ORF-Legende Eva Maria Klinger wird 80
WIEN. "Kunst ist ein Lebensmittel, ein Überlebensmittel, das Gewissen der Zeit", formulierte die langjährige ORF-Kulturjournalistin und Moderatorin Eva Maria Klinger in ihrer Dankesrede, als ihr 2006 das Wiener Goldene Verdienstzeichen überreicht wurde.
Daran hält sie weiter fest. Auf dem Bildschirm ist sie nicht mehr zu sehen, für die "JosefStadtgespräche" ist sie während der Saison aber weiter einmal im Monat live im Moderationseinsatz. Donnerstag kommender Woche wird Klinger 80.
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Eva Maria Klinger wurde am 8. August 1944 in Wien geboren und studierte Theaterwissenschaft und Germanistik. 1967 gewann sie einen Wettbewerb für ORF-Fernsehsprecherinnen und erreichte als "Ansagerin" breite Bekanntheit. "Ich war ein nettes, junges, offensichtlich relativ telegenes Mädchen von 22 Jahren. Bald galt ich immer als blond und herzig. Das hat mich natürlich gestört, weil ich gedacht habe, ich bin nicht nur herzig, ich kann auch denken und reden. Aber das hat damals im ORF niemanden interessiert. Damals waren Frauen entweder Putzfrauen, Sekretärinnen oder Sprechpuppen", erinnert sie sich im APA-Interview.
"Der ORF war eben ein Spiegelbild der Gesellschaft"
1970 promovierte sie mit "Attila Hörbiger. Entwicklungsgang eines Charakterschauspielers". Bei ihrer Arbeit im ORF hat sich dadurch allerdings "nichts geändert. Das war erst im Laufe der 1970er mit der Frauenbewegung der Fall. Der ORF war eben ein Spiegelbild der Gesellschaft."
Neben ihrer Sprecherinnentätigkeit konnte sie im Studio Wien mitarbeiten. "Einer meiner Lehrmeister war Max Eissler (1929-2002, Anm.). Bei ihm durfte ich damals meine ersten Fernsehbeiträge machen. Eigentlich wollte ich aber in die Kulturredaktion und hab' auch im Studio Wien kulturelle Beiträge gemacht - etwa über die Altstadterhaltung am Spittelberg." Nachdem sie sich als Beitragsgestalterin bewährt hatte, übersiedelte sie 1984 in die Kulturredaktion des Radiosenders Ö1. "Dort bin ich fast acht Jahre geblieben und habe in einer sehr angenehmen und sachbezogenen Atmosphäre sehr viel gelernt."
1992 übersiedelte sie wieder ins Fernsehen
1992 übersiedelte sie wieder ins Fernsehen, moderierte die Magazine "Achtung Kultur" und "K 1" und gestaltete zahlreiche Beiträge, Dokumentationen und Porträts - etwa über Claus Peymann und Klaus Maria Brandauer. Dem Schauspieler und Theaterleiter Helmuth Lohner widmete sie 2015, wenige Monate nach seinem Tod, die einfühlsame Biografie "Nie am Ziel". Dem Theater gehörte als Berichterstatterin ihre ganze Leidenschaft - was sie in ihre langjährige Tätigkeit als Jurorin des Nestroy-Theaterpreises ebenso einfließen ließ wie in ihre "JosefStadtgespräche", die sie seit 2006 einmal monatlich mit Künstlerinnen und Künstlern des Theaters in der Josefstadt führt.
Ihren Geburtstag wird die leidenschaftliche Golfspielerin mit Sohn, Schwiegertochter und ihren zwei Enkeln an der französischen Atlantikküste verbringen. Als "sportlichen Aktivurlaub", wie sie versichert. Auch, um fit für die nächste Theatersaison zu werden.
Gratulation, unglaublich wie schnell die Zeit vergeht 😁
Gratulation !!