muss mein Recht sein als Versicherter, dass ich einen Hausarzt habe.

Kommen wir zur Kinderbetreuung: Ist die Gratis-Krabbelstube von 7 bis 13 Uhr ab September überhaupt realisierbar? Kann der Bedarf gedeckt werden?

Das ist per Gesetz so geregelt, und selbstverständlich setzen wir das um. Den Bedarf erheben die Gemeinden, sie müssen ihn decken. Ich will gar nicht abstreiten, dass es da und dort wahrscheinlich personelle Themen geben wird, aber da werden sich Lösungen finden.

Ein Problem ist der Platzmangel. Findet das Kinderland Oberösterreich in Containern statt?

In manchen Gemeinden ist es der Fall, dass es übergangsweise Container oder Provisorien im Pfarrsaal gibt. Das Wichtigste ist aber, dass es ein Angebot gibt und die Gemeinden nicht damit warten, bis der Neubau steht oder der Umbau abgeschlossen ist.

Dennoch ist Oberösterreich bei der Kinderbetreuung immer noch unter den Schlusslichtern im Bundesländervergleich.

Wir sind von einem schlechten Platz aus gestartet, es wird dauern, bis wir ins Mittelfeld kommen. Es tut sich einiges.

Zuletzt gab es Aufregung um die Aktion Tagesmütter: 480 Kinder drohten ihre Betreuung zu verlieren. Bis Jahresende gibt es jetzt eine Lösung auf Zeit. Knackpunkt ist das neue Fördermodell, das Fehltage durch Urlaub und Krankheit nicht berücksichtigt. Wird es Änderungen geben?

Ich bin sehr froh, dass es jetzt dieses Bekenntnis zur Fortführung für die kommenden Monate gibt. Wir haben auch mit den anderen Tagesmütter-Vereinen gesprochen und vereinbart, dass wir im 4. Quartal nochmals auf die Verordnung draufschauen. In der Förderung sind 30 Prozent Krankenstand inkludiert, aber ich bin für Gespräche offen.

Stichwort Ferien: Sie haben eine Diskussion über die Feriendauer angestoßen. Das kann ja nur auf eine Verkürzung hinauslaufen.

Es kann auch darauf hinauslaufen, dass die Ferien anders aufgeteilt werden. Es ist an der Zeit, dass wir Schule neu denken und wir uns gemeinsam mit Experten überlegen, was die Kinder brauchen.

Ihr Parteikollege Bildungsminister Martin Polaschek ist hier sehr defensiv. Er hat eine Debatte über eine Neugestaltung der Sommerferien rasch weggewischt. Ist er da noch am Zahn der Zeit?

Der Herr Minister hat natürlich seine eigene Meinung, und ich finde es gut, wenn er diese äußert. Aber es ist auch so, dass man Dinge diskutieren darf und anderer Meinung sein kann.

Politiker werden immer härter angefasst. Haben Sie schon überlegt, auszusteigen?

Die schwerste Phase war für mich sicher die Corona-Zeit, wo die Anfeindungen ungleich höher waren als jetzt. Ich weiß, man darf nicht wehleidig sein, gerade als Frau, nichtsdestotrotz kritisiere ich die Art und Weise, wie mit Politikern umgegangen wird. Aber für mich gibt es aktuell keine Überlegung, aus der Politik auszuscheiden.

Gilt das über die Landtagswahl 2027 hinaus?

Ich werde mit dem Landeshauptmann (Anm.: Thomas Stelzer, VP) in die Wahl gehen.

Jetzt steht im Herbst die Nationalratswahl an. Ist Schwarz-Blau in Oberösterreich ein Role-Model für den Bund?

Die Unterschiede zwischen der Kickl-FPÖ in Wien und der FPÖ in Oberösterreich mit Manfred Haimbuchner sind offensichtlich. Wir arbeiten hier gut zusammen, ein Bundeskanzler Herbert Kickl kommt für mich nicht infrage.

mehr aus Innenpolitik

Blau-schwarze Sparpläne: Sonderdividende, etliche Förderungen weg

ÖVP nach Stammtisch-Aufnahme über FPÖ-Aussagen "befremdet"

Streit um steirische Landeshymne - Kunasek greift Slowenien an

Burgenland-Wahl im Zeichen des roten Querdenkers und des blauen Heimkehrers

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Interessieren Sie sich für diesen Ort?

Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen