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„In guten Stunden bin ich sogar stolz auf mich“

Von Von Peter Grubmüller, 11. Dezember 2008, 00:00 Uhr
Evelyn Grill Bild: Residenz

Ihr Roman „Das römische Licht“ wurde von der Kritik gefeiert. Seit 20 Jahren lebt die in Garsten geborene Schriftstellerin Evelyn Grill in Freiburg (D). Im OÖN-Interview spricht sie über alterslose Gedanken, ungünstige Voraussetzungen und Weihnachten.

OÖN: Es sieht so aus, als hätte Sie der Wechsel vom Suhrkamp- zum Residenz-Verlag aufs Neue motiviert. Täuscht dieser Eindruck?

Grill: Das war tatsächlich der Fall. Bei Residenz hatte ich von Beginn an das Gefühl, dass ich hier richtig bin und ernst genommen werde. Ich brauche mich hier nicht zu fürchten, ob meine Texte akzeptiert und respektiert werden. Jetzt spüre ich eine innere Sicherheit, eine Geborgenheit, eine Fürsorge, die ich sehr schätze.

OÖN: Wurde damit auch Ihre Produktivität gesteigert, weil Sie zuletzt im Jahresrhythmus Romane veröffentlicht haben?

Grill: Ja, aber 2009 gibt es sicher kein Buch von mir. Irgendwann braucht man wieder eine Pause. Ich plane jetzt auch etwas Längeres. Ich habe schon angefangen, bis jetzt sind es 30 Seiten, es soll ein Familien-, ein Gesellschaftsroman werden, der in Antwerpen, in England und in Deutschland spielt – wahrscheinlich mit einer Frau im Mittelpunkt, die eine Familie über zwei Generationen beeinflusst.

OÖN: Sie sind 66, aber in „Das römische Licht“ schaffen Sie es bestens, die jungen Gedanken Ihrer Hauptfigur Xenia zu zeichnen, dieser jungen Künstlerin, die davon erfährt, dass ihre Mutter im Koma liegt. Haben Sie Erinnerungen Ihrer Jugend verarbeitet oder Ihre drei Kinder so gut beobachtet?

Grill: An das Lebensalter dieser Figur hab’ ich nicht gedacht, sondern an die Situation, in der man als junger Mensch versucht, Erfolg zu haben, und dann durch eine Mutter behindert wird, die zur Unzeit ins Koma fällt. In diesem Moment glaubt man, dass einem die Möglichkeit genommen wird, seinen Lebensweg zu verfolgen. In so eine Situation kann ich mich hineinversetzen. Das hat nichts mit Alter zu tun.

OÖN: Ihre Romane sind nie bunte Blumenwiesen, sondern ranken sich um Ausweglosigkeiten. Inwiefern spiegeln diese Themen Ihr eigenes Leben wider?

Grill: Meine Voraussetzungen waren ungünstig, insofern kann ich mit meinem Leben zufrieden sein. In guten Stunden bin ich sogar stolz auf mich. Ich bin in keinem intellektuellen Haushalt aufgewachsen, mein Vater starb, als ich zehn Jahre alt war, und meine Mutter hatte nie die Idee, dass man mich auf eine höhere Schule schicken könnte. Das war ihr ganz fremd. Deshalb musste ich mich mühsam auf dem zweiten Bildungsweg entwickeln und konnte mich erst mit 37 dem Schreiben widmen.

OÖN: Wird bei Ihnen zu Weihnachten etwas vorgelesen oder gesungen?

Grill: Wir singen auch zu zweit, aber mein Mann will immer das Evangelium vorlesen, das wird er auch heuer wieder tun – er liest es auf Englisch. Aber es wird niemand da sein, der dazu die Augen rollt, weil wir zu Weihnachten zu zweit sind. Weihnachtliche Familienfeste haben mich immer fürchterlich gestresst. Die herkömmliche Idylle findet bei uns nicht statt.

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