Sommersaison 2024: Nächtigungsrekord wegen ausländischer Gäste
WIEN. 81,59 Millionen Übernachtungen bedeuteten ein Plus von 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
In der touristischen Sommersaison 2024 - gezählt wird von Mai bis inklusive Oktober - ist in Österreich ein Nächtigungsrekord erzielt worden. Seit Beginn der Aufzeichnungen anno 1973 wurden nie mehr als die aktuell erzielten 81,59 Mio. Übernachtungen gezählt, so die Statistik Austria am Mittwoch. Der bisherige Höchstwert aus der Sommersaison 2023 (80,93 Mio. Nächtigungen) wurde um 0,8 Prozent übertroffen. 70,9 Prozent der Übernachtungen entfielen auf Gäste aus dem Ausland.
Dank der Gäste aus dem Ausland ergab sich auch der Rekord. Denn hier gab es ein Plus von 1,3 Prozent auf 57,81 Mio. Übernachtungen. Bei den Inlandsreisenden allerdings gab es ein - wenn auch kleines - Minus von 0,4 Prozent auf 23,78 Mio. Nächtigungen.
Die Zahl der Ankünfte in der Sommersaison stieg im Vergleich zur Vorjahresperiode um 2,4 Prozent. Es gab ein Plus auf 26,36 Millionen. "Österreich ist eine weltweit gefragte Tourismusdestination und diese beeindruckenden Zahlen zeigen, dass wir unseren Gästen eine hohe Servicequalität und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten", wurde Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) in einer Aussendung zitiert.
Auch alleine im Oktober einen Übernachtungsrekord von 9,05 Millionen (plus 4,5 Prozent). Die Ankünfte erhöhten sich um 7,2 Prozent auf 3,25 Mio.
Deutsche weiterhin mit Abstand wichtigste Gästegruppe
Nach Herkunft blieben die Deutschen die mit Abstand wichtigste Gästegruppe. Aus dem großen nördlichen Nachbarland gab es 31,66 Mio. Übernachtungen (plus 0,2 Prozent).
Zweitwichtigstes Herkunftsland sind die Niederlande. Hier gab es ein Minus bei den Nächtigungen von 3,1 Prozent auf 4,21 Millionen. Einen kleinen Rückgang gab es auch bei den besonders zahlungskräftigen Gästen aus der Schweiz samt Liechtenstein von 0,3 Prozent auf 2,48 Millionen Übernachtungen. Mehr Gäste kamen aus Tschechien (plus 3 Prozent, 1,75 Mio.), Italien (plus 2,7 Prozent, 1,62 Mio.) und den USA (plus 15,3 Prozent auf 1,49 Mio.).
Obwohl der asiatische Markt nur langsam zurückkehre, sei der Rekord erzielt worden, so Kraus-Winkler. "Das liegt unter anderem auch daran, dass der Tourismus beim Ansprechen neuer Märkte sehr flexibel ist." Chinesische Gäste machten im heurigen Sommer beispielsweise 421.000 Nächtigungen aus, während es im Sommer 2019 noch 966.000 Nächtigungen waren. Touristen aus dem Reich der Mitte hatten etwa Hallstatt gestürmt, was durchaus für Debatten gesorgt hatte - Stichwort "Overtourism".
Grundsätzlich zeigt das aktuelle "erfreuliche Wachstum" für Kraus-Winkler aber "vor allem, dass Tourismus dort wächst, wo er das auch kann. Punktuell kam es sicherlich da und dort zu räumlichen und zeitlichen Konzentrationen", gesteht die Politikerin zu, verweist aber auf Maßnahmen. "Dazu haben wir vor allem in den letzten Jahren auch begonnen, konsequent viel Präventionsarbeit zu leisten. Besucherlenkung und richtiges Gästemanagement ist die große Zukunftsaufgabe für den österreichischen Tourismus."
Blick in Bundesländer verdeutlicht Rückgang bei Inländer-Nächtigungen
Ein Blick auf die Bundesländer-Daten zeigt Rückgänge in der Gesamtzahl der Übernachtungen von Ausländern und Inländern nur in Niederösterreich (minus 1,6 Prozent) sowie in Salzburg und dem von vielen mit Sommerurlaub konnotierten Kärnten (jeweils 1,2 Prozent). In Vorarlberg stagnierten die Übernachtungszahlen.
Schaut man nur die Übernachtungszahlen der Inländer an, zeigt sich deutlicher, wieso bundesweit weniger Übernachtungen von inländischen Reisenden gezählt wurden. Denn neben Niederösterreich (minus 1,2 Prozent bei Inländer-Übernachtungen), Salzburg (minus 1,4 Prozent) und Kärnten (minus 1,4 Prozent) gab es bei Reisenden aus der Alpenrepublik selbst auch in der Steiermark (minus 0,6 Prozent), Vorarlberg (minus 1,8 Prozent) und Tirol (minus 1,6 Prozent) Rückgänge. In Oberösterreich stagnierten die Inländer-Übernachtungen. Nur im Burgenland (plus 3 Prozent) und Wien (plus 4,6 Prozent) kamen öfter Reisende aus Österreich um dort zu übernachten.
Von Jänner bis inklusive Oktober 136,1 Mio. Übernachtungen
Übers gesamte Jahr gerechnet wurde die Marke von 100 Millionen Übernachtungen alleine durch ausländische Gäste in Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen bereits im Oktober überschritten, hieß es von der Statistikbehörde. Vor einem Jahr war das erst im November der Fall gewesen. Konkret gab es von Jänner bis inklusive Oktober 136,1 Mio. Übernachtungen. Das ist ein Plus von 1,1 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode (134,59 Mio.). 100,7 Mio. Übernachtungen kamen von Ausländerinnen und Ausländern, der Rest von Österreicherinnen und Österreichern.
Forderungen an Politik aus "verlässlicher Wachstumsbranche"
Hans Spreitzhofer, Obmann des Fachverbandes Hotellerie der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), hob zwar den Einsatz der Unternehmer und der Mitarbeitenden hervor, die den Nächtigungsrekord erst ermöglichten. Trotz der positiven Nächtigungsentwicklung mahnt er allerdings zur Vorsicht. Denn die "erfreulichen Statistiken spiegeln die betriebswirtschaftliche Realität der Beherbergungsbetriebe nicht wider - trotz steigender Nächtigungszahlen und höherer Umsätze sinken die Betriebsergebnisse". Eine nächste Bundesregierung müsse dringend für Entlastungen sorgen, so der Branchenvertreter: "Die heimische Hotellerie beweist heute einmal mehr ihre Stärke und Attraktivität, doch alleine durch Nächtigungen wird der nachhaltige Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit am europäischen und schließlich weltweiten Markt nicht gesichert."
Laut Angaben aus dem Tourismus-Staatssekretariat zeigt sich allerdings grundsätzlich in einem Zehnjahresvergleich, dass der "Tourismus eine verlässliche Wachstumsbranche" sei. So gab es im Jahr 2014 67,2 Millionen Nächtigungen, was zu 2024 ein Plus von rund einem Fünftel (21 Prozent) darstelle.