"An jedem Tag der Woche eine Selbsthilfegruppe!"
Gmundner Internistin engagiert sich für Alkoholkranke – und wurde für den "Äskulap" nominiert.
Das Salzkammergut-Klinikum in Gmunden gilt als "Selbsthilfefreundliches Krankenhaus" – und wurde als solches auch ausgezeichnet. Das liegt vor allem am unermüdlichen Einsatz von Helga Schuhmeier (60). Die Oberärztin an der Abteilung für Innere Medizin hat 1997 die erste "Alkoholfrei"-Selbsthilfegruppe gegründet. Jeden Samstag leitet sie diese Gruppe – "selbst meine Urlaube haben immer nur von Sonntag bis Freitag dauern dürfen", sagt Schuhmeier.
Mittlerweile werden die Treffen für Alkoholkranke im Gmundner Spital an jedem Tag der Woche – außer Sonntag – angeboten. Sie werden von ehemaligen Teilnehmern, die eine Suchtberaterausbildung gemacht haben, geleitet.
Warum ausgerechnet der Einsatz für Alkoholkranke? "Schon als junge Ärztin ist mir aufgefallen, dass bei vielen Patienten auf der Internen ein Alkoholproblem im Hintergrund existiert. Es gab aber keine Nachsorge. Also nahm ich Kontakt zur damals einzigen Selbsthilfegruppe in Gmunden auf – und bin jede Woche mit einem Auto voll Patienten zu deren Treffen gefahren", berichtet die Ärztin, die vom Therapiekonzept der Selbsthilfe überzeugt ist.
"Nach der Entgiftung und Entwöhnung müssen Alkoholkranke am Ball bleiben, sie brauchen die wöchentlichen Treffen, um den vielen Verführungen zu widerstehen", sagt die Internistin, die selbst dem Alkohol gar nichts abgewinnen kann.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind zwischen 20 und 70 Jahre alt und kommen auch von Linz oder Salzburg nach Gmunden. "Wir gehen aber auch auf die Stationen im Haus und motivieren Patienten, in die Gruppen zu kommen."
Die Würde wiedergeben
Das Konzept des Austauschs auf Augenhöhe ist erfolgreich. "Das sind ja auch keine Sandler, sondern hochanständige Menschen, die eine Suchtkrankheit haben – ihnen die Würde wieder zu geben, ist mir ein Anliegen", sagt die Ärztin. Auch Selbsthilfegruppen für Raucher und Depressionen hat sie bereits ins Leben gerufen. Ihr jüngstes Projekt ist eine "Leichter leben in Gmunden"-Gruppe. "Eigentlich war diese fürs Abnehmen gedacht, ist aber jetzt ein Deutschkurs für neun syrische Flüchtlinge geworden, die in meiner Nachbarschaft wohnen", sagt Schuhmeier. "Und jeden Samstag kommt die Gmundner Chorleiterin und singt mit unserer Patienten." Auch das hat die engagierte Ärztin organisiert.
Bewerben Sie sich
Ärztinnen und Ärzte, die sich ehrenamtlich engagieren – im In- oder Ausland – können sich für den Äskulap-Humanitätspreis bewerben. Die Bewerbungen gehen bis 14. Juni an die Ärztekammer OÖ, Kennwort: „Äskulap“, Dinghoferstraße 4, 4010 Linz, oder an pr@aekooe.at. Den Bewerbungsbogen gibt’s auf www.aekooe.at und nachrichten.at/aeskulap. Die Sieger werden mit einer Trophäe und mit einem Geldpreis fürs Projekt ausgezeichnet.
Tolle Frau.
Die hat diesen Preis redlich verdient!