Jeder fünfte Lehrling will Betrieb verlassen
LINZ/WIEN. Gewerkschaftsjugend sieht Verbesserungsbedarf – Wirtschaftskammer relativiert.
29 Prozent der Lehrlinge in Oberösterreich wollen nicht in ihrem Lehrberuf bleiben, jeder fünfte Lehrling will gleich nach der Ausbildung den Betrieb verlassen. Das sind zwei Ergebnisse einer Befragung von 5252 Lehrlingen in Österreich, 1233 davon aus Oberösterreich. Beauftragt hat diesen Lehrlingsmonitor die Österreichische Gewerkschaftsjugend (ÖGJ), durchgeführt wurde sie vom Institut für Berufsbildungsforschung. Die Umfrage wurde zum dritten Mal durchgeführt.
Für den ÖGJ-Landesvorsitzender Josef Rehberger sind diese Zahlen Anlass, aufzuzeigen, dass es „für die Verbesserung der Lehre mehr braucht als Namensänderungen und Imagekampagnen“.
Rund die Hälfte gibt als Begründung für den Wechselwillen an, „Neues ausprobieren zu wollen“. Die Wirtschaftskammer (WK) relativiert, diese Zahlen würden den Arbeitsmarkt repräsentieren.
Österreichweit passt für zwei von drei Befragten im letzten Lehrjahr die Ausbildung, für ein Drittel bräuchte es Verbesserungen. So gab etwa fast ein Drittel der befragten Lehrlinge an, es müsse häufig ausbildungsfremde Tätigkeiten leisten, die für die Ausbildung nichts bringen würden.
Es gab aber auch Erfreuliches: Laut ÖGJ-Zahlen würden sich sieben von zehn sich noch einmal für denselben Beruf entscheiden. Jeder zweite würde auch den gleichen Ausbildungsbetrieb wählen. Die WK legt mit noch besseren Zahlen nach: Der Anteil, der sich für den gleichen oder einen artverwandten Beruf entscheiden würde, liege bei 84 Prozent.
In der Gewerkschaftsumfrage wird kritisiert, dass es nicht überall Ausbildungspläne gibt. Dem hält die WK entgegen, dass die Hälfte der Lehrbetriebe nur einen Lehrling beschäftigt, die Ausbildung also individuell erfolge.
Die Werte der alle zwei Jahre durchgeführten Umfrage (beginnend mit 2015) haben sich übrigens durchwegs leicht verbessert – quer über alle abgefragten Kategorien, vom Berufseinstieg über der Umsetzung gesetzlicher Vorgaben bis zu den Bedingungen im Betrieb.
Wie sagten meine Eltern immer: "Lehrjahre sind KEINE Herrniahre"
4 von 5 wollen also bleiben. Das ist sehr viel!
Der Verfasser dieser Zeilen benötigt eine Lehre in Deutsch: Für den ÖGJ-Landesvorsitzender Josef Rehberger sind diese Zahlen Anlass, aufzuzeigen, dass es „für die Verbesserung der Lehre mehr braucht als Namensänderungen und Imagekampagnen“.
Qualitätsjournalismus liest sich anders
lies was gscheits