Ehemaliger Grazer Stadionchef warnt vor "Gefahr im Verzug"
GRAZ. Während die Grazer Fußball-Stadion-Debatte anhält, schlägt der Ex-Chef der Stadion GmbH wenige Wochen nach seiner Pensionierung Alarm.
Gerald Pototschnig warnt vor einer desolaten Substanz der Merkur Arena und sieht in einem Punkt sogar den laufenden Spielbetrieb für die beiden Untermieter Sturm Graz und GAK akut gefährdet. Die allergrößte Baustelle sei "definitiv das Flutlicht", sagte Potschnig gegenüber "90 Minuten".
- Lesen Sie auch: Sturm Graz nach 0:2 gegen Sporting in CL weiter ohne Punkt
"Es ist veraltet und es ist schadhaft. Es ist sogar so alt, dass es keine Ersatzteile mehr dafür gibt", sagte Pototschnig. "Wenn da nichts passiert, kann es im Stadion ganz schnell finster werden." Man rette sich derzeit mit Lampen vom GAK-Sportcampus drüber, da die dortigen Trainingsplätze sukzessive auf LED umgestellt und deshalb frei werden. "Aber letztes Jahr im Dezember beim Heimspiel von Sturm gegen Lustenau sind wir ganz knapp vor einer Absage gestanden, weil die ganze Anlage am Freitagnachmittag in die Knie gegangen ist."
"Mit Billa-Sackerl" abgeklebte Stromleitungen
Die Gründe sieht Pototschnig in einer desolaten Elektronik. "Bei einer Kantine auf der Ostseite muss man die Bierfässer auf die Seite räumen, dann dort hineinkriechen und gearbeitet werden kann nur am Boden liegend oder möglichst flach hockend", schilderte der 63-Jährige. Er erzählt auch von "mit Billa-Sackerl" abgeklebten Starkstromleitungen und einem Feuerwehreinsatz wenige Wochen vor seiner Pensionierung im September. Die habe kurz vor Matchbeginn wegen zersprungener Verteiler ausrücken müssen. "Die Feuerwehr konnte das Problem beheben, aber ich glaube, es ist nicht überspitzt, wenn ich sage: Beim Flutlicht ist Gefahr im Verzug."
"Abgewohnter, zerlemperter Kobel"
Die jüngste UEFA-Messung habe bereits eine verminderte Strahlkraft ergeben. Allgemein sei das 27 Jahre alte Stadion ein "abgewohnter, zerlemperter Kobel", der von Grund auf saniert werden müsse, sagte Pototschnig. In das Stadion sei nie in Instandhaltung investiert worden, stattdessen habe der Eigentümer "gespart, dass es knirscht".
Die lange Zeit diskutierte Zwei-Stadien-Lösung wurde von der Politik nunmehr wegen offiziell zu hoher Kosten abgesagt. Stattdessen könnte die Arena modernisiert werden. Eine entsprechende Machbarkeitsstudie ist ausständig. Unabhängig davon kündigte der (Korruptions-) Freie Gemeinderatsklub in Graz zuletzt im laufenden Wahlkampf für die Landtagswahl am 24. November an, Unterschriften für eine Volksbefragung über ein zweites Stadion sammeln zu wollen.