Korrektur der Konzernmacht
Mit Lieferkettengesetz wollen Experten einen Stopp der Ausbeutung.
Da haben sich zwei gefunden, die wissen, was zu tun wäre, um die Ausbeutung von Umwelt und Menschen zu stoppen: Veronika Bohrn Mena, Expertin für prekäre Arbeit und weibliche Arbeitswelten sowie Sprecherin der BürgerInnen-Initiative für ein Lieferkettengesetz in Österreich. Ihr zur Seite steht der österreichisch-chilenische Ökonom und Publizist Sebastian Bohrn Mena, Organisator des Tierschutzvolksbegehrens und Bundessprecher der Nachhaltigkeitsinitiative "oekoreich".
OÖNachrichten: Warum ist ein Lieferkettengesetz dringend notwendig?
Veronika Bohrn Mena: Weil Konzerne es inzwischen einfach gewohnt sind, durch verschachtelte Vertragskonstruktionen und ausgelagerte Arbeitsschritte mit allem durchzukommen, was ihren Profit steigert.
Aber entscheiden das denn nicht letztlich die Konsumenten, die die Produkte dieser Konzerne kaufen?
Ständig wird uns die Mär von der freien Wahl der Konsumenten erzählt, als seien wir selbst schuld am Elend dieser Welt. Aber nur ein verbindlicher gesetzlicher Rahmen wird dazu führen, dass auch die Konzerne sich an die geltenden Regeln halten werden. Solange wir zulassen, dass sie ungeniert und ungehindert die Mär verbreiten dürfen, dass wir als Konsumierende dafür verantwortlich wären, so lange werden wir mit den negativen Auswirkungen ihrer Machenschaften konfrontiert sein.
Was würde ein Lieferkettengesetz ändern?
Es müsste dokumentiert werden, was tatsächlich entlang der gesamten unternehmerischen Lieferkette geschieht. Es geht nicht darum, den kleinen Gerber in Bangladesch zu bestrafen, sondern dort aktiv zu werden, wo der "Kopf des Monsters" sitzt, in den Konzernzentralen. (but)
Veronika und Sebastian Bohrn Mena: "Konzerne an die Kette!", Brandstätter Verlag, 208 Seiten, 20 Euro
Wie heißt es so schön? Das Gegenteil von "gut" ist "gut gemeint"!