"Vom Aufsichtsrat durchgewunken": Kritik rund um Selfridges-Kauf von Signa
WIEN/LONDON. Verschachtelungen im Firmenreich von Rene Benko: Die Signa Holding erhielt einen Kredit, der auf ungewöhnliche Art "zurückgezahlt" wurde.
Signa-Prime-Insolvenzverwalter Norbert Abel kritisiert ehemalige Verantwortliche der Gesellschaft für Transaktionen rund um den Kauf der britischen Warenhauskette Selfridges Ende 2021 und 2022.
Wie aus einem Anwaltsschreiben hervorgeht, trat die Prime in Verträge der Signa Holding ein, "die offensichtlich nicht in der Lage" war, den Kauf zu stemmen. Abel berichtet von Folgevereinbarungen zwischen den Signa-Firmen, die ausschließlich zum Schaden der Prime gewesen seien.
Konkret erwarb die Signa Prime damals die Gesellschaft der Selfridges-Trophy-Immobilien in London und Manchester, wobei die Akquisition des Hälfteanteils an der britischen Selfridges Group und damit der Einzelhandelssparte durch die Signa Holding erfolgte. Zur Finanzierung habe die Signa Prime der Holding einen Kredit über rund 463 Millionen Euro gewährt - Geld, das seitens der Holding Ende 2022 zurückgezahlt werden sollte, aber von der damals laut Abel "materiell insolventen" Firma nicht aufgebracht wurde.
Um die fälligen Kredite "aus den Büchern der Signa Holding zu bekommen", habe die Prime im Dezember 2022 wiederum in "einer verschachtelten und komplexen, mehrstufigen Transaktion" zwei Finanzierungsgesellschaften der Holding erworben, deren Kaufpreis "mit den ausstehenden Kreditforderungen" aufgerechnet worden sei.
Kritik am Aufsichtsrat
Auch mit den Ex-Aufsichtsräten der Prime, darunter dem früheren Aufsichtsratschef und ehemaligen SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer, geht Abel rund um die Geldverschiebungen hart ins Gericht. Etwa sei der Genehmigung, in Verträge der Holding einzutreten, "keinerlei Diskussion im Aufsichtsrat" vorangegangen, "sie wurde vielmehr einfach 'durchgewunken'".
Die Kritik am Management, wonach es sich angesichts des Erwerbs der Finanzierungsgesellschaften um einen "unzulässigen Kreditvertrag" handle, richtet Abel letztlich gleichermaßen an den Aufsichtsrat, der die Transaktionen nachträglich genehmigte. Denn auch dieser habe sich nicht ordentlich mit den Konsequenzen für die Prime befasst: "Nicht eine einzige diesbezügliche Frage wäre dokumentiert", heißt es in dem Anwaltsschreiben.
Mittlerweile wurden die Signa-Anteile an der Selfridges Group verkauft. Seit Oktober 2024 gehören dem saudi-arabischen Public Investment Fund (PIF) 40 Prozent und die überwiegende Mehrheit (60 Prozent) der thailändischen Central Group. Die Eigentumsverhältnisse gelten dabei sowohl für die operativen Gesellschaften wie auch für die Immobiliengesellschaften der Warenhausgruppe.