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Bergbaubetrieb erobert neues Terrain mit essbarem Dünger

Von Bernhard Leitner, 21. März 2011, 00:04 Uhr
Der »up« Rasendünger
Der »up« Rasendünger Bild: lebe

Der Abbau von Kaolin als Rohstoff für die Papier- und Keramikindustrie ist das Standbein der 1922 gegründeten Kamig. Abgebaut wird im Unteren Mühlviertel im Grenzgebiet der Gemeinden Allerheiligen und Tragwein.

Der Abbau von Kaolin als Rohstoff für die Papier- und Keramikindustrie ist das Standbein der 1922 gegründeten Kamig. Abgebaut wird im Unteren Mühlviertel im Grenzgebiet der Gemeinden Allerheiligen und Tragwein. Verwaltung und Kaolinaufbereitung sowie der Abtransport von Kaolin und Quarzsand per Bahn sind in Perg-Aisthofen angesiedelt.

Aufsehen erregte der altehrwürdige Industriebetrieb zuletzt aber durch einen Rasendünger. Der wird nicht nur voll biologisch hergestellt – man kann ihn sogar essen. „Wir waren auf der Suche nach Möglichkeiten, die bei uns gewonnene Tonerde in einem zukunftsträchtigen Produkt zu veredeln“, sagt Firmenchef Alexander Götzl. Diskussionen mit Chemikern und Biologen brachten das Thema „Dünger“ ins Gespräch. Herausgekommen ist der „up“-Rasendünger, der über die hierfür gegründete Tochterfirma „up Umweltpionier“ vermarktet wird. Dieser Dünger besteht im Wesentlichen aus Tonerde, Milchsäurebakterien sowie Maisschrot aus der Bioethanolproduktion.

Von handelsüblichen Bio-Düngern unterscheidet sich das Produkt aus dem Mühlviertel insofern, als es auf rein pflanzlicher Basis hergestellt wird. Damit ist es nicht nur geruchsneutral – am ehesten lässt sich ein leichter Anflug von Sauerteig feststellen – sondern erreicht auch Lebensmittelstandard. „Wir haben nach langen Verhandlungen erreicht, dass wir den sonst für Dünger obligaten Warnhinweis ‘Für Kinder und Tiere unerreichbar aufbewahren’ auf unseren Verpackungen weglassen dürfen“, sagt „up“-Geschäftsführer Stephan Hinterkörner. Damit werden vor allem Familien als Zielgruppe angesprochen. Um den Lebensmittelcharakter noch zu unterstreichen, produziert ein Schwertberger Bäcker die sogenannten „Upis“: Windbäckerei, die mit dem Dünger als Sträusel verfeinert wird.

Bei aller Konzentration darauf, den Dünger umweltfreundlich zu halten, habe man freilich auf die Wirksamkeit nicht vergessen, betont Hinterkörner: „Alle bisherigen Praxistests haben das bestätigt. Langfristig profitiert sogar die Bodenstruktur vom Einsatz.“ Das gelte auch für Gemüsebeete.

Gearbeitet wird derzeit vor allem am Vertrieb des Umweltpionier-Düngers. Aktuell werden die Säcke mit 10 kg und 25 kg Inhalt direkt an den Kamig-Standorten in Kriechbaum und Aisthofen sowie über das Internet auf der Seite www.umweltpionier.at verkauft.

Das Produkt

Der „up“ Rasendünger basiert auf Milchsäurebakterien, Tonerde aus dem Kamig-Bergbau sowie Maisschrot. Die Bakterien bringen den Stickstoff der Tonerde aktiv in den Boden ein und verbessern ihn nachhaltig. Der vollbiologische Dünger ist – etwa in Form der „Upis“-Kekse – sogar für den Verzehr geeignet.

Die Menschen

Alexander Götzl und Stephan Hinterkörner (rechts) sind die Geschäftsführer der „up-Umweltpionier GmbH“. Götzl ist zudem Geschäftsführer der Kamig „Österreichische Kaolin- und Montanindustrie Aktiengesellschaft Nfg. Komm.Ges.“ Das weitere Kamig-Führungsteam bilden Betriebsleiter Erich Kaltenreiner, Verkaufsleiter Josef Heiligenbrunner sowie Andrea Neumüller als Leiterin des Rechnungswesens.

Kamig KG

• Der 1922 gegründete Bergwerkbetrieb schafft mit 45 Mitarbeitern einen Umsatz von 5,5 Mio. Euro.
• Die Tochterfirma „Umweltpionier“ wurde im Vorjahr gegründet.

Kamig-Chef: Nachhaltigkeit wird wichtiger

• Welche Eigenschaften schätzen Sie?
Ehrlichkeit, Offenheit, Effizienz sowie Nachhaltigkeit im Denken und Handeln.

• Warum sind Sie erfolgreich?
Weil verantwortungsvolles Umgehen mit unserer Umwelt das Gebot der Stunde ist. Produkte, die dies unterstützen und ermöglichen, werden immer mehr nachgefragt.

• Wen fragen Sie außerhalb des Unternehmens um Rat?
Meine Gattin, Partner und gute Freunde.

• Was würden Sie anders machen, wenn Sie das Rad der Zeit zurückdrehen könnten?
Früher auf das Thema Nachhaltigkeit zu setzen ist das einzige, das ich anders machen würde.

• Welchen Traumurlaub möchten Sie machen, der sich derzeit zeitlich nicht ausgeht?
Mit der Familie zwei Wochen den Shannon-River in Irland mit einem Hausboot befahren.

• Was möchten Sie gerne können?
Ein Musikinstrument einfach zur Entspannung spielen zu können, wäre schön.

• In welchem Unternehmen möchten Sie gerne einen Monat lang Chef sein?
In keinem, aber manchem Chef über die Schulter zu schauen, könnte manchmal lehr- und hilfreich sein.

 

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