Aus "Kuß" wurde vor 25 Jahren "Kuss": Wie gut beherrschen Sie die Rechtschreibung?
Groß war die Aufregung, und noch größer die Verwirrung, als die Rechtschreibregeln 1998 erneuert wurden. Die wichtigste Änderung: aus "daß" wurde "dass". Wie gut beherrschen Sie die deutsche Sprache? Testen Sie Ihr Wissen im OÖN-Quiz.
Die vieldiskutierte Rechtschreibreform trat vor 25 Jahren, am 1. August 1998, in Kraft. Es gab eine siebenjährige Übergangsfrist: Bis zum Jahr 2005 standen alte und neue Rechtschreibung gleichberechtigt nebeneinander. Dann wurden die neuen Regeln verbindlich, insbesondere an Schulen. Das heißt, Lehrer mussten seither Schreibweisen, die nicht der Neuregelung entsprachen, als Fehler nicht nur markieren, sondern auch als solche bewerten. Wer dann noch "Kuß" oder "heute abend" schrieb, riskierte eine schlechtere Note. Die Umstellung der Schulbücher erfolgte allerdings erst später. Daher mussten Schüler und Lehrer zunächst zum Wörterbuch greifen.
Quiz: Beherrschen Sie die deutsche Rechtschreibung?
Die wichtigsten Änderungen der Reform 1998:
Fremdwörter
In Wörtern mit den Stämmen phon, phot, graph kann ph durch f ersetzt werden: Megaphon oder Megafon, Geographie oder Geografie, Delphin oder Delfin.
Weitere Doppelschreibungen sind möglich bei: Dragée/Dragee, Thunfisch/Tunfisch, Katarrh/Katarr, Myrrhe/Myrre, Hämorrhoiden/Hämorriden, Joghurt/Jogurt, substantiell/substanziell (Substanz), Spaghetti/Spagetti, essentiell/essenziell (Essenz), potentiell/potenziell.
Empfohlene Schreibweisen sind im Duden gelb unterlegt.
Groß- und Kleinschreibung
Alle Wörter, die als Hauptwörter gebraucht werden, schreibt man seither groß: im Allgemeinen, der Erste, die Nächste, das Letzte, des Weiteren, im Einzelnen, alles Übrige, als Ganzes, Angst haben ...
- Großgeschrieben werden auch die Tageszeiten nach den Wörtern (vor)gestern, heute, (über)morgen: heute Nachmittag, gestern Mittag, morgen Abend ... (nicht aber die Adverbien abends, mittags, morgens).
- Weiter kleingeschrieben blieben: angst, bange, gram, leid, pleite, schuld in Verbindung mit sein, bleiben, werden, weil diese Wörter als Adjektive gebraucht werden.
- Auch Superlative bleiben klein: am schnellsten, am ruhigsten. Der Superlativ wird mit „wie" erfragt. Superlative mit „aufs“ können weiterhin kleingeschrieben werden, besser jedoch groß: aufs (h)Herzlichste, aufs (b)Beste ...
- Die Höflichkeitsgroßschreibung ist bei du, dein, ihr, euch ... gestrichen (in Briefen noch möglich), wird bei Sie, Ihnen ... aber beibehalten.
s-Schreibung
ß wird seit der Reform nur noch nach einem langen Vokal geschrieben: das Maß / des Maßes, außen, gießen / er gießt. Nach einem kurzen Vokal stand fortan ss, wo bisher ß verwendet wurde: der Fluss / die Flüsse, lassen / er lässt. Das gilt natürlich auch für die Konjunktion daß; neu: dass! Ein einfaches s bleibt, wo auch früher eines stand.
"Verstärktes Stammprinzip"
- überschwänglich (wegen Überschwang), schnäuzen (zu Schnauze), Stängel (zu Stange), rau (wie grau, blau ...), Gämse (Gams), Känguru (wie Gnu, Kakadu ...).
- Doppelschreibungen sind möglich bei: aufwändig/aufwendig (Aufwand/aufwenden) und Schänke/Schenke (Schank/ausschenken). Selbstständig ist neben selbständig möglich.
2006: Die Reform der Reform
2016 gab es zuletzt eine kleine Rechtschreibreform. Das „ß“ wurde damals als Großbuchstabe eingeführt.
Die Korrekturen, die vom Rat für deutsche Rechtschreibung empfohlen worden waren, betrafen vor allem Groß- und Kleinschreibung sowie Zusammen- und Getrenntschreibungen. So wurden unter anderem Wörter wie „eislaufen“ wieder zusammengeschrieben.
Wann kommt die nächste Reform?
"Die Leute haben Angst, dass das Österreichische verschwindet. Aber das ist Blödsinn", sagt Christiane Pabst, Chefredakteurin des Österreichischen Wörterbuchs. Wird es wieder einmal eine Reform geben? "Allein das Eindringen der Anglizismen wird eine neuerliche Reform nötig machen", sagt Pabst. Ein Interview mit der Sprachexpertin lesen Sie hier:
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