Jung und innovativ: Er baut die "Brettl", die für ihn die Welt bedeuten
THALHEIM. Teil 4 der Serie "Jung und innovativ": Peter Karacsonyi (21) fährt nicht nur leidenschaftlich gerne Skateboard, er stellt die Sportgeräte auch in Eigenproduktion her. Seine "Brettl" unterscheiden sich jedoch von den handelsüblichen.
Den 1. Februar 2014 wird Peter Karacsonyi so schnell nicht mehr vergessen: An diesem verregneten Samstag hielt der 21-Jährige sein erstes selbstgebautes Skateboard, auf gut oberösterreichisch „Brettl“, in der Hand. Aus dem Wunsch, endlich ein ordentliches Sportgerät zu besitzen, das nicht schon nach kurzer Zeit zu Bruch geht, hat sich binnen weniger Monate eine Marke entwickelt, auf die Skater aus ganz Österreich setzen: kape Skateboards.
Geht das nicht besser?
Seit zehn Jahren steht Karacsonyi auf dem Brett, das für ihn die Welt bedeutet. In jungen Jahren hat er oft monatelang auf ein neues Board um 70 Euro gespart, das dann nur eine Woche gehalten hat. Irgendwann hat sich der Sportler aus Thalheim bei Wels gefragt: Geht das nicht besser? „Keiner fährt heute mit einem Ski aus Holz, niemand spielt mit einem hölzernen Schläger Tennis. Alle Sportgeräte haben sich enorm weiterentwickelt, nur Skateboards nicht. Die werden immer noch aus Holz hergestellt, wie vor 30 Jahren. Sie verlieren schnell ihre guten Eigenschaften oder gehen ganz kaputt.“, sagt Karacsonyi. Damit wollte sich der Student nicht abfinden und entschloss sich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Unterstützt von Familie - vor allem von seinem Vater - und Freunden richtete sich der junge Mann eine eigene Werkstatt in seinem Heimatort ein, ließ eine spezielle Presse für die Boards anfertigen, setzte sich mit verschiedenen Materialien und Formen auseinander, skizzierte, berechnete, experimentierte und testete. Im Februar dieses Jahres war dann das erste kape-Skateboard fertig.
„Ein fairer Preis ist mir wichtig“
Statt aus sieben Schichten Ahornholz, wie in der Industrie üblich, bestehen kape-Decks aus einen variierbaren Materialmix: Unter anderem verwendet Karacsonyi Bambusholz und Carbon und verbindet die Schichten mit Epoxidharz – eine solche Mischung ist auf dem Markt einzigartig. „Die Boards sind dadurch leichter, aber widerstandsfähiger.“, erklärt der 21-Jährige. Die hochwertigen Materialien haben jedoch ihren Preis: Rund 35 Euro kostet ein Board in der Produktion, in der industriellen Herstellung sind es etwa fünf. Trotzdem sind Karacsonyis Decks für die Kunden nicht teurer, als jene, die es im Skateshop zu kaufen gibt. „Ein fairer Preis ist mir wichtig. Kape-Boards sollen keine Luxusprodukte, sondern leistbare Sportgeräte sein.“ Der Vertrieb läuft derzeit über die Facebook-Seite Kape Skateboards. Jedes Deck wird in Handarbeit und individuell auf den Käufer abgestimmt gefertigt. War Karacsonyi zu Beginn selbst sein bester Kunde, fragen mittlerweile Fahrer aus ganz Österreich nach. So viele, das Karacsonyi mit der Produktion nicht mehr nachkommt. „Mit so viel Erfolg in so kurzer Zeit hätte ich nicht gerechnet“, gibt sich der Student bescheiden, „Zum Glück hab ich recht geduldige Kunden.“
Erfolgsrezept: Anders sein
Momentan arbeitet Karacsonyi an der Optimierung der Produktion. Auch ein Online-Shop ist in Planung. Das Ziel des Studenten ist es, einmal von kape leben zu können. „Wenn’s so weiter geht, steht das in Aussicht.“ Dann könnte sein Traum, sein Hobby, das Skateboarden, zum Beruf zu machen, in Erfüllung gehen: „Zum Profi-Fahrer hat mein Talent leider nicht gereicht – zum Skateboardbauen aber schon.“ Seine Motivation: „Ich möchte unabhängig sein und für niemanden arbeiten, mein eigenes Ding machen. Außerdem macht es Spaß, neue Lösungswege zu finden.“ Und sein Erfolgs-Rezept: „Anders sein. Etwas zu kopieren hat keinen Sinn. Heute muss man sich von anderen abheben, um Erfolg zu haben. Wenn man auf mein Board steigt, soll man sofort spüren: Das ist etwas Besonderes.“
Peter Karacsonyi ist 21 Jahre alt und studiert Sports Equipement Technologies an der Fachhochschule Technikum Wien. Sein Studium will er auf jeden Fall abschließen, egal wie es mit kape weitergeht. Während des Semesters pendelt der Student zwischen seiner Werkstatt in seinem Heimatort Thalheim bei Wels und Wien. Nach der Matura am Sportgymnasium in der Welser Wallererstraße hat sich Karacsonyi ein Jahr Zeit genommen, um herauszufinden, was er beruflich machen will. Er reiste und arbeitete in verschiedenen Bereichen. Etwas, das ihn mehr begeistert als das Skateboarden, hat er dabei nicht gefunden.