Selbstloser Einsatz für meisterhafte Jugendwerke
Nach zweijähriger Coronapause setzte die Dienstags-Kammermusik im Francisco Carolinum musikalisch einen fulminanten Neustart, den sich aber zu viele Kammermusikfreunde entgehen haben lassen.
Das Notos Quartett – Sindri Lederer (Violine), Andrea Burger (Viola), Philip Graham (Violoncello) und Antonia Köster (Klavier) – zählt zu den aufregendsten Kammermusikensembles seiner Generation und ist stets auf Entdeckungsreise, um sein Repertoire zu erweitern.
In diese Kategorie fällt das Klavierquintett des erst 16-jährigen William Walton, das der Komponist auch noch in späten Jahren schätzte und ihm revidierend 1973 den letzten Feinschliff verpasste. Ein Werk, das in seiner Unmittelbarkeit begeistert, das unkonventionelle Wendungen parat hält, aber in seiner ganzen Faktur zu überzeugen vermag und leidenschaftlich mit den Emotionen der Zuhörer spielt.
Frühes von Brahms und Mahler
Das tut auch Johannes Brahms mit seinem zweiten Klavierquartett op. 26, das mit dem eröffnenden Allegro non troppo einen monumentalen Satz – den gewaltigsten im Frühwerk – entwickelt hat. Zu Beginn des Abends ebenfalls ein Jugendwerk, das sein Schöpfer wie fast alle seine Kompositionen aus der Studienzeit lieber vernichtet wissen wollte. Doch es wäre schade, wenn Gustav Mahlers intensiv erfühlter und höchst expressiver a-Moll-Satz nicht mehr greifbar wäre.
Zumal dann, wenn sich ein fulminantes Ensemble wie das Notos Quartett dieser Meisterwerke ihrer noch am Beginn der Karriere stehenden Komponisten mit derartig großem Einsatz und intensivem, jegliche Details der Partitur hörbar machendem leidenschaftlichen Empfinden annimmt. (wruss)
Fazit: Ein fantastischer Abend, zu Recht stürmisch beklatscht.
Dienstags-Kammermusik im Francisco Carolinum, Notos Quartett, 3.5.