Johann Prader, der Innviertler im Währungsfonds
Seit 23 Jahren vertritt Johann Prader Österreich im Internationalen Währungsfonds (IWF). Der Mann aus Rossbach im Bezirk Braunau ist in Washington für seine Direktheit und Ironie bekannt.
Seit 23 Jahren vertritt Johann Prader Österreich im Internationalen Währungsfonds (IWF). Der Mann aus Rossbach im Bezirk Braunau ist in Washington für seine Direktheit und Ironie bekannt. Das sei ein Erbe des Innviertels, sagt Prader: „Diese Eigenschaften werden durch angelsächsisches Understatement gemildert, das ich gelernt habe.“
Prader gilt als lebende Legende im Währungsfonds. Er ist der längstdienende stellvertretende Exekutivdirektor. In seiner Stimmrechtsgruppe vertritt der Innviertler nicht nur Österreich, sondern auch Belgien, die Türkei, Ungarn, Tschechien, die Slowakei, Slowenien, Weißrussland, Kasachstan und Luxemburg. Der Währungsfonds hilft finanzmaroden Staaten wie Griechenland mit Krediten. Prader vermittelt zwischen Ländern und IWF und kann auf die Verhandlungen Einfluss nehmen.
Der Bauernsohn absolvierte das humanistische Gymnasium in Ried. Dort stach er als überaus intelligenter Schüler heraus. Niemand interessierte sich so früh für wissenschaftliche Bücher wie Prader. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft und Volkswirtschaft trat er 1976 in die Nationalbank ein. Er brachte es zum stellvertretenden Leiter der Internationalen Abteilung. Elf Jahre später wurde der Rossbacher, dessen Großonkel Georg Prader von 1966 bis 1970 Verteidigungsminister war, in den IWF entsandt. Seither lebt er mit seiner Ehefrau und der in den USA geborenen Tochter in Washington.
Die Häufigkeit der Heimatbesuche hängt davon ab, wie viele Probleme es in Österreich gibt. Im Vorjahr war er sechs Mal hier. Es ging um das Hilfsprogramm für Osteuropa. Österreich hatte wegen des hohen Engagements in der Region großes Interesse daran. „Zum ersten Mal geriet Österreich in so eine Situation“, erzählt Prader mit gemischten Gefühlen. Morgen, Donnerstag, feiert er seinen 59. Geburtstag.
Für Besuche im Innviertel, wo sein Bruder den Bauernhof führt, bleibt kaum Zeit. Im Juni dieses Jahres wird es aber so weit sein. Prader kommt zum 40-jährigen Maturatreffen. Den Ruhestand will er auch in Österreich verbringen. „Meine Sehnsucht ist stark, besonders nach einem Gespräch mit Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny über Innviertler Speckknödel und Traditionen.“
In seiner Freizeit investiert Prader viel Zeit und Geld in Bücher, hackt Holz und arbeitet im Garten. Er hortet Belletristik und Werke über Geschichte, Architektur und Jazz. Jedes Jahr bestellt der ruhige Zeitgenosse den „Bundschuh“ – eine Schrift des Innviertler Volkskundehauses über Bräuche und Traditionen.