Italiens Team spielt keinen Stiefel mehr
ROM. Der Weg aus der Krise: Coach Mancini schneiderte einen attraktiven Anzug für die Squadra.
Mit dem ehemaligen Teamstürmer und Ex-Inter- und -Manchester-City-Trainer Roberto Mancini scheint der italienische Fußballverband den richtigen "Mister" gefunden zu haben, um an frühere Glanzzeiten anzuknüpfen. Seit 2006, dem im Elfmeter-Krimi von Berlin eroberten Weltmeistertitel, wartet die Squadra Azzurra auf eine Trophäe. Die Zeichen stehen ganz gut, dass die sukzessiv verjüngte Mannschaft um Milan-Torhüter Gianluigi Donnarumma und Lazio-Goalgetter Ciro Immobile bei der EM 2021 keinen Stiefel zusammenspielen wird.
An Selbstvertrauen mangelt es den Italienern, die in der EURO-Gruppe A mit der Schweiz, den wiedererstarkten Türken und Wales um Tottenham-Star Gareth Bale zusammengespannt sind, nicht. Mancinis Rasselbande, die das EM-Eröffnungsspiel am Freitag, dem 11. Juni (21 Uhr), im Olympiastadion zu Rom gegen die Türkei bestreiten wird, ist makellos durch die Qualifikation gestürmt.
Seit September 2018 unbesiegt
Zehn Siege in zehn Spielen sprangen heraus. Das 7:0 im Test gegen San Marino (mit insgesamt 26 Abschlüssen) am Freitag in Cagliari war das 26. Ländermatch in Folge ohne Niederlage. Zuletzt verloren die Italiener am 10. September 2018 in der UEFA Nations League in Portugal. Das war wohl auch noch dem WM-"Kater" geschuldet.
Die stolze Fußball-Nation hatte gerade das Turnier in Russland verpasst, der Schuldige für das Scheitern war mit Teamchef Giampiero Ventura rasch ausgemacht. Zwei Tage nach dem K. o. im WM-Play-off am 13. November 2017 gegen Schweden wurde er entlassen und die Mission Krisenbewältigung eingeläutet.
Italien hatte in der Vergangenheit oft glanzlos, aber phasenweise effizient performt. Mancini – seit Mai 2018 im Amt – verpasste der Squadra eine moderne Note im offensiven und attraktiven 4-3-3-System. Der Weg zum Glanz war steinig, Mancini verhalf seit dem Umbruch 32 Spielern zu ihrem Nationalteam-Debüt. Viele entsprachen.
Sie profitierten auch von der wieder aufstrebenden Serie A, in der sich Stars von Cristiano Ronaldo über Zlatan Ibrahimovic bis Romelu Lukaku tummeln. Das war nicht immer so, Italien galt in den 1990ern als Fußball-Schlaraffenland, danach liefen der "Stiefelnation" dann Spanien, England und auch Deutschland den Rang ab.
Jetzt geht es wieder bergauf – auch dank Mancini. "Er hat das gute Bild des italienischen Fußballs wiederhergestellt. Das Team hat Qualität und Potenzial", sagte Marcello Lippi, der Weltmeistercoach 2006.
Zunächst gilt es die EM-Gruppenphase zu meistern und das Achtelfinale erreichen. Der Heimvorteil spricht für Mancinis Elf, der erste Herausforderer, die Schweiz, wird indes zum Flugmeilensammler der Vorrunde werden. Von Baku nach Rom und zurück – macht insgesamt 13.500 Kilometer für die Nummer 13 der Weltrangliste, deren Stars Nico Elvedi und Denis Zakaria bei Mönchengladbach dem Ball hinterherjagen.
Die Türkei glänzte in der WM-Qualifikation beim 4:2 gegen die Niederlande, Trumpf-Ass ist Stürmer Burak Yilmaz (35), der sich mit Lille sensationell zum französischen Meister krönte. Wales muss beweisen, mehr als "nur" Bale zu sein. 2016 gelang das mit dem Einzug in das EM-Semifinale.
EURO-Gruppe A
ITALIEN
Teamchef: Roberto Mancini
Bekannteste Spieler: Ciro Immobile (Lazio Rom), Giorgio Chiellini (Juventus Turin)
FIFA-Weltrangliste: 7
WM-Teilnahmen: 18
EM-Teilnahmen: 10
Größte Erfolge: Weltmeister 1934, 1938, 1982, 2006, Europameister 1968
SCHWEIZ
Teamchef: Vladimir Petkovic
Bekannteste Spieler: Granit Xhaka (Arsenal), Xherdan Shaqiri (Liverpool)
FIFA-Weltrangliste: 13
WM-Teilnahmen: 11
EM-Teilnahmen: 5
Größte Erfolge: WM-Viertelfinale 1934, 1938, 1954
TÜRKEI
Teamchef: Senol Günes
Bekannteste Spieler: Hakan Calhanoglu (AC Milan), Caglar Söyüncü (Leicester City)
FIFA-Weltrangliste: 29
WM-Teilnahmen: 2 (1954, 2002)
EM-Teilnahmen: 5 (inklusive 2021)
Größte Erfolge: WM-Dritter 2002, EM-Semifinale 2008
WALES
Teamchef: Robert Page
Bekannteste Spieler: Gareth Bale (Tottenham), Aaron Ramsey (Juventus Turin)
FIFA-Weltrangliste: 17
WM-Teilnahmen: 1 (1958)
EM-Teilnahmen: 2 (2016, 2021)
Größter Erfolg: EM-Semifinale 2016
Der Spielplan:
- 11. Juni: Türkei – Italien (Rom, 21 Uhr)
- 12. Juni: Wales – Schweiz (Baku, 15)
- 16. Juni: Türkei – Wales (Baku, 18), Italien – Schweiz (Rom, 21)
- 20. Juni: Italien Wales (Rom, 18), Schweiz – Türkei (Baku, 18)
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