Formel 1: Norris pirscht sich langsam an WM-Leader Verstappen heran
SINGAPUR. Das Nachtrennen der Formel 1 am Sonntag in Singapur hat eine Reihe an Premieren gezeitigt, aber eine Konstante blieb: Red-Bull-Star Max Verstappen muss weiter auf seinen ersten Sieg im südostasiatischen Stadtstaat warten.
Doch mit Rang zwei betrieb der Weltmeister auf dem Weg zu seinem vierten Titel Schadensbegrenzung. Unangefochten war auf dem Marina Bay Street Circuit Verstappens schärfster Rivale Lando Norris, der McLaren-Pilot fuhr mühelos seinen dritten GP-Sieg ein. Erstmals lief der Singapur-Grand-Prix auf dem engen Kurs ohne große Szenen beim Start, ohne Unfälle und ohne Safety Car ab. Dafür gewann hier erstmals Norris. Der Brite rückt kontinuierlich Verstappen näher. Sechs Rennen sowie drei Sprints hat der 24-Jährige Zeit, um die verbliebenen 52 Punkte Rückstand auf den WM-Leader wettzumachen. In der Konstrukteurswertung scheint McLaren mit 41 Zählern Vorsprung auf Red Bull Racing und dem besseren Auto bereits auf und davon zu sein.
"Es ist wie in der Sauna"
Die schwül-heißen Bedingungen in Singapur trotz fortgeschrittener Abendstunde waren wie immer eine große Herausforderung. "Es ist wie in einer Sauna", funkte Mercedes-Fahrer George Russell. Sein Landsmann Norris verlor ein paar Mal die Konzentration und machte zweimal die - letztlich folgenlose - Bekanntschaft mit der Begrenzungsmauer. "Es war ein tolles Rennen. Einige meiner Entscheidungen waren zu knapp, ich hatte ein paar kleine Momente in der Mitte des Rennens", erklärte der WM-Zweite, dessen Team ihn zu "voller Aufmerksamkeit" ermahnte.
McLaren-Dominanz zu groß
Am Ende war die Dominanz des McLaren allerdings zu groß. "Wir sind das ganze Rennen geflogen", lobte Norris, dessen Teamkollege Oscar Piastri von Startplatz fünf auf Rang drei fuhr. Den Grand Slam für Norris aus Pole Position, Rennsieg und schnellster Runde machte allerdings Daniel Ricciardo zunichte. Der australische Racing-Bulls-Fahrer wurde kurz vor dem Ende noch einmal an die Box gerufen. Mit frischen Reifen luchste er dem Verstappen-Konkurrenten die Rundenbestzeit und damit einen WM-Punkt ab.
"Ganz sportlich finde ich das nicht"
McLaren-CEO Zak Brown war mit dieser Vorgehensweise im zweiten Red-Bull-Team bei einem am Ende des Feldes liegenden Fahrers nicht einverstanden. "Das ist enttäuschend, ganz sportlich finde ich das nicht", meinte Brown im ORF.
Enttäuscht ist auch der richtige Begriff, wenn es um Verstappen und seine Rennbeziehung mit dem Marina Bay Street Circuit geht. Zwar zeigte sich der dreifache Weltmeister nach einer furchtbaren Freitags-Performance seines Boliden mit Rang zwei nicht unzufrieden und sprach von einem Schritt nach vorne. Der Niederländer wartet nun allerdings seit acht Rennen auf einen Sieg. Ein ungewohntes Gefühl für den 26-Jährigen, dessen Vorsprung langsam schmilzt. "Wir müssen versuchen, eine bessere Performance und Balance des Autos zu finden, sodass wir wieder um Siege kämpfen können und nicht Punkte verlieren", richtete er seinem Team aus. "Ich will auch nicht immer hinter Norris ins Ziel kommen."
Red Bull richtet Blick bereits auf Austin
Verstappen richtete bereits seinen Blick auf die nächsten Grand Prix'. Nach einer mehrwöchigen Pause steht am 20. Oktober der Große Preis von Amerika in Austin an, eine Woche später gastiert der Formel-1-Zirkus in Mexiko City. Die Strecken dort sollten dem Red Bull jedenfalls besser liegen. Dieselben Hoffnungen hegt Teamkollege Sergio Perez, der nach Rang zehn am Sonntag von einem "Albtraum" sprach.
In Nordamerika bereits fehlen könnte Ricciardo, der in Singapur seine Abschiedsvorstellung gegeben haben könnte. Darauf angesprochen meinte der 35-Jährige nur: "Ich muss darauf vorbereitet sein, dass es so sein könnte." Dass er trotz seines 18. und somit letzten Platzes im klassierten Fahrerfeld von den Fans zum Fahrer des Tages gewählt wurde, mutete fast ein wenig zynisch an. "Ich bin im Frieden damit. Irgendwann trifft es jeden", sagte der Sieger von acht Formel-1-Rennen. "Es ist vielleicht nicht das märchenhafte Ende, aber ich blicke mit Stolz auf die letzten 13 Jahre zurück."
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Um Weltmeister zu werden, genügt das noch nicht.