Prognose: Bis 2050 sind in der Pflege 200.000 zusätzliche Kräfte notwendig
WIEN. Fast 200.000 Beschäftigte sind bis 2050 zusätzlich notwendig, um in Österreich Pflege und Betreuung aufrechterhalten zu können. Dieses Ergebnis einer Bedarfsprognose legte am Mittwoch die Gesundheit Österreich (GÖG) vor.
Einberechnet wurden der "Ersatzbedarf" durch zu erwartende 108.000 Pensionierungen und der "Zusatzbedarf" an rund 88.000 Pflegekräften, die im Zuge der demografischen Entwicklung benötigt würden, erklärte Brigitte Juraszovich von der GÖG.
Von der Studie erfasst wurde Personal in Akutspitälern und Reha-Einrichtungen sowie in der stationären, teilstationären und mobilen Langzeitpflege. Insgesamt ergibt sich dort bis 2030 ein kumulierter Mehrbedarf von rund 51.000 Personen, bis 2040 von 120.000 und bis 2050 von 196.500 Beschäftigten.
Nimmt man nur die Pflegepersonen im engeren Sinn in den Fokus (Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz und Diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal), braucht es bis 2030 jährlich zwischen 5000 und 5900 Personen mehr. 2031 bis 2040 werden im Schnitt 5600 Personen benötigt, 2041 bis 2050 sind es dann 6200.
Derzeit werden in den genannten Bereichen im Schnitt 5100 Personen ausgebildet. Das klinge zwar wie eine vollständige Abdeckung des Bedarfs. Allerdings müsse man hier einbeziehen, dass nur rund 80 Prozent der Ausgebildeten in den Pflegeberuf einsteigen, sagte Juraszovich. Deshalb und wegen der Fluktuation und der Pensionsabgänge ergebe sich eine jährliche "Lücke" von 2000 bis 3000 Personen.
Um diese zu schließen, empfiehlt die GÖG eine Attraktivierung der Ausbildung, die Rekrutierung von Pflegekräften aus dem Ausland und von Wiedereinsteigerinnen und Quereinsteigern sowie bessere Arbeitsbedingungen. Außerdem könne man die Effizienz durch mehr Einsatz von Technik steigern und das Pflegepersonal durch administrative Kräfte entlasten. Durch die Erhöhung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung könnte etwa die Pflegebedürftigkeit reduziert werden.
Reaktionen
Caritas-Direktor Klaus Schwertner hält gute Gehälter, neue Modelle in der Personalplanung und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie eine entsprechende Berufsanerkennung bei Pflegepersonen für nötig. Für Volkshilfe-Präsident Ewald Sacher sind die Zahlen der Prognose sogar zu tief gegriffen, weil etwa die Reduktion der Wochenarbeitszeit noch nicht eingerechnet sei.
SP-Sozialsprecher Josef Muchitsch verlangte eine Bezahlung in Höhe von 2300 Euro brutto für Personen in der Pflegeausbildung. VP-Seniorenbundpräsidentin Ingrid Korosec will einen Ausbau der Digitalisierung wie etwa durch Telemedizin oder Smart-Home-Technologien.