"Wir fahren sicher nicht dorthin, um die Stimmung im Stadion zu genießen"
PASCHING. Europa League: Dogan Erdogan, der türkische U21-Teamkapitän in Diensten des LASK, fiebert dem Drittrunden-Quali-Hinspiel gegen Besiktas in Istanbul entgegen.
Rechtzeitig vor dem Drittrundenhinspiel in der Fußball-Europa-League ist LASK-Mittelfeldspieler Dogan Erdogan wieder fit. Als Härtetest nach zehnmonatiger Pause wegen einer Schambeinentzündung schoben die Athletiker am Montagabend sogar einen geheimen Test gegen Seekirchen mit einem gemischten Team aus dem Bundesliga-Kader und jenem des FC Juniors OÖ ein, bei dem Erdogan eine Halbzeit hochmotiviert spielte. Der Türke dürfte am Donnerstag wieder im Pflichtspielkader stehen. Was das Spiel in seiner Heimat für den 21-Jährigen bedeutet und warum er seinen Vertrag beim LASK verlängert hat, erzählt er im Interview.
OÖN: Was löst der Gedanke an das Spiel gegen Besiktas Istanbul in Ihnen aus?
Erdogan: Es ist natürlich ein besonderes Spiel für mich. Gleich nach der Auslosung haben mich viele Freunde und Verwandte angerufen. Ich war schon sehr lange nicht mehr in Istanbul, ich freue mich darauf, sie wieder zu treffen. Dazu kenne ich einige Spieler aus den Nachwuchsnationalmannschaften.
Wie sehen Sie die Chancen des LASK?
Wir haben Respekt vor Besiktas. Wir fahren sicher nicht dorthin, um die Stimmung im Stadion zu genießen. Wir werden unser Bestes geben.
Den türkischen U21-Teamkapitän erwartet man eher im Kader von Besiktas als in jenem vom LASK. Wieso sind Sie nach Österreich gewechselt?
Mein Vertrag bei meinem früheren Klub (Anm.: Samsunspor) ist ausgelaufen. Ich wollte meinen Horizont erweitern und dazulernen. Der Fußball in der Türkei ist eher entspannt. Die Mannschaften sind technisch stark und gerne in Ballbesitz, sie spielen viele Pässe auf dem Weg nach vorne. Hier habe ich auch eine andere Seite kennengelernt. Ich bin zweikampfstärker und defensiv insgesamt besser geworden, und ich laufe viel mehr als früher, weil hier viel mehr mit frühem Attackieren bei vollem Tempo gespielt wird.
Kann der LASK Besiktas damit überraschen?
Das glaube ich nicht, auch wenn sie es von der SüperLig nicht so gewohnt sind. Aber in der Champions League sind sie auf einige solcher Mannschaften getroffen.
Mit welchem türkischen Klub fiebern Sie mit?
Mit gar keinem. Ich bin Fußball-Profi. Ich bin Fan des LASK.
Gute Antwort, damit bleiben Ihnen alle Wege offen.
Ich bin Profi. Wer weiß, wohin meine Wege führen.
Sie haben am Wochenende Ihren eigentlich im kommenden Sommer auslaufenden Vertrag um eine Saison bis Sommer 2020 verlängert. Als türkischer U21-Teamkapitän sind Sie nicht nur für die Topklubs Ihrer Heimat interessant. Fühlen Sie sich bereit für den nächsten Schritt?
In erster Linie will ich jetzt vollkommen fit werden, damit ich der Mannschaft wieder helfen kann. Wenn ich gehe, gehe ich nicht ablösefrei.
Warum? Als ablösefreier Spieler können Sie womöglich mehr kassieren.
Das ist eine Sache des Respekts. Der Klub, die Fans, alle hier haben mich stets respektiert. Der LASK hat mir die Chance gegeben, Stammspieler zu sein. Ich habe hier so viel gelernt. Dafür will ich etwas zurückgeben. Das ist zum einen voller Einsatz auf dem Platz, zum anderen eine Ablöse, wenn ich irgendwann wechseln sollte. Das wäre dann eine Win-Win-Situation für beide Seiten.
Das Abenteuer beginnt um neun Uhr
Um neun Uhr startet für den LASK heute das Abenteuer mit einem Frühstück, zwei Stunden später hebt die Chartermaschine ab. Um 18 Uhr gewöhnt sich das Team beim Abschlusstraining an die Vodafone-Arena – auf die Geräuschkulisse, die am Donnerstag wartet, gibt es keine Vorbereitung, ebenso nicht auf die Qualität des Gegners.
Pepe, dreifacher Champions-League-Sieger mit Real Madrid und wie Ricardo Quaresma regierender Europameister mit Portugal, der kroatische Vizeweltmeister Domagoj Vida, Álvaro Negredo, Europameister 2012 mit Spanien – mehr muss man nicht wissen, um die krasse Außenseiterrolle des LASK zu beschreiben. In der zweiten Qualifikationsrunde gegen Tórshavn waren sie alle noch nicht dabei. 29,5 Jahre betrug das Durchschnittsalter im Rückspiel (6:0). Dabei drückte dieses der 23-jährige Dreifachtorschütze Cyle Larin noch. Gökhan Töre wurde eingewechselt – jener Spieler, der nach dem WM-Qualifikationsspiel gegen die Niederlande 2013 mit einer Pistole ins Zimmer seiner Kollegen Hakan Calhanoglu und Ömer Toprak stürmte...
"Das ist eine Frage des Respekts......."
Ungeheuer gescheite Aussagen dieses Spielers, die ihn total sympathisch rüberkommen lassen. Das ist in Zeiten von Profis, die nur ihre eigene Kohle sehen gar nicht selbstverständlich.