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Long Covid: „Man zweifelt schon auch an sich selbst“

Von Sarah Kowatschek, 05. Dezember 2024, 04:45 Uhr
Verena Altenburger
Die 37-Jährige möchte endlich wieder ein normales Leben führen. Bild: privat

STEYR. Verena Altenburger kämpft seit vier Jahren gegen die Krankheit – das OÖN-Christkindl greift der Steyrerin unter die Arme.

Die Wohnung ist nur 60 Quadratmeter groß – trotzdem muss Verena Altenburger beim Staubsaugen eine Pause machen und sich ausruhen. Seit einer Corona-Erkrankung vor vier Jahren leidet die 37-jährige Steyrerin an Long Covid und ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom). Ihr Körper ist erschöpft – ihr fehlt die Kraft für alltägliche Dinge wie Haarewaschen, Kochen oder Spazierengehen.

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Diagnose: Long Covid

Ihren 40-Stunden-Job musste sie aufgeben. Das wollte Verena Altenburger lange Zeit nicht wahrhaben. Im November 2020 war die junge Frau wegen einer Corona-Erkrankung vier Wochen im Krankenstand. Ihr Arzt wollte sie noch nicht gesundschreiben – die Diagnose: Long Covid. „Ich wollte aber wieder arbeiten gehen. Mir fiel daheim schon die Decke auf den Kopf.“ Sie kehrte zurück in ihren Job bei der Gemeinde, absolvierte im Frühjahr 2021 sogar eine Ausbildung zur Standesbeamtin. „Am Anfang habe ich das nicht so ernst genommen. Ich dachte, Long Covid heißt, dass ich noch nicht ganz fit bin, aber wieder zurück kann in mein normales Leben“, sagt Altenburger.

Erst während der ersten Reha im Oktober 2021 wurde ihr bewusst, dass mehr hinter der Erkrankung steckt. Die Behandlungen zeigten nicht die erhoffte Wirkung, auch eine zweite Reha brachte keine Besserung. „Jedes Mal dachte ich, es geht bergauf, ich habe es geschafft – und dann kam die Ernüchterung“, sagt sie leise und schluckt. Ihre ME/CFS-Erkrankung verstärke die Symptome von Long Covid. „Man ist ständig erschöpft, kann aber nicht schlafen. Der Körper ist in einem Dauerstresszustand.“ Mittlerweile habe sie Strategien, die ihr helfen, zu schlafen oder sich zumindest auszuruhen.

Von Familie und Freunden erhielt sie kaum Verständnis und nur wenig Unterstützung. Einzig ihre Mutter hilft ihr fast täglich, wo sie kann – etwa beim Einkaufen und Kochen. „Es ist schwierig, etwas zu verstehen, das man nicht am eigenen Körper fühlt“, sagt die Steyrerin und zuckt mit den Schultern. An Vorwürfe wie „Die tut nichts zuhause, sie hat einfach keine Lust, ihre Wohnung zu putzen“ oder „Du Schmarotzerin willst nur das System ausnutzen“ musste sich die Steyrerin erst gewöhnen. „Man zweifelt schon auch an sich selbst.“

Prioritäten richtig setzen

Früher sei sie eine Perfektionistin gewesen, alles war sauber und ordentlich. Inzwischen habe Altenburger gelernt, Prioritäten zu setzen. Wenn sie heute zusammenräumt oder putzt, hört sie in sich hinein. Wird es ihr zu viel, bricht sie ab. „Egal, was ich tue – es ist wichtig, dass ich nicht über die Grenze gehe. Sonst habe ich einen Crash und kann tage- oder sogar wochenlang gar nichts tun.“ Dann plagen sie Schmerzen, ihr Körper hat keine Kraft, sie reagiert empfindlich auf Licht und Geräusche.

Ein paar Mal sei die junge Frau kurz davor gewesen, aufzugeben. Auch, weil zahlreiche Behördengänge und Arztbesuche an ihren Kräften zehrten. „Wie soll man da gesund werden?“, fragt sie verzweifelt. Sie setzte ihre Hoffnungen in das Krankengeld. „Dann hätte ich zumindest ein Jahr lang keine Geldsorgen gehabt und mich auf das Gesundwerden konzentrieren können.“ Doch der Antrag wurde nicht bewilligt – im Gegenteil: „Im Gutachten steht, dass ich 40 Stunden arbeiten gehen kann.“

Etwas, das Altenburgers Hausarzt nicht nachvollziehen kann. "Er hat gesagt, das kann ich mir gleich wieder abschminken." Wenn, dann sei eine flexible Teilzeitstelle möglich – „ein Job, bei dem ich Pausen machen kann, wenn ich sie brauche“. Wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen soll, weiß Altenburger nicht. „Als ich gesund war, konnte ich mir Existenzängste nicht vorstellen.“ Jetzt frage sie sich regelmäßig, ob sie sich die Miete leisten könne oder ob genug Geld für das Essen da sei. Außerdem übernimmt die Krankenkasse nicht alle Therapien, die Altenburger braucht. Das OÖN-Christkindl greift ihr unter die Arme, um zumindest für kurze Zeit die finanziellen Sorgen zu lindern.

Ambulante Reha half

Die 37-Jährige hat in den vergangenen Jahren gelernt, auf ihren Körper zu hören und mit der Kraft, die ihr zur Verfügung steht, zu arbeiten. Dabei half ihr auch die ambulante Reha, die im Sommer 2023 startete. „Der Arzt hat gleich gesagt, dass es zu viel für mich ist, wenn ich dreimal pro Woche eine Therapie habe.“ Er reduzierte die Reha-Tage auf einen. „Es war zwar anstrengend, aber nicht zu viel.“

Vier Jahre nach der Diagnose zeigen sich endlich erste Fortschritte. Immer öfter kann Altenburger die Wohnung ohne Pause saugen. Sie muss sich nicht jeden Tag entscheiden, ob sie einkaufen geht, kocht oder abwäscht. Und sie braucht nur eine kurze Pause, wenn sie spazieren war. „Ich habe gelernt, die kleinen Erfolge zu feiern“, sagt sie. „Natürlich habe ich Angst, dass ich wieder einen Rückfall habe. Aber ich habe es schon so weit geschafft, ich vertraue darauf, dass es weiter bergauf geht.“

So können Sie helfen

Plötzliche Erkrankungen können den Alltag von einem auf den anderen Moment vollkommen auf den Kopf stellen. Bei diesen Schicksalsschlägen ist das OÖN-Christkindl zur Stelle und hilft, die Not zumindest ein bisschen zu lindern.

Wenn auch Sie mithelfen und Hoffnung schenken möchten, dann können Sie eine Spende auf das Christkindl-Konto (IBAN: AT94 2032 0000 0011 1790) überweisen. Vielen Dank für die Unterstützung!

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Autorin
Sarah Kowatschek
Sarah Kowatschek
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