Ohne Nervenkitzel geht es bei ihm einfach nicht
TOKIO. Lukas Weißhaidinger zog auf den letzten Drücker ins heutige Diskus-Finale ein
"Luki, wenn du willst, dass ich noch länger lebe, dann mach das nicht mehr." Diesen Wink hatte der mittlerweile 68-jährige Sepp Schopf Schützling Lukas Weißhaidinger schon nach dem nervenaufreibenden Qualifikationsbewerb der EM 2018 in Berlin mit auf den Weg gegeben. Beherzigen tut dies der Diskuswerfer aber nach wie vor nicht. Anderer Schauplatz, gleiches Schauspiel: Beim gestrigen Olympia-Vorkampf in Tokio konnte der Innviertler nach zwei ungültigen Versuchen erst im dritten und letzten mit 64,77 Metern noch das Ticket für das heutige Finale (13.15 Uhr) lösen.
Unter den Augen seines Haupttrainers Gregor Högler warf Weißhaidinger zunächst zu weit nach links, ehe der 150-Kilogramm-Riese beim zweiten Versuch die Balance verlor und auf seinem Hintern landete. Nach abertausenden Trainingswürfen hing sein olympischer Traum plötzlich an einem einzigen Versuch. Eine Drucksituation, die Weißhaidinger mit der insgesamt fünftbesten Weite jedoch bravourös meisterte. Es folgte ein kurzes Freudentänzchen sowie eine Ansage in die Kameras: "Genau so geht das – und nicht anders!"
Während Top-Favorit Daniel Stahl (Swe) mit 66,12 Metern auf Anhieb die Fix-Quali-Weite (66 Meter) übertraf, sind andere Medaillenkandidaten bereits auf der Strecke geblieben. "Wenn man sieht, dass mit Fedrick Dacres und Alin Firfirica der Vizeweltmeister und der WM-Vierte ausgeschieden sind, dann weiß man, welche Nervensache so eine Qualifikation ist", so Weißhaidinger. "Die Pflicht ist erfüllt, jetzt kommt die Kür", blickte der Taufkirchner auf das zweite Olympia-Finale seiner Karriere. In jenem in Rio, wo er Sechster wurde, war er nicht bereit für die Größe der Bühne gewesen. Das notwendige Rüstzeug habe er nun: "Ich verspreche volle Attacke."
Entschuldigung an die Freundin
Vor dem großen Angriff musste Weißhaidinger allerdings noch einen Fauxpas ausmerzen. Via TV ließ er seine Freundin Hanna grüßen: "Ich habe unseren neunten Jahrestag im Zuge der hektischen Anreise vergessen. Jetzt wollte ich mich dafür entschuldigen."
Hanna drückt ebenso von zu Hause aus die Daumen wie Weißhaidingers Fanklub. Dieser lädt heute ab 12 Uhr zum gemeinsamen Schauen ins Schulzentrum von Taufkirchen an der Pram. Organisiert hat es Franz Weißhaidinger, Lukas’ Bruder.
Ausnahmsweise nicht mit dabei sein wird dort Sepp Schopf, der mit seiner Gattin urlaubt und die Bewerbe freilich im Fernsehen verfolgt. "Ich drücke mir bestimmt meine Daumen ab", sagte der 68-Jährige grinsend. Und geht man nach den vergangenen Großereignissen ist der Nervenkrimi im Olympia-Vorkampf sogar ein positives Omen. Denn neben der eingangs erwähnten EM 2018 (als Elfter) zitterte sich Weißhaidinger auch bei der WM 2019 in Doha (als Zwölfter) in das Finale. Bei beiden Events stand er am Ende als Dritter auf dem Podest. Für Tokio könnte das heißen: andere Stelle – gleiches Schauspiel.
der Typ nervt, er macht viel zu viel Gschiss um sich selbst