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"Genscheren"-Schoki muss gekennzeichnet sein

Von Ulrike Rubasch, 26. Juli 2018, 00:04 Uhr

NGOs jubeln, Forscher enttäuscht

Das gestrige Urteil des Europäischen Gerichtshofs über die neuen gentechnischen Methoden spaltet die Gemüter. Pflanzen, die mit der so genannten "Genschere" (Mutagenese) verändert werden, müssen nun auch wie die bisherigen gentechnisch veränderten Organismen (GVO) zugelassen und gekennzeichnet werden. Die Pflanzen werden durch Gen-Veränderung beispielsweise resistent gegen Schädlinge oder Pflanzenschutzmittel.

Das EuGH-Urteil bringt der Linzer Europarechtler Franz Leidenmühler auf den Punkt: "Mutagenese ist gleich Gentechnik und muss den geltenden Regeln unterworfen werden." Nur bei lange erprobten Verfahren (wie durch ionisierte Strahlung veränderten Pflanzensorten) können sich die EU-Staaten aussuchen, ob sie das streng regeln oder nicht. Österreich, das sich ohnehin immer gegen GVO-Anbau gewehrt hat, darf und muss also die strengen Gentechnik-Regeln anwenden.

Umweltschutzorganisationen und Konsumentenschützer atmen ob dieser Klarstellung auf. "Das Urteil ist ein starkes Signal für die Informationsrechte der Konsumenten", sagt AK-Expertin Iris Strutzmann zu den OÖN. So müssen in Zukunft auch die nach neuer Technik veränderten Lebensmittel GVO-gekennzeichnet werden. Auf einer Tafel Schokolade mit "Genscheren-Soja" muss also auch in Zukunft "Dieses Produkt enthält genetisch veränderte Organismen" stehen.

Forscher und Saatgut-Züchter reagieren schockiert. "Das Urteil ist ein Sieg für die globalen Multis Pioneer und Monsanto, heute Bayer, gegen die europäischen Pflanzenzüchter", sagt Karl Fischer, Geschäftsführer der Saatbau Linz.

Während kleine Saatgutfirmen in der Züchtung weiterhin auf den Zufall hoffen müssen, könne der Rest der Welt mit den neuen Methoden wie Crispr zielgerichtet arbeiten. Europa würde in der Züchtung seine Wettbewerbsfähigkeit verlieren, sagt auch Josef Glößl, Professor für Genetik an der Universität für Bodenkultur in Wien. Forschungsstarke Konzerne könnten sich endgültig aus Europa zurückziehen, wird befürchtet. Eine nachhaltige Landwirtschaft brauche neue Sorten, damit weniger Spritzmittel eingesetzt werden müssen, dafür seien die neuen Verfahren wie Crispr wichtig. "Eine in Europa entdeckte und entwickelte Technik wird durch ein europäisches Gericht verunmöglicht", zeigt sich Fischer enttäuscht.

Jetzt ist die österreichische Bundesregierung am Zug. Sie trat bisher gegen Gentechnik auf. Gestern sprach Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FP) aber überraschend von einer Prüfung "von Fall zu Fall". Das sieht nach klassischem "Hintertürl" aus, das man sich offenhalten will.

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1  Kommentar
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rmach (16.570 Kommentare)
am 26.07.2018 10:47

Hat die Lobby die Richter gekauft? So bringt man die europäische Wirtschaft um. Das Billigstudium Jus darf m.E. nicht dort entscheiden, wo wahre Vernunft und Wissenschaft gefragt ist. Trump hat mit seinen Freunden den bisher größten Sieg davongetragen.

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