Der Mensch im Mittelpunkt
Die im Juli dieses Jahres verstorbene Künstlerin und Architektin Gabriele Heid-ecker wurde posthum mit dem Kunstwürdigungspreis der Stadt Linz geehrt.
„Es war in jungen Jahren schon so, dass mich vor allem das gereizt hat, was schwierig war. Vielleicht auch deshalb die Neigung zu männerdominierten Berufen. Ich hatte schon als Kind die Vorstellung, dass ich entweder Hebamme oder Architektin werde“, sagte Gabriele Heidecker in einem OÖN-Interview. Geworden ist sie Zweiteres, wobei vor allem eines im Mittelpunkt ihrer Architektur stand: der Mensch.
Für ihr umfassendes Schaffen wurde die im Juli 47-jährig verstorbene Linzer Künstlerin und Architektin posthum mit dem Kunstwürdigungspreis der Stadt Linz ausgezeichnet.
Starke soziale AderBekannt ist Gabriele Heidecker vielen nicht nur wegen ihrer Arbeit auf dem Gebiet der Architektur. „Sie war eine Kämpferin“, erinnern sich ihre drei Schwestern im OÖN-Gespräch. Vor allem auch für andere. Ob als Initiatorin zahlreicher Projekte wie die Architektur-Reisegruppe „Vier Frauen fahren fort“, als Mitglied des Linz09-Aufsichtsrates, als Vorstandsmitglied des „Festivals der Regionen“ oder als Vorsitzende des Vereins „FIFTITU%“, der Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in Oberösterreich – und nicht zuletzt als alleinerziehende Mutter dreier Töchter.
Zur Architektur kam die gebürtige Linzerin verhältnismäßig spät. Nach dem Besuch der HTL war sie zunächst am Vermessungsamt in Linz tätig, damals als einzige Frau. Vielleicht war dies mit ein Grund, weshalb sie sich immer stark für frauenpolitische Themen einsetzte. „Wobei ihr soziales Engagement nicht nur Frauen galt, sondern überhaupt Menschen, die benachteiligt sind.“
Mit 29 Jahren begann sie ihr Architektur-Studium an der Kunstuni Linz, das sie 2003 abschloss. „Was sie an der Architektur am meisten interessierte, war weniger das Bauen als der Raum an sich, der städtische Raum, Freiräume wie Innenräume.“ Ein Wunsch, den sie unter anderem in der Gestaltung des Platzes Prunerstraße/Lederergasse in Linz verwirklicht hat.
Immer ging es ihr darum, „den Menschen mitzudenken. Nicht wie ein Haus aussieht, sondern wie man es spürt, war ihr wichtig.“ „Barrierefreiheit“ war eines ihrer Lieblingsworte.
Die Architektur war ihr das eine Herzensanliegen. Das andere ihre drei Töchter. „Sie arbeitete oft nachts, um tagsüber für ihre Kinder da zu sein.“
„Ich habe eine Extra-Portion Energie mitbekommen“, meinte die umtriebige Künstlerin selbst. Für ein Leben, das nicht die Zeit, sondern seine Fülle ausmachte.