Verführungen einer zu kurzen Nacht
Die "Lange Nacht der Bühnen" lockte 12.607 Besucher zu 31 Bühnen in ganz Linz.
"Dem Publikum werden Herz und Augen übergehen", prophezeite Hermann Schneider zum Auftakt der Linzer "Langen Nacht der Bühnen" am Samstag. Und der Landestheater-Intendant sollte damit kein bisschen übertreiben. Was die 586 Künstler bei 121 Veranstaltungen auf 31 Bühnen Verführerisches boten, war wesentlich mehr als das bisher vielfältigste und einnehmendste Buffet kultureller Nahversorger.
12.607 Besucher verursachten ein Kultur-Gewusel im besten Sinn. Jeder Veranstaltungsort platzte aus den Nähten, und als um Punkt Mitternacht die zum Schlussakt vermählten Impro-Theater-Gruppen "Die Zebras" und "Familie Treibgut" im Schauspielhaus in einen gesungenen "Danke"-Kanon einbogen, war der Zuschauerraum, in dem der Applaus nur so schepperte, noch immer bummvoll. Schneider hatte Recht behalten – und Organisator Alfred Rauch mit seiner Programmierung ebenso.
Ästhetisch wie inhaltlich beglückende Tanz-Ereignisse im Kunstmuseum Lentos, erste Einblicke in Georg Schmiedleitners Regiearbeit "Schiller. Aufruhr und Empörung" im Theater Phönix (Uraufführung: 28. November), ein Potpourri der feinen Arbeit der OÖ. Tanzakademie (Leiterin: Ilja van den Bosch), Rudi Habringers Kabarett "Das Leben ist ein Hund" in der Arbeiterkammer, der Mundart-Poetry-Slam des Stelzhamerbundes im AEC und vieles mehr – Rauch und seinem Team gelang es, jeden Winkel der Stadt mit der kreativen Wucht des Landes auszuleuchten.
Eine gesellschaftspolitische Klammer erfuhr die Nacht durch die von Choreografin Christine Maria Krenn mit "Artists for Future". Die Solidaritätsaktion mit der "Fridays for Future"-Bewegung hatte Rauch behutsam in die künstlerischen Appetithäppchen integriert: "Wenn es uns damit gelingt, dass sich manche über Klimaschutz Gedanken machen, dann ist schon viel erreicht."
Bemerkenswert außerdem: Die von politischen und finanziellen Barrieren befreite Zusammenarbeit der kulturellen Institutionen mit Künstlern der freien Szene. Rauch: "Besonders freut es mich, wenn ich sehe, wie viele junge Menschen unsere Angebote wahrgenommen haben. Da pilgern Lehrer mit Schulklassen begeistert von einer Spielstätte zur anderen, oder die Lange Nacht der Bühnen wird kurzerhand zum Geburtstagsevent." Einziger Kritikpunkt: Die Lange Nacht wurde wieder einmal zu kurz. (pg)
Lange Nacht der Bühnen
12.607 Besucher schwärmten in der 9. Auflage zu 121 Veranstaltungen auf 31 Bühnen aus. 586 Künstler – mehr denn je – beteiligten sich an dem insgesamt knapp zehnstündigen Programm. Besucher-Spitzenreiter war das Linzer Schauspielhaus mit 3262 Gästen.
TollerAbend,
die volle kulturelle Bandbreite,
ein wichtige Initiative - Bravo!