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Heizungshersteller Windhager: Insolvenzverfahren eröffnet

Von nachrichten.at/apa, 08. Jänner 2024, 13:30 Uhr
Windhager Zentrale Seekirchen
Zentrale des Heizungsherstellers Windhager in Seekirchen im Salzburger Flachgau Bild: (APA/BARBARA GINDL)

SEEKIRCHEN/PINSDORF/WIEN. Am Landesgericht Salzburg ist am Montag wie erwartet das Insolvenzverfahren über den Heizungshersteller Windhager mit Sitz in Seekirchen (Flachgau) eröffnet worden.

Das Unternehmen hatte den Insolvenzantrag am vergangenen Freitag gestellt. Die Gläubigerschutzverbände beziffern die Passiva mit mehr als 86 Millionen Euro, rund 440 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind betroffen. Windhager strebt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung an und will den Betrieb weiterführen.

Ein vom Unternehmen eingebrachter Sanierungsplanantrag sieht eine Quote in Höhe von 20 Prozent binnen zwei Jahren vor - das ist die gesetzlich erforderliche Mindestquote. Ob das erfüllbar und angemessen ist, muss nun der Masseverwalter beurteilen. Wie Alpenländischer Kreditorenverband, KSV1870 und Verband Creditreform informierten, sind drei Gesellschaften betroffen: Die Windhager Zentralheizung Technik GmbH (Produktion), die Windhager Zentralheizung GmbH (Vertrieb und Service) und die Windhager Logistik GmbH.

Bauprojekt gestoppt

Letztgenannte ist Eigentümerin jener Liegenschaft in Pinsdorf (Bezirk Gmunden), auf der gerade ein neues Werk für Wärmepumpen samt Logistikzentrum errichtet wird. Mit vergangenem Freitag wurden alle Arbeiten an dem rund 91 Millionen Euro teuren und offenbar zu 85 Prozent fertiggestellten Bauprojekt gestoppt. Im Gegensatz zu den beiden anderen Gesellschaften wurde über die Logistik GmbH heute ein Konkursverfahren eröffnet.

Der Traditionsbetrieb Windhager stellt Heizkessel her und hat sich in den vergangenen Jahren als Produzent von Pelletheizungen einen Namen gemacht. Laut den Gläubigerschutzverbänden dürften die Passiva in der Produktionsgesellschaft laut Unternehmen bei rund 78,2 Millionen Euro und in der Vertriebstochter bei 8,2 Millionen Euro liegen, die Aktiva bei rund 21,4 Millionen Euro bzw. 2,2 Mllionen Euro. Die Zahl der betroffenen Gläubiger beträgt rund 354 in der Produktionsgesellschaft und rund 150 in der Vertriebs- und Servicegesellschaft. Bei der Logistik GmbH sollen es sechs sein.

"Extrem negative" Marktentwicklung

Als Ursache für die finanziellen Probleme nannte Windhager-Geschäftsführer Stefan Gubi in der Vorwoche die "extrem negative" Marktentwicklung der vergangenen eineinhalb Jahre. Diese hätte ihren Ursprung in den exorbitant angestiegenen Pellets-Preisen durch die vom Ukraine-Konflikt ausgelöste Energiepreiskrise. Wirklich dramatisch sei die Situation für das Unternehmen dann aber im Sommer 2022 geworden. Damals wurde durch die deutsche Politik die Diskussion geführt, ob Holz als nachhaltiger Energieträger noch förderwürdig sei oder nicht.

"Die Märkte gerieten in den freien Fall. Wir hatten teilweise Phasen mit 60 bis 70 Prozent Aufgangsrückgang und entsprechende Umsatzeinbußen", erklärte Gubi. Doppelt kritisch sei gewesen, dass das Unternehmen zeitgleich hohen Finanzbedarf wegen des Neubaus der Fabrik in Pinsdorf hatte. Bereits im Sommer 2023 schickte Windhager 179 seiner Österreich-Mitarbeiter für drei Monate in Kurzarbeit, nachdem das Arbeitsmarktservice (AMS) einen entsprechenden Antrag bewilligt hatte. Eine Verlängerung der Regelung sei dann aber nicht mehr genehmigt worden, sagte Gubi.

Wie der Geschäftsführer betonte, habe man in den vergangenen Wochen versucht, mit Banken und möglichen Investoren eine außergerichtliche Lösung zu finden. Die Gespräche hätten aber nicht erfolgreich abgeschlossen werden können. "Wir wollen nun die Gespräche fortsetzen, um damit die Weiterführung der Unternehmen zu sichern."

Die Windhager-Mitarbeiter haben keine Dezembergehälter und -löhne mehr erhalten. "Wir haben darum ab Dienstagfrüh Betriebsversammlungen organisiert", sagte Daniel Mühlberger, Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft PRO-GE, am Montag zur APA. "Wir wollen die Beschäftigten informieren, wie sie die ausständigen Gelder beim Insolvenzentgeltsicherungsfonds beantragen können. Viel wichtiger für sie wäre es aber zu wissen, wie es mit dem Unternehmen weitergeht."

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4  Kommentare
4  Kommentare
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Nataliek (60 Kommentare)
am 09.01.2024 14:07

Ich orte hier ein massives Managementversagen.
Wie kann man sich in einem derart großen Maßstab wie Windhager auf nur so eine kleine Nische wie Pelletsheizungen fokussieren.
Wärmepumpen boomen und Windhager macht(e) da nicht mit!? Man hätte sich per Zukauf 1-2 Wärmepumpen-Unternehmen einverleiben können und diesen Markt entwickeln bzw. erschließen.
Das Unternehmen ist/war viel zu schmal aufgestellt

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betterthantherest (37.917 Kommentare)
am 08.01.2024 14:04

auf der Strecke bleibt....

tatatatata....: DER STEUERZAHLER!

monatelang durfte er für die Kurzarbeit bei Windhager brennen obwohl diese Fachkräfte woanders händeringend gesucht waren.

Millionen an Steuerschulden und SV Beiträgen sind uneinbringlich.

Industrie 20.24.

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her (7.809 Kommentare)
am 08.01.2024 15:38

Danke für Ihre Beiträge im Bereich Energie2023 - immer sehr spannend!

Die Nettosteuerzahlerin zahlts natürlich nicht (allein)
da die Regierung seit 19 erhebliche Neuschulden macht:(

Frohes Wahljahr - sorgen Sie trotzdem vor

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Nataliek (60 Kommentare)
am 09.01.2024 14:09

Der Steuerzahler (Staat) hat ja wohl auch einige Zeit von den Steuern des Unternehmens und der Mitarbeiter profitiert...

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