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Studie: Wirtschaftswachstum gefährdet Artenvielfalt

18. April 2020, 00:04 Uhr

Wissenschafter fordern alternative sozioökonomische Pfade jenseits des Wachstumsparadigmas.

Dem Weltbiodiversitätsrat zufolge ist eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Das geht stark auf die Übernutzung der natürlichen Ressourcen des Ökosystems Erde zurück. Wie das Wirtschaftswachstum zum Verlust biologischer Vielfalt beiträgt, hat ein internationales Forscherteam, darunter sieben Wissenschafter der Universität für Bodenkultur Wien, der Universität Wien und des Umweltbundesamts, anhand globaler Daten analysiert.

"Wirtschaftswachstum führt zur Steigerung des Ressourcenverbrauchs und zu höheren Emissionen, die den Klimawandel antreiben. Neben diesen Faktoren tragen auch die steigende Nachfrage nach Produkten aus Land- und Forstwirtschaft und die damit intensivere Landnutzung massiv zum Verlust der biologischen Vielfalt bei", sagt Karl-Heinz Erb vom Institut für soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur Wien.

Von technologischer Seite ist dabei keine Verbesserung bei der Ressourcennutzung und den Treibhausgas-Emissionen zu erwarten. "Die Effizienzgewinne wurden durch fortgesetztes Wirtschaftswachstum zunichte gemacht", sagt Franz Essl vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien.

Die Autoren der Studie zeigen auch, dass die Mehrheit der Strategien zum Schutz der Biodiversität in der internationalen Biodiversitäts- und Nachhaltigkeitspolitik auf weiteres Wirtschaftswachstum setzt. Demgegenüber halten die Wissenschafter das Bruttoinlandsprodukt für einen schlechten Indikator für das Gemeinwohl und fordern alternative Planungsinstrumente, die den Wert von Wohlfahrt und Natur einpreisen.

Weiters verweisen die Forscher auf die Corona-Krise, die zwinge, viele Gewohnheiten zu ändern. "Daraus könnten wir lernen, in welchen Bereichen – dann ohne eine Bedrohung wie etwa das Coronavirus – andere wirtschaftliche Praktiken möglich sind, ohne unser Wohlergehen zu gefährden", heißt es in der Studie.

Begrenzung von Ressourcenbedarf und Ausbeutung

„Politiker müssen anerkennen, dass es einen Konflikt zwischen Wirtschaftswachstum und dem Erhalt der biologischen Vielfalt gibt“, sagt Biodiversitätsforscher Franz Essl. Um eine Trendwende in der globalen Biodiversitätskrise zu erreichen, müsse die Wissenschaft alternative sozioökonomische Pfade jenseits des Wachstumsparadigmas entwickeln. Auch eine Begrenzung des Land- oder Ressourcenbedarfs von gehandelten Produkten oder der Ausbeutung von Rohstoffen in biodiversitätsreichen Gebieten könnte eine wichtige Rolle spielen.

Die Studie der Wissenschafter aus zwölf Ländern wurde in der Fachzeitschrift „Conservation Letters“ veröffentlicht.

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