Denkwürdige Geschichten einer On-off-Beziehung
Auf der steirischen Rennstrecke ging es oft ziemlich rund, mit Niki Lauda holte nur ein Österreicher den Großen Preis von Österreich.
Die Gegenwart verspricht zwar ein großes Tam-Tam, aber aufgrund der Überlegenheit des Mercedes-Teams nicht unbedingt aktionsgeladenen Rennsport. Die Zukunft steht in den Sternen, weil im nächsten Jahr der Formel-1-Vertrag ausläuft und Red Bull noch nicht weiß, ob man darüber hinaus die Cash-Cow bleiben möchte. Nicht einmal, wenn bis Sonntag tatsächlich 200.000 (zahlende) Zuschauer kommen werden, produziert das Spektakel eine schwarze Null. Reizvoller als aktuelle Standortbestimmungen oder Zukunftsprognosen ist da schon der Blick in den Rückspiegel. Da zeigt die Formel 1 in der Steiermark nämlich denkwürdige Momente.
Das erste Mal: Am 23. August 1964 wurde erstmals auf dem Fliegerhorst Hinterstoisser bei Zeltweg im Rahmen der WM um den Großen Preis von Österreich gefahren. Auf der Rumpelpiste waren zur Halbzeit nur noch acht von 22 gestarteten Autos fahrtauglich. Auch Lokalmatador Jochen Rindt kam bei seinem Formel-1-Debüt nicht ins Ziel. Der Sieg ging an den Italiener Lorenzo Bandini, der drei Jahre später bei einem Feuer-Unfall in Monte Carlo ums Leben kommen sollte.
Die Ring-Premiere: Sechs Jahre später, am 16. August 1970, gab es auf dem neuen Österreichring nahe Zeltweg den zweiten Formel-1-Grand-Prix in Österreich. Jochen Rindt stellte seinen Lotus im Training auf die Pole-Position, fiel im Rennen aber mit Motorschaden aus. Jacky Ickx und Clay Regazzoni bescherten Ferrari einen Doppelsieg.
Ein Fall für zwei: Im Jahr nach dem Tod von Jochen Rindt debütierten Mitte August 1971 mit Helmut Marko und Niki Lauda zwei Österreicher in der Formel 1. Beide hatten mit dem Rennausgang wenig zu tun. Marko wurde mit zwei Runden Rückstand auf Sieger Jo Siffert Elfter, Lauda konnte sich nicht für das Rennen qualifizieren.
Der Tod fuhr mit: 1975 verunglückte der US-Amerikaner Mark Donohue. Er prallte im Warm-up nach einem Reifenschaden in die Streckenbegrenzung und wurde anschließend im Medizin-Zelt versorgt. In seiner Nähe lag damals übrigens ein kleiner Bub mit Bauchweh, der später als ORF-Formel-1-Spezialist bekannt wurde – Ernst Hausleitner. Zunächst meinte man, Donohue wäre nicht allzu schwer verletzt. Auf dem Weg in das Krankenhaus nach Graz fiel er allerdings ins Koma und erlag zwei Tage später einer Gehirnblutung.
Niki Nationale: 1977 holte der inzwischen zum Volkshelden avancierte Niki Lauda im Ferrari die Pole-Position, im Rennen musste er sich Alan Jones geschlagen geben. Im Oktober wurde Lauda zum zweiten Mal Formel-1-Weltmeister und gab die Trennung vom Ferrari-Team bekannt.
Endlich ein Heimsieg: 1984 konnte in Spielberg erstmals der Sieg eines österreichischen Fahrers gefeiert werden. Niki Lauda triumphierte im McLaren vor Nelson Piquet und holte am Ende der Saison erneut den WM-Titel. Debütant Gerhard Berger kommt in einem von der Linzer Glücksstelle Moser mitfinanziertem ATS-BMW auf Platz zwölf.
Verkehrsstau: 1987 wird auf dem "alten" Österreichring zum letzten Mal gefahren. Zwei Massenkarambolagen prägten das chaotische Rennen. Stefan Johansson war schon im Training mit einem Reh kollidiert. Nigel Mansell wurde als der letzte Sieger auf der klassischen Hochgeschwindigkeits-Rennstrecke abgewunken, die bei den Fahrern sehr beliebt, aber aus der Zeit gefallen war.
Das erste Comeback: Nach zehnjähriger Pause kam die Formel 1 1997 auf die "kastrierte" Rennstrecke, die jetzt A1-Ring hieß, in die Steiermark zurück. Gerhard Berger fuhr seinen letzten Heim-Grand-Prix und wurde von Defekten geplagt Zehnter.
Der Skandal: "Rubens, let Michael pass for the Championship" lautete 2002 die Regieanweisung aus der Ferrari-Box für Rubens Barrichello. Der Brasilianer ließ sich vor dem Ziel tatsächlich von Michael Schumacher überholen. Die Fans reagierten mit einem Pfeifkonzert. Die FIA verdonnerte Ferrari zu einer Million Dollar Geldstrafe und sprach ein Verbot gegen eine derartige Stallorder aus. Inzwischen werden die Piloten wieder von der Box aus "ferngesteuert", wenn auch etwas weniger offensichtlich.
Das zweite Comeback: Nach einer elfjährigen Pause kehrt der Formel-1-Zirkus 2014 wieder in die Steiermark zurück. Red-Bull-Chef Didi Mateschitz hat sie mit Millioneninvestitionen frisch herausgeputzt. Selbst Einheimische wurden von Red Bull gefördert, wenn sie ihre Häuser (optisch) sanierten. Auf der Rennstrecke schaute Mercedes stets am besten aus. Nach vier Siegen der Silberpfeile in Serie gewann 2018 mit Max Verstappen erstmals ein Red-Bull-Bolide auf dem Red-Bull-Ring.
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