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"Julius Caesar" als kalter Politthriller im Linzer Schauspielhaus

Von Karin Schütze, 29. Oktober 2023, 18:00 Uhr
Beim Mordkomplott (v .li.): Helmuth Häusler, Klaus Müller-Beck, Daniel Klausner, Markus Ransmayr, Sven Mattke Bild: Foto: Herwig Prammer

Stephan Suschke inszeniert die Tragödie in der Fassung von Helmut Krausser nach William Shakespeare  - viel Beifall für die Premiere am  Samstag 

"Wir geben ein Theaterstück, mehr nicht", wird Octavian am Ende erklären: "Die Tragödie vom Leben und Tod des Julius Caesar" von Shakespeare, als Puppenspiel der Mächtigen mit Handstaubsauger, auf den Brettern, die die Welt bedeuten. In eine groteske Farce mündet die Fassung von Helmut Krausser, 2007 am Burgtheater uraufgeführt. Im Linzer Schauspielhaus erlebte der Tyrannenmord am Samstag seine stimmige Premiere. Erst zuletzt als Spiel im Spiel entlarvt, rückt der Politthriller in der Regie von Schauspielchef Stephan Suschke auch ohne konkrete aktuelle Anspielungen beklemmend nah an aktuelle Ereignisse.

Medienwirksam inszeniert

Machtgier und Eitelkeit, Verführung und Verführbarkeit, Heuchelei, Schmeichelei und Manipulation bringen die Demokratie ins Wanken, schon im antiken Rom: Um die Stadt vor Caesar als König zu retten, schmieden die Senatoren ein Mordkomplott. Eigenhändig bringen sie den Feldherrn ums Eck. Dessen engstem Freund Marcus Antonius wird gestattet, die Trauerrede zu halten. Was der schlaue Rhetoriker nutzt, um das Volk zur Rache aufzuhetzen. Rom versinkt im Bürgerkrieg.

Eine selbstherrliche Lässigkeit verströmt Alexander Julian Meile als "Caesar", in seiner Selbstgewissheit über jeden Zweifel erhaben – bis zu seinen letzten Worten: "Auch du, Brutus?" Dreimal hat er die ihm angetragene Krone abgelehnt, seine Bescheidenheit ist bloße Zier. Die Leiter der vermeintlichen "Demut, auf der die Ehrsucht langsam aufwärtsklettert", stellt Momme Röhrbein als Wand aus kalten Neonröhren hinter leeren Stuhlreihen auf die Bühne. Rom ist nur noch Kulisse, deren graue Leere emotionale Kälte und Verlorenheit vermittelt. Klaus Müller-Beck gibt den Drahtzieher Cassius, dessen Finger schon beim Gedanken an den Mordplan zucken. Es gilt, "Brutus" ins Boot zu holen: Helmuth Häusler ist der zaudernd innerlich Zerrissene, Jakob Kajetan Hofbauer sein devoter Diener.

Mit Sven Mattke als Caesar hofierender Decius, Daniel Klausner als Casca und Lepidus, Markus Ransmayr als Cinna (auch Octavian) wird das Komplott geschmiedet und der (Theater-)Mord blutig inszeniert. Die Schlacht vor der Schlacht wird am Rednerpult geschlagen, wobei das Publikum direkt angesprochen zum Volk wird.

Macht bahnt sich den Weg über inszenierte Bilder: Medienwirksam werden Hände im Blitzlicht geschüttelt, die von Mikrofonen umringten Redner Brutus und Marcus Antonius im Hintergrund zu grünen übermächtigen Leinwandriesen unter dem Lorbeerkranz im Zeichen des Senatus Populusque Romanus (SPQR). Christian Taubenheim spielt mit unschuldigem Augenaufschlag seinen schauspielenden Marcus Antonius, einen manipulativen Meister der Heuchelei am Pult, der das Gegenteil des Gesagten meint und die Massen unmerklich auf seine Seite zieht, indem er vorgibt, auf jener anderer zu stehen. Gunda Schanderer und Angela Waidmann sind bange ahnungsvolle Ehefrauen und singen eindringlich als "Erzählerinnen" Lyrik von Ingeborg Bachmann zur reduzierten Musik von Joachim Werner, die subtiles Schaudern oder thrillerhafte Spannung weckt. Lutz Zeidler schleppt sich als Wahrsager, dem keiner Gehör schenkt, durch die Gassen. Angelika Riecks klare, schlichte Kostüme teilen sich in nobles Weiß und Gold für Caesar und agentenhaftes Schwarz für seine Mörder ein. Es ist alles nur ein Spiel – ein todernstes. Langer Beifall.

Fazit: Eine beklemmend aktuelle Parabel über Machtgier, Manipulation und (Selbst-)Inszenierung mit einem facettenreich spielenden Ensemble.

Bis 21. 3., Schauspielhaus Linz, Karten: 0732 7611-400,
www.landestheater-linz.at

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Autorin
Karin Schütze
Redakteurin Kultur
Karin Schütze
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