Mikaela Shiffrin nach Gold-Hattrick: "Es hat gerade erst begonnen"
SANKT MORITZ. Die 21-Jährige deklassierte im Slalom die Konkurrenz und sucht neue Herausforderungen.
Wenn sie das wirklich ernst gemeint hat, dann war das für ihre Konkurrentinnen eine gefährliche Drohung: Mikaela Shiffrin, die am Samstag in St. Moritz zum dritten Mal in Folge Slalom-Weltmeisterin wurde, fühlt sich längst noch nicht am Ende ihres Leistungsvermögens. Im Gegenteil, die 21-Jährige will sich auf die Suche nach neuen Herausforderungen machen und meinte nach ihrem goldenen Zickzack-Kurs auf der WM-Piste lapidar: "Es gibt kein Limit."
1,64 Sekunden Vorsprung auf die Schweizerin Wendy Holdener und 1,75 auf die drittplatzierte Schwedin Frida Hansdotter – Shiffrin war im letzten Damen-Bewerb von St. Moritz eine Klasse für sich. Nach dem Silber im Riesentorlauf schrieb sie mit dem goldenen WM-Schlusspunkt Ski-Geschichte. 78 Jahre nach der Deutschen Christl Cranz ist sie die Erste, die dreimal in Folge Slalom-WM-Gold bei den Frauen gewinnen konnte. Shiffrin wird in diesem Winter auch als Gesamt-Weltcup-Siegerin abschwingen. Sie führt vor der verletzten Lara Gut souverän die Wertung an. Als beste Skifahrerin fühlt sich die US-Amerikanerin trotzdem nicht. Shiffrin: "Bis ich das bin, ist noch ein langer Weg. Und es fühlt sich so an, als ob es gerade erst begonnen hätte."
Shiffrin setzt auf Speed
Eine wichtige Etappe dieses Weges führt über die Speed-Bewerbe, wo Shiffrin zukünftig neue Herausforderungen suchen wird. Eines Tages wolle sie auch im Super-G und der Abfahrt gewinnen, aber das brauche noch Zeit. Dass sie sich in St. Moritz auf ihre "Kernkompetenz" konzentriert hat und auch im Teambewerb nicht gestartet ist, hat sich als goldrichtige Strategie erwiesen. Shiffrin: "Ich bin glücklich, wie alles gelaufen ist. Ich bin stolz auf meine Coaches und mein Team, dass sie mir vertraut haben, dass ich tun konnte, wie ich es wollte."
ÖSV-Damen: Aufsteigender Ast
Auch wenn es am Schlusstag der WM keine Medaille mehr für die ÖSV-Damen gab, konnte Cheftrainer Jürgen Kriechbaum in St. Moritz zufrieden seine Koffer packen. Drei Medaillen durch Nicole Schmidhofer (Gold/Super-G), Stephanie Venier (Silber/Abfahrt) und Michaela Kirchgasser (Bronze/Kombi) war mehr, als man von seiner Mannschaft erwarten konnte. Kriechbaum: "Die Mädchen haben die Nerven behalten, sind cool geblieben und haben ihre Chancen genutzt. Wir sind insgesamt auf dem aufsteigenden Ast." Erfreulich sei auch, dass es bei der WM keinen wirklichen Ausreißer nach unten gegeben habe. "Wir waren praktisch in jedem Rennen im Kampf um die Medaillen voll dabei."
Gefreut über die starken Lebenszeichen vom vermeintlich schwachen Geschlecht hat sich auch ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, der vor der WM noch behauptet hatte, vom Damen-Team "wenig bis gar nichts" zu erwarten. Diese Einschätzung hat offenbar eine Trotzreaktion ausgelöst. Schröcksnadel: "Wir haben vorher keinen Druck gemacht und das war gut. Sie haben sich dann hier wirklich sehr gut verkauft. Ich glaube, dass wie in der Abfahrt auch im Technikbereich eine Mannschaft entstehen wird, die Potenzial hat, vorne mitzufahren."
Kirchgassers Finale
Als Sechste im Slalom war Michaela Kirchgasser in ihrem letzten WM-Rennen am Samstag die beste Österreicherin. Auf Bronze fehlte knapp eine halbe Sekunde. Was für die 31-jährige Salzburgerin kein großes Thema war. Sie genoss ihre Abschiedsvorstellung auf der WM-Bühne in vollen Zügen. „Das ist ein absolut schöner Abschluss“, sagte Kirchgasser, die am Abend bei der Siegerehrung im Kulm-Park als Sechste auf der Bühne stand. Ob sie noch eine Saison anhängen wird, entscheidet sich nach einer Knieoperation im Sommer. „Ich will weiterfahren, es wird aber schwierig.“
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