Riccardo Muti feierte Ode an Beethoven
Der italienische Star-Dirigent begeisterte das Festspielpublikum in Salzburg.
Ertönt Beethovens "Neunte", gibt es etwas zu feiern, und dazu haben die Salzburger Festspiele in diesem Jahr Grund genug mit ihrem Hundertjährigen. Die Hälfte dieser Zeit begleitet Riccardo Muti das Festival als Dirigent, der am Freitagmittag mit den Wiener Philharmonikern im Großen Festspielhaus die Festspiele und Beethoven mit Anmut feierte. Die "Ode an die Freude", Beethovens auskomponierte Sehnsucht nach Freiheit, bekommt in Zeiten von maskiertem Publikum einen neuen Beigeschmack.
Auch Muti hatte sich in seiner Heimat Italien in den vergangenen Monaten zurückziehen müssen und freute sich sichtlich, sein 50. Bühnenjahr bei den Salzburger Festspielen mit dem dafür passendsten Werk zu feiern. Ein Jahr nach seinem Debüt an der Salzach kehrte er 1971 auf Einladung Karajans zurück – und zwar zum ersten Mal ans Pult der Wiener Philharmoniker. Man schätzt sich, weswegen Muti auch keine großen Gesten braucht, um die "Wiener" die "Neunte" als das Opus magnum wiederzugeben lassen, als das sie heute gefeiert wird.
Ein Augenmerk auf Details
Der Italiener ist Impulsgeber, nicht Anführer, und so entsteht mit vereinten Kräften anstelle eines "un poco maestoso" ein "molto maestoso" im ersten Satz oder ein überaus liebevoll dahin gewogenes "Adagio cantabile". Wirklich neu erfunden hat Muti Beethoven nicht. Was sich jedoch bemerkbar macht, ist ein besonderes Augenmerk auf Details, was sich besonders in einem Stärken der Bläser im zweiten Satz oder dem Hervorheben der Duettstellen von Asmik Grigorian und Marianne Crebassa in der "Ode" erkennbar macht. Mit dem Solistenquartett aus Grigorian, Crebassa sowie Tenor Saimir Pirgu und dem exzellenten Bassisten Gerald Finley steht ein hervorragendes Ensemble im Zentrum des Orchesters, das perfekt mit dem Staatsopernchor harmoniert.
Die "Neunte" ist eine Symphonie, mit der sich auch vor Corona schon alleine und ohne Pause Programm machen ließ, und so wundert es nicht, dass fast kein Platz im Großen Festspielhaus frei geblieben ist. Und von diesen Plätzen reißt Riccardo Muti mit den Wiener Philharmonikern und seinen Solisten auch das Publikum, kaum ist der letzte Ton seines furiosen Finales verklungen. (schütz/apa)
Fazit: Großer Applaus für Klänge, die in unsicheren Zeiten Halt geben.
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