Die Schweiz jubelt, der Song Contest kriselt
Zum Schluss kam es doch anders, als es die Wettquoten prophezeit hatten. Nemo aus der Schweiz gewann am Samstag den Eurovision Song Contest (ESC) als erste nonbinäre Person. Im Song "The Code" sang Nemo über den Weg zur Erkenntnis, sich keinem Geschlecht zugehörig zu fühlen. Das Lied, das Nemo mitgeschrieben hatte, trug die 24-jährige Person nicht nur stimmgewaltig vor, sondern teilweise auch auf einer sich drehenden Scheibe. "Der Sieg macht mich unglaublich stolz, nicht auf mich, sondern auf die gesamte Community", sagte Nemo nach dem Sieg. Im Trubel brach die Siegestrophäe aus Glas entzwei, Nemo verletzte sich leicht an der Hand.
Wäre es nach den Buchmachern gegangen, hätte Marko Purisic alias Baby Lasagna mit seinem Gute-Laune-Hit "Rim Tim Dagi Dim" gewonnen. Tatsächlich lag er beim Publikumsvoting vorne, doch Nemo hatte von den 37 Länderjurys so viele Punkte gesammelt, dass ihm der fünfte Platz beim Televoting für den Gesamtsieg reichte. Platz drei ging an die Ukraine, gefolgt von Frankreich und Israel.
Besucher beschimpft
Auch bei Österreich lagen die Wettquoten falsch – leider in die andere Richtung. Noch am Abend lag Marie-Sophie Kreissl, alias Kaleen, mit der eingängigen Dance-Nummer, die sie mit teils akrobatischem Einsatz auf die riesige Bühne im Malmö-Center brachte, auf Platz 13. Schlussendlich belegte die in Ried/Traunkreis aufgewachsene 29-Jährige den 24. und vorletzten Platz. Enttäuscht sei sie nicht, sagte sie den OÖN. Es sei für sie eine Ehre gewesen, Österreich zu repräsentieren: "Der Wettbewerb hat mir die Möglichkeit gegeben, mein Talent und meine Leidenschaft für die Musik zu zeigen und mich mit Künstlern aus der ganzen Welt zu verbinden."
Überschattet war der Bewerb von zahlreichen Vorfällen. So wurde auch am Samstag wieder gegen die Teilnahme Israels demonstrierte. Einige Demonstranten bedrängten die Besucher, die zum Song Contest kamen, und beschimpften sie. Unter den Demo-Teilnehmern war auch wieder Klima-Ikone Greta Thunberg, die abgeführt werden musste. In der Halle wurde die für Israel antretende Eden Golan lautstark ausgebuht.
Joost Klein ausgeschlossen
Aufregung herrschte auch um den Ausschluss des niederländischen Kandidaten Joost Klein. Er soll nach dem Semifinale am Donnerstag eine "drohende Bewegung" in Richtung einer Kamerafrau gemacht haben, die ihn gegen seinen Willen filmte. Der niederländische Sender Avrotros, der Klein entsandt hatte, legte Protest ein und nannte die Vorgehensweise "sehr schwerwiegend und unverhältnismäßig". Während der Show wurde Martin Österdahl, Supervisor der Europäischen Rundfunkunion, wegen dieser Entscheidung ausgebuht. Er musste auch selbst das Ergebnis der niederländischen Jury verkünden, weil sich von Avrotros niemand meldete.
Unterdessen will die Schweiz sofort mit den Vorbereitungen für den Song Contest 2025 beginnen. Es sei eine Chance, der Welt zu zeigen, was die Schweiz ausmacht, hießt es vom Medienhaus SRG. Zuletzt fand der Bewerb 1989 in der Schweiz statt, nachdem im Jahr zuvor die Kanadierin Celine Dion den ESC für die Schweiz gewonnen hatte.
Leitartikel, Seite 4
Marie-Luise Stockinger: "Eine suchtkranke Mutter, die raucht, trinkt und schwanger ist", aber nicht sofort verurteilt werden soll
Er spielte das James-Bond-Thema: Gitarrist Vic Flick ist tot
520.000 Euro: Rekordpreis für Werk von Martha Jungwirth
"Ein Witz, oder Kunst?" - 5,9 Millionen Euro für eine Banane mit Klebeband
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.