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Kirchgassers Kombi-Bronze schimmert wie Gold

Von Christoph Zöpfl aus St. Moritz, 11. Februar 2017, 00:04 Uhr
Kirchgassers Kombi-Bronze schimmert wie Gold
Unverhofft kommt oft: Michaela Kirchgasser zeigte es ihren Kritikern und gewann Bronze in der Kombination. Bild: GEPA

Die 31-jährige Salzburgerin belohnte bei ihrer letzten WM ihr Durchhaltevermögen und blamierte ihre Kritiker.

Vor der gestrigen Kombi-Abfahrt war Michaela Kirchgasser wortlos am freundlich grüßenden Marco Büchel, Liechtensteiner Ex-Ski-Ass und im zweiten Bildungsweg Sport-Experte fürs deutsche Fernsehen, vorbeigegangen. Dieser war ziemlich erstaunt, denn die "Michi" ist normal eine, die immer für ein Tratscherl zu haben ist. Gestern hatte sie vor dem Start allerdings den Tunnelblick. Am Ende der WM-Kombi musste sich Herr Büchel wie so viele andere Experten ein zweites Mal wundern. Denn da stand die 31-jährige Kirchgasser, für die jeder Orthopäde sofort einen längeren Kuraufenthalt bewilligen würde, als Dritte jubelnd bei der Siegerehrung.

Dass die Salzburgerin im Spätherbst ihrer Karriere, der sich eigentlich schon wie der Winter anfühlt, noch eine WM-Medaille gewinnen kann, hat kaum jemand für möglich gehalten. Zuletzt ging die Zahl der "Kirchi"-Kritiker in die Verlängerung, sogar ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hatte indirekt der unter massiven Knieproblemen leidenden Kirchgasser ein baldiges Karriere-Ende nahe gelegt. Diese Kritiker von gestern baden heute im Fettnäpfchen, wobei das die Freude von Schröcksnadel keineswegs schmälerte. Der 75-Jährige jubelte als Augenzeuge im Zielraum nach dem Bronze für Kirchgasser, das sich wie Gold anfühlt. Für die dreifache Team-Weltmeisterin war es die dritte Einzelmedaille in Folge bei Weltmeisterschaften. 2013 in Schladming gab es ja auch Slalom-Silber.

Für Lara Gut ist alles aus

"Diese Medaille wiegt schwerer als alle anderen", sagte Kirchgasser, die sich nach einer beherzten Abfahrt mit der schnellsten Slalom-Zeit auf das Podest nach vorne kämpfte. Dort wurde sie gestern Augenzeugin eines Schweizer Doppelsieges durch Wendy Holdener und Michelle Gisin. Mit Holdener bestand die von den lokalen Medien hoch gepushte Favoritin (Schlagzeile: "Jetzt ist Wendy-Zeit") die Nervenprobe. Im Gegensatz zu Sofia Goccia (It) und Ilka Stuhec (Slo), die nach den schnellsten Abfahrtszeiten beim Angriff auf die führenden Schweizerinnen im Slalom schon im oberen Teil ausschieden.

"Ich war nervös, ich bin nicht top gefahren, hatte einige Wackler. Ich habe nicht gelaubt, dass es reicht. Der Doppelsieg ist so schön", sagte Holdener. Die 23-Jährige schaffte gestern den ersten Goldmedaillengewinn der Schweizer Frauen seit Sonja Nef 2001 im Riesentorlauf von St. Anton. Nef ist übrigens mit dem jetzigen Schweizer Damen-Chef Hans Flatscher verheiratet. Der Salzburger hatte gestern aber nicht nur Grund, zu feiern. Die Schweizer gingen nämlich durch ein Wellenbad der Gefühle. In den Jubel um den Doppelsieg mischte sich viel Mitleid mit Lara Gut. Der Top-Star im Schweizer Skiteam verletzte sich nach der dritten Zeit in der Kombi-Abfahrt beim Einfahren für den Slalom am linken Knie. Nach dem Kreuzbandriss und einem Meniskusschaden ist für die 25-Jährige nicht nur die Heim-Weltmeisterschaft, sondern auch die Saison vorbei. Im Gesamt-Weltcup ist damit der Weg für Mikaela Shiffrin zur großen Kristallkugel frei. Die US-Amerikanerin, die bei der WM die Kombination ausließ, liegt derzeit mit 180 Punkten Vorsprung auf Gut in Führung. Der Rest ist weit abgeschlagen. Gestern wurde in St. Moritz also nicht nur die WM-Kombi entschieden, sondern auch der Gesamtweltcup.

 

Abfahrt ohne Veith

Anna Veith verzichtet freiwillig auf ein Antreten in der WM-Abfahrt am Sonntag in St. Moritz und damit auch auf das heutige Training, das als ÖSV-interne Qualifikation angesetzt ist. „Mir ist wichtig, dass von unserem Team die Besten an den Start gehen – die Ladys, die richtig viel Abfahrtskilometer in den Beinen haben, für Österreich um die Medaillen kämpfen können“, schrieb die Salzburgerin auf Facebook.

Sie habe alles probiert, aber sie sei noch nicht so weit, teilte die kurz vor Jahreswechsel nach schwerer Knieverletzung in den Weltcup zurückgekehrte Veith mit: „Die Sprünge sind noch zu viel für mein Knie, deshalb konzentriere ich mich jetzt voll auf den Riesentorlauf und trainiere die nächsten Tage dafür.“ Die Abfahrts-Vizeweltmeisterin von 2015 schickte noch Genesungswünsche an die am Knie verletzte Schweizerin Lara Gut.

Für Österreich starten morgen Super-G-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer, Christine Scheyer, Ramona Siebenhofer und Stephanie Venier. Das heutige letzte Training wurde abgesagt. Zum engsten Favoritenkreis zählen die Slowenin Ilka Stuhec und die Italienerin Sofia Goggia, die gestern auch in der Kombi-Abfahrt stark gefahren waren, dann aber im Slalom scheiterten.

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