Verlängerte Lehre als Sprungbrett: Matura und Meisterprüfung als Ziel
PFARRKIRCHEN/LEMBACH. Habibullah Shinwari wird bei Mühlberger zum Baumaschinen-Techniker ausgebildet.
2011 kam Habibullah Shinwari aus Afghanistan nach Österreich. Bei der Firma Mühlberger in Pfarrkirchen wird er zum Baumaschinen-Techniker ausgebildet. Obwohl er schon gut Deutsch kann, entschied sich der heute 19-Jährige für das Modell der verlängerten Lehre. "Damit wäre gewährleistet, dass er zum Beispiel ein Berufsschuljahr wiederholen kann", sagt Wilma Kniewasser, Habibullahs Berufsausbildungs-Assistentin. In der ersten Klasse bekam der Bursch Nachhilfe und schaffte den positiven Abschluss. In der zweiten Klasse hatte er bisher keine schlechtere Note als ein Befriedigend. Die Ferien nutzt er, um im Betrieb zu arbeiten. "Wie es aussieht, wird er ganz normal seinen Lehrabschluss machen", sagt Firmenchef Herbert Mühlberger, der zufrieden ist mit dem angehenden Baumaschinen-Techniker. Von einer Verlängerung der Lehrzeit könne momentan keine Rede sein. Ganz im Gegenteil: "In meiner Freizeit lerne ich für die Matura. Das ist mein großes Ziel", sagt Habibullah Shinwari.
Interessanter Beruf
Seine Berufswahl bereut der junge Afghane nicht: "Es ist ein interessanter und vielfältiger Beruf. Ich bin froh, hier ausgebildet zu werden. Hier lerne ich anpacken und nicht nur die Theorie", sagt er. Tatsächlich ist er in der praktischen Erfahrung manchen Klassenkameraden voraus. "Wir lassen ihn ran und wollen einen Facharbeiter ausbilden und keine billige Arbeitskraft", sagt Gerhard Burgstaller, Habibullahs Ausbildner. "Der Gerhard lässt mich zuerst selbst den Fehler suchen. Nur wenn ich nicht draufkomme, hilft er mir", sagt der Lehrling. Im Gegensatz zum "normalen" Kfz-Techniker hat ein Baumaschinen-Techniker viel mit Sonderaufbauten zu tun. Hydraulik mit hohen Drücken gehört ebenso zum täglichen Brot wie komplexe Gerätschaften. "Kein Tag ist wie der andere", weiß Burgstaller aus jahrzehntelanger Berufserfahrung. Mit seinem Ausbildner verbindet Habibullah Shinwari mittlerweile auch eine Freundschaft, die über die Firma hinausreicht. Habi – wie er in der Firma genannt wird – will bald zur Feuerwehr Ollerndorf gehen. Dort werden Burgstaller und er wieder Kameraden: "Das ist praktisch, weil das Feuerwehrhaus gleich neben der Firma ist. Da können wir schnell weg, wenn was ist", sagen die beiden.
So viel Engagement freut natürlich auch Firmenchef Herbert Mühlberger: "Unser Ziel ist es, dass wir ihn natürlich nach der Lehre weiterbeschäftigen. Ich sehe die Lehre als Investition in die Zukunft", sagt er. Übrigens machte auch Gerhard Burgstaller seine Lehre bei Mühlberger.
Die Lehrabschlussprüfung und die Matura sind die nächsten Ziele des 19-Jährigen. Doch im Hinterkopf hat er schon viel mehr: "Ich will noch viel lernen und am Ende die Meisterprüfung machen", erzählt er. "Das schafft er sicher", sind sich Mühlberger und Burgstaller einig.
Wie begeistert Habibullah Shinwari von seinem Beruf und seinem Lehrplatz spricht und wie zufrieden Herbert Mühlberger mit seinem Mitarbeiter ist, erzählen die beiden schon am nächsten Dienstag den Besuchern der Veranstaltung "Lehrlinge sind unsere Zukunft".
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