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Schweinepest in China macht Wurst und Schnitzel teurer

Von nachrichten.at/apa, 30. Oktober 2019, 12:36 Uhr
Ob für die Schnitzel noch genügen Semmelbrösel übrige blieben, war nicht bekannt.  Bild: (Volker Weihbold)

PEKING. Schnitzel, Wurst und Bratl vom Schwein - alles teurer. Die Schweinepest in China lässt in Europa die Preise in die Höhe schnellen.

Seit einem Jahr grassiert schon die Afrikanische Schweinepest im Reich der Mitte, dem weltweit größten Produzenten und Konsumenten von Schweinefleisch. Das tückische Virus ist für den Menschen zwar ungefährlich, doch für die Tiere schnell tödlich.

"Es ist die gefährlichste Krankheit, die die Schweineindustrie je erlebt hat", sagte die Expertin Cui Ernan vom Unternehmensberater GavekalDragonomics in Peking. Die Hälfte des Schweinebestands in China wurde bereits dahingerafft. Auch der Weltmarkt reicht nicht, um die Versorgungslücke im bevölkerungsreichsten Land zu füllen.

Überall kaufen Importeure aus China jetzt Schweinefleisch - in Brasilien, den USA und eben auch in Europa. Während sich Bauern über höhere Schlachtpreise freuen, müssen Verbraucher tiefer in die Tasche greifen. In Deutschland stiegen die Preise für Schweinefleisch im September um 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie Thomas Els von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) in Bonn am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Die Preisanstiege sind mittlerweile auch in den Supermarktregalen zu spüren.

In Österreich sind die Preise für Mastschweine an der Schweinebörse laut AMA-Daten vor allem zwischen März und Mai stark gestiegen. Mitte Oktober betrug der Durchschnittspreis für Schlachtschweine 1,94 Euro je kg und lag damit um 32 Prozent über dem Vorjahrespreis. "Schlacht- und Zerlegebetriebe mit China-Exportlizenz berichteten von geteilten Märkten. Während im Inland impulslose Geschäfte mit teilweisen Preiszugeständnissen vorherrschten, florierte der Asien-Export in bisher nicht bekanntem Ausmaß", heißt es im aktuellen AMA-Marktbericht.

Wie Matthias Quaing, Marktexperte bei der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) in Damme, berichtete, stieg der Schlachtpreis von 1,50 Euro im vergangenen Jahr auf 1,85 Euro pro Kilogramm. Gute Nachrichten für die Züchter, weil sie besser kostendeckend produzieren. "Die Schweinehalter wissen aber auch, dass es in ein, zwei Jahren wieder ganz anders sein kann."

So schnell wird sich China von der Schweinepest und den verheerenden Folgen für seine Schweinehaltung aber nicht erholen. Nach allen Erfahrungen wird es "bestenfalls fünf Jahre, schlimmstenfalls viele, viele Jahre" dauern, sagte Cui Ernan von GavekalDragonomics. Die Herausforderungen in den kommenden fünf, zehn oder mehr Jahren seien groß. Dafür sei eine massive Transformation der Industrie von den heute in China weit verbreiteten Kleinzüchtern zu Großbetrieben mit strengen biologischen Kontrollen nötig.

Schon heute hat die Schweinepest in China mehr als eine Billion Yuan, umgerechnet 128 Mrd. Euro, an direkten wirtschaftlichen Schäden angerichtet, wie Li Defa von Chinas Landwirtschaftsuniversität schätzte. Die Zahl wollte der führende Tierexperte eigentlich geheim halten. "Sie sollte nicht an die Öffentlichkeit", hieß es in seinem Umfeld. Doch geriet die als "realistisch" eingeschätzte Kalkulation aus einem Industrieforum an die Öffentlichkeit, weil mutige Journalisten die Zahl berichteten.

Dass das wahre Ausmaß der Seuche vertuscht wird, ist typisch für den Umgang mit solchen Krisen in China, verhindert aber immer wieder ein schnelles und wirksames Vorgehen. Ein ganzes Jahr nach dem ersten Fall im August 2018 musste Vizepremier Hu Chunhua einräumen: "Die wirkliche Lage der Epidemie ist viel schlimmer, als uns bewusst war."

Aber auch die Entschädigungen für betroffene Bauern waren in diesem Sommer noch so gering, dass es für sie wenig Anreize gab, einen Ausbruch zu melden. Die Tiere zu schlachten und das infizierte Fleisch heimlich und schnell auf dem Markt zu verscherbeln, war für die Züchter allemal lukrativer, was noch zur weiteren Ausbreitung der Schweinepest im Land beigetragen hat.

Der dramatische Rückgang der Schweinefleischproduktion hat die Preise in China im September sogar um 69,7 Prozent steigen lassen und treibt maßgeblich die Inflation voran. Die Unruhe im Milliardenvolk ist groß, da Schweinefleisch zu zwei Drittel zum Fleischkonsum beiträgt. So ist die Schweinepest auch eines der drängenden Themen in den Fluren des Jingxi-Hotels in Peking, wo seit Montag erstmals seit 20 Monaten wieder das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei tagt.

Auf der bis Donnerstag laufenden Plenarsitzung, dem wichtigsten Parteitreffen des Jahres, geht es vor allem darum, wie die Führungselite ihren Griff über das Land festigen kann. Aber die 370 Mitglieder und Kandidaten des Zentralkomitees sind sich bewusst, dass solche Nahrungsmittelkrisen oder soziale Instabilität, steigende Preise und Wirtschaftsprobleme genau die Gefahren sind, die leicht die Legitimität der Partei und die Herrschaft von Staats- und Parteichef Xi Jinping untergraben bringen können.

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6  Kommentare
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Berkeley_1972 (2.388 Kommentare)
am 01.11.2019 08:01

Vogelgrippe, Rinderwahn, Donald Trump und Erdogan

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demeter (952 Kommentare)
am 30.10.2019 21:42

Schweine produziert man nicht in Europa. Hier sind die Standards viel zu hoch.
Man investiert in die Cherkizovo Group in Russland (Ist eine AG).
Es werden gerade 310 Mio Euro in eine neue Mastanlage investiert.
Sie produzieren dann ca. 1 Mio Tonnen Fleisch.

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restloch (2.553 Kommentare)
am 30.10.2019 17:01

Genau betrachtet lässt die EU durch ihre Förderungen bzw. mit dem Geld der Steuerzahler Schweinefleisch für China produzieren, womit es bei uns noch teurer wird. Der Konsument zahlt somit für seine eigene Fleischpreiserhöhung, die e ebenfalls blecht, aber dem Bauern kanns wurst sein, sofern er nicht ohnehin einen fetten Profit einstreift.

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Biobauer (6.132 Kommentare)
am 30.10.2019 19:09

Mein lieber kluger Restloch, ich wüsste für sie in meiner Gegend einige Zucht und Mastbetriebe samt Flächen zu Pachten.

Dann können auch sie fette Gewinne einstreifen und an der Wohlfahrtsbranche Landwirtschaft verdienen.

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snugs (1.663 Kommentare)
am 30.10.2019 16:33

Endlich kommt ein normaler Preis für die Fleischprodukte. Wenn man Bedenkt das es in China Probleme gibt, dann kann man nur daraus folgern, dass das meiste Schweinefleisch, was bei uns auf dem Tisch kommt, aus China stammt. Sonst hätte es nicht eine solche Auswirkung.

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SanctiAnima (911 Kommentare)
am 30.10.2019 12:51

Der Schweinepreis ist eh unter aller Sau. (hihi)

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