Helmut Berger: Der einst schönste Mann der Welt ist tot
WIEN/SALZBURG. Der aus Bad Ischl stammende Schauspieler Helmut Berger ist kurz vor seinem 79. Geburtstag gestorben.
Helmut Berger war in den 1960er- und 1970er-Jahren ein europäischer Star. Einst galt er als schönster Mann der Welt, es folgten Skandale und der Absturz. Am 29. Mai wäre der gebürtige Bad Ischler 79 Jahre alt geworden. Wie sein Agent Helmut Werner der APA berichtete, starb Berger am Donnerstag in der Früh "friedlich, aber dennoch unerwartet" in Salzburg. Sein Lebensmotto "La Dolce Vita" genoss Berger zeitlebens in vollen Zügen.
Mit Rollen in Filmen wie "Das Bildnis des Dorian Gray", "Der Garten der Finzi Contini", "Die Rivalin" oder "Der Pate - Teil III" erlangte Helmut Berger Weltruhm. An seiner Seite spielten Romy Schneider, Elizabeth Taylor, Henry Fonda, Burt Lancaster und Silvana Mangano.
Bisexuelle Rollen machten ihn berühmt
Den Durchbruch schaffte Berger mit seinen Rollen in "Die Verdammten" (1969) und "Ludwig II." (1972), für erstere wurde er 1970 für den Golden Globe als bester Nachwuchsschauspieler nominiert. Bei beiden Filmen führte Luchino Visconti Regie. Der 38 Jahre ältere Italiener hatte Berger entdeckt, er wurde sein Lebensgefährte und "Vaterersatz". Berger personifizierte den sexuellen Tabubruch im europäischen Kino. So wurde er insbesondere für seine Darstellung narzisstischer und bisexueller Figuren bekannt.
Visconti starb 1976 und Berger stürzte in eine Krise. Es folgten ein Selbstmordversuch, Alkoholexzesse, ein dekadenter Lebensstil, aber kaum noch neue große Rollen. Berger sagte, dass er sich nach Visconti niemals mehr in jemanden verliebt habe.
Auf dem Cover der "Vogue"
Berger zehrte zunehmend von seiner Vergangenheit und dem Prädikat des einst "schönsten Mannes der Welt", als der er mal das Cover der Zeitschrift "Vogue" zierte. Statt mit schauspielerischen Leistungen macht er mehr mit Auftritten in Talkshows von sich reden. "Ich bin total versackt", erklärte er 1996 in Harald Schmidts damaliger Sat.1-Show. Medien berichteten über seine ausschweifenden Exzesse mit Alkohol und anderen Drogen und seine zahlreichen Affären.
2013 im Dschungelcamp
Große Aufmerksamkeit wurde ihm wieder zuteil, als er 2013 ins RTL-Dschungelcamp zog. Aus gesundheitlichen Gründen stieg er nach wenigen Tagen wieder aus, doch plötzlich kannten ihn auch jüngere Menschen. Besonders zuträglich für sein Image war der Auftritt aber sicher nicht. "Es ist mir scheißegal", sagt Berger der Filmemacherin Valesca Peters, als sie ihn fragt, was andere wohl über ihn denken.
Vor Gericht stritt sich Berger mit dem Regisseur Andreas Horvath, der ihn im Dokumentarfilm "Helmut Berger, Actor" bei der Selbstbefriedigung gezeigt hatte. "Bloßstellend und herabsetzend" seien einige Szenen gewesen, so der Vorwurf.
Spätes Theaterdebüt
Kurz vor seinem 70. Geburtstag 2014 berührte Berger unterdessen mit einem eher stillen Auftritt: Zittrig und gesundheitlich angeschlagen zeigte er sich zur Weltpremiere von "Saint Laurent" auf dem roten Teppich des Filmfestivals von Cannes. 2018 folgte in hohem Alter sein Theaterdebüt: An der Volksbühne Berlin spielte Berger an der Seite von Ingrid Caven einen Baron der Barockzeit.
Ehrenbürger der Kaiserstadt
In Bad Ischl erhielt der vielfach ausgezeichnete Berger zum 75. Geburtstag das Kulturehrenzeichen der Stadt, auf dem Vorplatz des Lehartheaters wurde eine Büste des Schauspielers enthüllt, die ihn in seiner Glanzrolle als Ludwig II. zeigt.
2019 erschien der Dokumentarfilm "Helmut Berger, meine Mutter und ich" der Filmemacherin Valesca Peters. Im November 2019 gab Berger schließlich bekannt, nach mehreren Lungenentzündungen seine Schauspielkarriere zu beenden. Er wolle wie sein Vorbild Marlene Dietrich seinen Lebensabend außerhalb der Öffentlichkeit verbringen. Der frühere Liebling auf allen Partys des internationalen Jet-Sets, "lebte bis zuletzt glücklich, zufrieden und gut gelaunt in Salzburg", wie sein Agent Werner mitteilte und Berger zitierte: "Ich habe drei Leben gelebt. Und das in vier Sprachen! Je ne regrette rien!"