EU-Wahl: Lopatka tat sich Niederlage an
WIEN. Reinhold Lopatka hatte sich wieder einmal neu erfunden.
Nach vielen Jahren des Strippenziehens im Hintergrund mühte sich der vormalige Klubobmann, Generalsekretär und Staatssekretär, den prognostizierten Absturz seiner ÖVP bei der EU-Wahl abzuwehren. Gelungen ist das nicht, was aber wohl weniger am Spitzenkandidaten als an der allgemeinen Stimmung der Volkspartei gegenüber lag.
Vielsagend war es, als Parteichef Karl Nehammer Lopatka nach dessen Ernennung dankte, "dass du dir das antust". Zu gewinnen gab es tatsächlich nichts. Die ÖVP startet vom Level eines Rekordergebnisses, die Regierungsarbeit gilt als unpopulär und gefühlt befindet sich die Volkspartei spätestens seit dem unfreiwilligen Abgang von Sebastian Kurz in der Dauer-Defensive.
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Da war der gegenwärtigen Führung auch klar, dass man an der Spitze der Kampagne eine schillernde Persönlichkeit brauchen würde. Das Problem: Niemand wollte. So kam mit Lopatka einer zum Zug, dem man fachlich zwar alles zutraut, der sich aber über Jahrzehnte eher das Image des Ränkeschmieds als das des Strahlemanns erworben hatte.
Altersmilde
Mancher fand den Spitzenkandidaten in dieser Kampagne ein wenig altersmilde. Von "Dirty Campaigning", das ihm zu seiner Zeit als Generalsekretär beständig vorgeworfen wurde, war wenig zu merken. Lopatka gab den europa-freundlichen Konservativen, der den Klimawandel im Verbrenner bekämpfen will. Außer ein paar Spitzen gegen den Charakter von Grünen-Frontfrau Lena Schilling beließ er es bei den in der ÖVP zur Routine gewordenen Attacken gegen die Freiheitlichen, mit denen er im Gegensatz zur Linie der Bundespartei auch ohne Herbert Kickl nicht koalieren will.
Nicht jeder mag das dem Oststeirer glauben. Lopatka, wiewohl in der Jugend als Sprecher der Friedensbewegung zum liberalen Flügel der ÖVP zählend, galt seit langem als Verbinder zur FPÖ. Schon unter Wolfgang Schüssel gab er unter Schwarz-Blau bzw. Orange den Generalsekretär. Dass er später in der Große Koalition als schwarzer Klubobmann dirigierte, ist einer der vielen Beweise seiner politischen Flexibilität.
Mit Mitte 20 in den Landtag eingezogen
Auch wenn Lopatka nun doch einmal an der Spitze ran durfte und im Europaparlament ein neues Betätigungsfeld findet, sind die großen Zeiten des Juristen und Theologen schon ein Vierteljahrhundert her. Sein erstes Meisterstück gelang Lopatka, der schon mit Mitte 20 in den Landtag eingezogen war, bei der steirischen Landtagswahl im Jahr 2000, als er die Volkspartei zu einem elfprozentigen Zuwachs managte.
Wolfgang Schüssel holte Lopatka als Generalsekretär nach Wien, wo er mit einem deftigen Anti-Gusenbauer-Wahlkampf die ÖVP erstmals seit Jahrzehnten an die Spitze der Wählergunst führte. Die Erfolgswelle brach bei der Wahl 2006, die Volkspartei musste als Juniorpartner in die große Koalition und Lopatka blieb nur ein Staatssekretariat, zunächst für den Sport, später - mit wieder gewonnener Bedeutung - für Finanzen.
Staatssekretär im Außenministerium
Nach eineinhalb Jahren Pause in der Abgeordnetenbank kam er als Staatssekretär im Außenministerium zurück ins Kabinett. Ende 2013 wurde er Klubobmann der Volkspartei und navigierte deren Fraktion durch eine schwierige, weil ungeliebte große Koalition.
Lopatka festigte in dieser Phase seinen Ruf als Ränkeschmied, eroberte einige Abgeordnete des Team Stronach mit dem angenehmen Nebeneffekt, plötzlich eine schwarz-blaue Drohkulisse in der Hand zu haben. Die Rechnungshof-Spitze taktierte er für seine nähere Landsfrau Margit Kraker und schließlich hatte er eine führende Rolle in der Demontage Reinhold Mitterlehners, die ja die Inthronisierung von Sebastian Kurz zum Ziel und als Folge hatte.
Seither ist Lopatka vor allem Europapolitiker und passt somit ganz gut nach Brüssel und Straßburg. Zu prophezeien, dass dort die politischen Endstationen des 64-jährigen sein werden, wäre aber verwegen.
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Bei Beamten, außer in Wien reüssiert die ÖVP noch gut.
Jetzt ist klar, unparteiisch sind die OÖN bestimmt nicht…. bei dieser Überschrift: Lopatka hat sich neu erfunden
Wenn jetzt in OÖ eine Partei inseriert: Unser Fräulein wird für OÖ arbeiten, dann dreht sich einer, der mehr auf dem Kasten hat als für die Hauptschule gerade ausreicht, um und heult bitterlich.
Wann wird sich das Schulsystem auf seriöses Niveau erheben?