Im Land der begrenzten Möglichkeiten: Für einen Tiroler darf’s a bissl mehr sein
VAIL. So viel Austria steckt in Amerika: Patrick Riml aus Sölden hat seit vier Jahren das Sagen.
Medaillenspieglein, Spieglein an der Wand: Als nach der WM in Schladming die USA mit vier Goldmedaillen von oben auf Österreich herablachten, blickte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel grimmig drein. "Die Amerikaner sind Österreich II, wie beim Bobfahren", hatte er während der rotweißroten Ski-Festspiele betont. Sein ironischer Unterton meinte es bitter ernst. "Sie haben österreichisches Geld, österreichische Trainer und wohnen bei uns. Sie sind halt drüben geboren."
Schröcksnadels Grant auf die Ötztaler Touristiker, die mit Sponsorgeldern "Sölden" auf den Kopf von Bode Miller setzen, sei nach einer Aussprache verflogen, heißt es. Die Tiroler sind offizieller Trainingspartner des US-Skiteams – und ein Söldener sitzt seit 2011 immer noch in der Steuerzentrale der amerikanischen Alpinen.
Schröcksnadel hätte Alpindirektor Patrick Riml gerne anstelle von Mathias Berthold als ÖSV-Cheftrainer gesehen. Die geplante Rückholaktion im Frühjahr 2014 scheiterte. Riml lehnte (vorerst) ab. "Es war keine leichte Entscheidung für mich und meine Familie. Das Angebot war zweifelsohne sehr reizvoll. Aber ich hatte das Gefühl, dass das Kapitel USA für mich noch nicht beendet ist."
Was Riml mit den USA noch plant
Das Kapitel soll eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte sein. Ob das Rampenlicht – Broadcaster NBC blendet die Skirennläufer erstmals live flächendeckend ein – für zu viel Ablenkung sorgt, befürchtet Riml nicht. Anstatt an Dingen starr festzuhalten, rotierte er kurz vor der WM in seinem Trainerstab. Er versetzte Roland Pfeifer, den Vorarlberger Techniktrainer von Mikaela Shiffrin, zu den Herren. Zwei andere Trainer feuerte er. Die Gründe nannte er nicht beim Namen; es ginge aber nicht nur um Technik, sondern auch um die Stimmung im Team.
Einen Wandel unterzieht Riml auch den Strukturen. "In Österreich kostet ein Skigymnasium 4500 Euro pro Jahr, in den USA 45.000 Euro. Alles ist teurer, die Wege sind extrem weit. In Österreich fährt man zum Training auf einen Gletscher, in den USA muss man zuerst fast immer ins Flugzeug." Eine ins 60 Millionen teure Trainingszentrum in Park City integrierte Schule sei ein erster Schritt. Dass hier Privatiers und kein Staat investierte, sagt viel über den Status des Skisports. Ted Ligety stimmt zu. "Als ich 14 war, reiste ich jedes Wochenende 14 Stunden, um zu einem Skirennen zu kommen. Ich reiste mehr, als ich Ski fuhr", sagt er. "Wenn du in Amerika als Skifahrer überleben willst, kannst du nur entspannt sein und Stresssituationen gelassen entgegenblicken."
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