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ORF-Legende Friedrich Orter wird 75

Von nachrichten.at/apa, 08. Juli 2024, 07:42 Uhr
Rückkehr nach Ka Faroshi
Friedrich Orter Bild: Christian Reisinger

WIEN. Ob Jugoslawien, Irak oder Syrien - für den ORF war Friedrich Orter in seiner langen Karriere an vielen gefährlichen Schauplätzen.

Aus über 80 Ländern und von 14 Kriegen berichtete er zwischen 1975 und 2012. Dabei mutete er den ORF-Sehern mit seiner markanten Stimme stets die oft traurige Wahrheit zu. Nach seinem Pensionsantritt blieb der vielfach ausgezeichnete Journalist nicht untätig und verfasste noch mehrere Bücher. Am Mittwoch (10. Juli) begeht er seinen 75. Geburtstag.

"Ich habe mich immer als Friedensberichterstatter verstanden, ich habe mich immer um die Menschen gekümmert", sagte er bei Antritt seiner Pension im Jahr 2012 rückblickend. Den Krieg hat er als objektiver Beobachter stets gehasst. Er ergriff Partei für die Wahrheit und die unschuldige Zivilbevölkerung. Dabei machte er im Rahmen seiner Tätigkeit viele Grenzerfahrungen und hatte die Angst als ständigen Begleiter und "lebensnotwendigen Abwehrmechanismus" im Gepäck. "Meine sichtbaren Narben sehe ich im Spiegel, die Unsichtbaren verberge ich vor mir selbst. Das ist der Preis, wenn man grausame Geschichten erzählen will. Unser Geschäft ist der Tod", so Orter 2014 im Rahmen der Präsentation seines Buchs "Ich weiß nicht, warum ich noch lebe".

"Dort habe ich gesehen, wozu ein Mensch fähig sein kann"

Seinen schlimmsten Einsatz nannte der Reporter jenen im Zuge der Balkankriege auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens. "Weil sie direkt vor unserer Haustüre stattgefunden haben, weil da persönliche Betroffenheit war, weil es da Familien gab, die ich gekannt habe, die umgekommen sind und die ich verloren habe. Dort habe ich gesehen, wozu ein Mensch fähig sein kann", sagte Orter, der speziell den "mutigen Kameraleuten" dankte, die ihn bei seinen Recherchen begleitet hatten. "Ohne die wäre das alles nicht möglich gewesen."

Immer wieder geriet Orter in gefährliche Situationen. 1991 musste er vom Bürgerkriegsgebiet kurzfristig abgezogen werden, nachdem der jugoslawische Generalmajor Milan Aksentijevic auf einer Pressekonferenz Orter als einzigen Westjournalisten namentlich attackiert und bedroht hatte. Zu einem dramatischen Erlebnis kam es 1997 während des albanischen Bürgerkriegs. Bei Dreharbeiten wurden Orter und sein Team von maskierten Banditen überfallen, Auto, Kameras und Gepäck geraubt, die Reporter "bis auf die Unterhose" ausgezogen. Auf dem anschließenden Fußmarsch Richtung Tirana wurde die Gruppe ein weiteres Mal überfallen.

ORF-Osteuroparedaktion

Zu diesem Zeitpunkt war Orter, geboren am 10. Juli 1949 in Sankt Georgen im Lavanttal, schon ein erfahrener Reporter. Nach diversen Studien - darunter Geschichtswissenschaft und Slawistik - startete der promovierte Historiker 1975 beim ORF durch. Orter arbeitete zunächst für die Kurzwelle und stieß dann zur neu gegründeten ORF-Osteuroparedaktion. Dort waren Paul Lendvai und Barbara Coudenhove-Kalergi seine "Lehrmeister". Polen, Rumänien und andere Länder der osteuropäischen Wende um 1989 zählten zu Orters Stationen. Mit dem "Krieg gegen den Terror" kamen Krisengebiete in Zentralasien, dem Nahen und Mittleren Osten dazu. Mitunter verbrachte er bis zu acht Monate im Jahr in Kriegsgebieten, wobei er stets zahlreiche Bücher zur Lektüre im Gepäck hatte.

Seinen letzten Auslandseinsatz bestritt er 2012 in Syrien. Nach dem Tod seiner Frau sei etwas von seiner Kraft "weggebrochen". Er wolle nun die Zeit des Ruhestands nutzen, um "ein bisschen mich selbst zu finden", erklärte er damals, zog aber 2013 als unabhängiger Reporter abermals in den syrischen Bürgerkrieg, weil er "es noch einmal wissen" wollte. Schnell sei ihm da aber klar geworden, dass sich die Arbeit eines Krisenberichterstatters verändert habe: Schnelligkeit und ständige Präsenz und das am besten in multimedialer Form seien gefragt. Junge Kollegen würden als billige Arbeitskräfte ausgebeutet.

Viele Auszeichnungen

Für seine Arbeit wurde der gebürtige Kärntner vielfach ausgezeichnet. So kann er etwa den Karl-Renner-Publizistikpreis, den Preis des Österreichischen Roten Kreuzes, eine Romy, den OSZE-Preis für Journalismus und Demokratie, den Concordia-Preis für Menschenrechte und den Axel-Corti-Preis sein Eigen nennen. 2012 wurde er vom Branchenmagazin "Österreichs Journalist:in" für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Dabei zollte ihm Laudator Paul Lendvai Respekt für seinen Mut und nannte ihn eine Art "Einmann-CNN".

Seine Expertise und Erlebnisse goss Orter in mehrere Bücher wie "Verrückte Welt. Augenzeuge der Weltpolitik" (2005), "Himmelfahrten. Höllentrips" (2008) und "Ich weiß nicht, warum ich noch lebe" (2014). Sein jüngstes Werk "Der Vogelhändler von Kabul" erschien 2017. Darin zeichnet er ein vielschichtiges Bild des geschundenen Landes Afghanistan, wobei er die Vogelstraße von Kabul, Ka Faroshi, als Insel des Friedens ins Zentrum rückt.

Auch wenn es die vergangenen Jahre etwas ruhiger um Orter wurde, ist es kaum vorstellbar, dass er sich als Journalist je völlig zur Ruhe setzt. Denn: "Ein Journalistenleben geht erst mit dem letzten Seufzer zu Ende", sagte er einst.

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2  Kommentare
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DieterLehner923 (16 Kommentare)
am 09.07.2024 06:10

Alles Gute Herr Ortner!

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helmutspeil (345 Kommentare)
am 08.07.2024 07:58

Happy Birthday.........wir bräuchten mehr solcher Journalisten

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