Büchner-Preis für den Südtiroler Autor Oswald Egger
Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 2. November im Staatstheater Darmstadt vergeben
Oswald Egger überschreite und erweitere die Grenzen der Literaturproduktion, hieß es in der Begründung der Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Die Institution erkannte dem Südtiroler Schriftsteller gestern den mit 50.000 Euro dotierten Georg-Büchner-Preis zu, die wichtigste Auszeichnung der deutschsprachigen Literatur. Überreicht wird der Preis am 2. November im Staatstheater Darmstadt.
Bekannte Werke von Egger sind unter anderem „Diskrete Stetigkeit“ und „Farbkompartimente“. Er wurde 1963 in Südtirol geboren und ist Professor für Sprache und Gestalt an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel.
Oswald Egger reiht sich ein in eine Liste, die über das vergangene Jahrzehnt hinweg kaum vielseitiger sein könnte: Rainald Goetz, Marcel Beyer, Jan Wagner, Terézia Mora, Lukas Bärfuss, Elke Erb, Clemens J. Setz, Emine Sevgi Özdamar und Lutz Seiler – alle Generationen, die meisten deutschsprachigen Regionen und literarische Formen sind vertreten. Was ergänzt Egger? Zunächst die Herkunft: Südtirol, allerdings ist er längst woanders zu Hause. 1963 in Lana geboren, hat er in Wien Literatur studiert, die er nun in Kiel lehrt. Wohnhaft ist er bei Neuss (in der berühmten Raketenstation Hombroich, die vorher den Lyriker Thomas Kling beherbergte) und Wien. Umfassender kann man den deutschen Sprachraum kaum erfassen.
Das gilt auch für Eggers Werk. Er debütierte 1993 mit Gedichten. Lyrik ist bis heute seine wichtigste Form geblieben. 1999 kam er zu Suhrkamp (Egger ist damit der fünfte Büchner-Preisträger in Folge aus diesem Verlag), seitdem stieg die Formenvielfalt, wobei es auch in Prosa konzentrierte Texte sind, die Egger schreibt – Sprache geht vor Inhalt, Sprachspielerisches und Sprachtheoretisches durchdringen einander. Zuletzt trat Egger zudem als Maler hervor, auch in seinen eigenen Büchern.
Somit hat dieser Büchner-Preisträger viel zu bieten, was in der vielseitigen Liste der Vorgänger fehlte. Ihm selbst fehlte bislang Bekanntheit – sowohl beim Publikum (Lyrik ist selten auflagenträchtig) als auch in Literaturkreisen.