Büchner-Preis-Gewinnerin Terezia Mora kritisiert hetzerische Reden
Die deutsch-ungarische Autorin erhält die wichtigste Literaturauszeichnung Deutschlands.
Die deutsch-ungarische Schriftstellerin Terezia Mora hat den mit 50.000 Euro dotierten Georg-Büchner-Preis entgegengenommen. Er gilt als die wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland. In ihrer Dankesrede kritisierte Mora am Samstag in Darmstadt eine Veränderung der Debattenkultur. In den vergangenen drei Monaten habe sich die öffentliche wie die private Rede in eine Richtung radikalisiert, "die uns zu Recht besorgt sein lässt", sagte die 47-Jährige im Staatstheater. "Früher konnte ich sagen: Hetzerisches Reden findet in Deutschland wenigstens nicht auf Regierungsebene statt. Das kann ich so nicht mehr."
Mora erinnerte auch an den ungarischen Schriftsteller Peter Esterhazy (1950–2016), "gegen den, neben anderen als ,linksliberal‘ verschrienen Künstlern und überhaupt gegen jede Form von Intellektualität, zur Zeit eine Kampagne in Ungarn läuft". Mora gehört zu den Übersetzern Esterhazys.
"Drastik und Zartheit"
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung würdigte Moras "eminente Gegenwärtigkeit und lebendige Sprachkunst, die Alltagsidiom und Poesie, Drastik und Zartheit" vereine. Schonungslos nehme sie in ihren Romanen und Erzählungen die Verlorenheit von Großstadtnomaden und prekären Existenzen in den Blick und lote die Abgründe innerer und äußerer Fremdheit aus." Die mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin und Übersetzerin wurde in Ungarn geboren und wuchs zweisprachig auf.
Seit 1990 lebt sie in Berlin. Für ihren Roman "Das Ungeheuer" – den zweiten Band einer Trilogie über das Leben des IT-Spezialisten Darius Kopp – bekam sie 2013 den Deutschen Buchpreis.