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Ein vertriebener Meister im Linzer Rampenlicht

Von Nora Bruckmüller, 23. Jänner 2019, 00:04 Uhr
Ein vertriebener Meister im Linzer Rampenlicht
Karl Weigl galt vor 1938 als Größe der Wiener Musikszene, wenn er im Exil, den USA, spielte, dann mit Ehefrau Vally. Bild: Privat

Das Brucknerhaus erinnert an den vor Hitler geflohenen und lang vergessenen Komponisten und Pianisten Karl Weigl (1889-1949).

Er tat es selten. Doch früh im Jahr 1937 schrieb Karl Weigl über das Leben außerhalb der Musik in seinem Tagebuch: "Äußere Umstände so düster wie nie zuvor; Bedrohung eines neuen Krieges. Antisemitismus nahm drastisch zu." Ende 1937 hielt der einst etablierte, erfolgreiche Komponist und Pianist fest: "Zukunft dunkel."

Obwohl es der Sohn einer reichen, assimilierten jüdischen Wiener Familie damals wohl nicht erkannte – das Vergessen seiner Person und seines Werkes in der "Heimat" hatte begonnen. Am Wochenende wird man im Brucknerhaus dagegen angehen und seine lang ungehörte Musik spielen (mehr in der Box rechts).

Weigl erging es wie vielen Künstlern seiner Zeit. Als Karriere und Schaffen gediehen, löschten sie die Nazis aus. Größtes Glück war ohnehin, mit dem Leben davongekommen zu sein.

In den 1920ern war Weigls Welt noch heil. Der frühere Korrepetitor für Gustav Mahler an der Hofoper, der als Kind früh mit privaten Musikstunden gefördert wurde, hatte sich in der Wiener Musikszene etabliert.

Seine Werke zählten zu den meistgespielten Mitteleuropas. Paul Wittgenstein, der im Krieg einen Arm verloren hatte, beauftragte ihn mit einem Pianokonzert für die linke Hand. "Das zeigt, wie prominent er als junger Kerl von 40 Jahren war. Es durfte nicht jeder für Wittgenstein schreiben", sagt Michael Korstick.

Der Professor für Tasteninstrumente an der Bruckner-Uni wird Weigls "Toteninsel" (1903) spielen. "Als er in die USA emigrierte, lagen auch Stellen, um Musik zu unterrichten, nicht auf der Straße. Es dauerte entsetzlich lange, bis er eine fand." Schon bevor Weigl im September 1938 mit seiner zweiten Frau Vally das Land verließ, hatte sich das Paar als Lehrende finanziell über Wasser gehalten. Denn die NS-Verdrängungspolitik war effektiv.

1936 war letztmals eine Komposition von Weigl veröffentlicht worden, dem "offene, großangelegte, Bruckner’sche Formen" zugeschrieben wurden. Dann wurden die Schüler weniger."Zu bleiben, hieße Isolation oder Armut. Also weg", schrieb er 1938 an seinen Kollegen Arnold Schoenberg.

Überall unverstanden

Weigl war 49 Jahre alt, als er sich von New York aus neu erschaffen musste. Seinen Sohn Wolfgang sah er kaum noch – er lebte in den USA bei der Religionsgemeinschaft der Quäker, wo er besser versorgt war. Weigls elf letzte Jahre waren mehr von Not und Krankheit geprägt als vom Komponieren. Vier Symphonien waren in Europa entstanden, zwei in den USA. "Aber welcher Komponist wollte nach 1945 schon zurückkehren?", fragt Korstick. "Es herrschten fast totalitäre Ansprüche: Musik musste seriell sein, sonst konnte man sie nicht ernst nehmen." Weigl starb 1949 fern einer Heimat, auch einer kreativen.

Karl-Weigl-Wochenende:

Am Sonntag (11:00 Uhr) dirigiert er das Bruckner Orchester bei der europ. Erstaufführung von Weigls „Sinfonie Nr. 5, Apocalyptic“ (1942–45). Am Samstag (19.30 Uhr): Pianist Michael Korstick und das Serenus Quartett spielen u. a. Weigls „Toteninsel“ (1903). Karten: Tel. 0732 / 77 52 30, www.brucknerhaus.at

 

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