Vitale und reife Schmähs für alle Generationen
Wann ist man alt? Und ist das überhaupt etwas Schlechtes? Diese Fragen kreisen über dem "Kabarettgipfel" (zu sehen heute, 20.15 Uhr, ORF 1).
Ortstermin: Montagabend im März, Aufzeichnung der Show in der ausverkauften Halle F der Wiener Stadthalle. Der "Senior der Truppe", wie er sich selbst nennt, der gebürtige Ennser Viktor Gernot (59), wärmt die 1900 Zuseher rasch und leichtfüßig auf – und es kann losgehen.
Alex Kristan hat für die erste der eingangs gestellten Fragen gleich zwei eingängige Antworten parat: "Wenn der Bürgermeister zum Gratulieren kommt." Oder auch: "So lange die Torte noch teurer ist als die Kerzen, ist man nicht alt." Der Kabarettist, der selbst vor zwei Jahren die 50-Jahr-Marke überschritten hat, rechnet mit dem "Suderantentum" des gemeinen älterwerdenden Österreichers ab, obgleich er selbst damit hadert, dass er sich mittlerweile "von Partys erholen muss, auf denen ich gar nicht war".
Thomas Stipsits (41) witzelt selbstironisch über Haarausfall, Erziehungsmethoden und – ebenso wie Alex Kristan – über die angebliche Arbeitsunlust der Jüngeren. Letzteres wirkt allerdings zu belehrend. Die Parodie des Gitarristen auf Wolfgang Ambros und die Band "Bilderbuch" – ein musikalischer Blick in die vom Klimawandel geprägte Zukunft – ist aber herrlich.
"Konservative Meditation"
Die Deutsche Sonja Pikart ist mit ihren 39 Jahren der Jungspund des Gipfels und somit für den Humor der Millennials zuständig. Die Aufgabe erfüllt sie mit Bravour: Ihre "konservative geführte Meditation" ist der Höhepunkt des Abends.
Eva Maria Marold (55), die bis heute den Gebrauch eines Smartphones verweigert, schildert äußerst sympathisch ihren Kampf gegen die Digitalisierung und zeigt ihre beeindruckenden Gesangs- und Tanzkünste.
Viktor Gernot ist "beeindruckt und begeistert" von der "unglaublich kreativen Generation" an Austro-Pop-Musikern, ehe er die Bands "Alle Achtung", "Wanda" und "Josh" frech, aber wertschätzend durch den Kakao zieht.
Gags mit politischer Brisanz kamen nicht vor. Dafür viele erfrischende Schmähs über das Leben und Reifen, die auf verbissene Pointen verzichten. Das eindeutige Feedback des Publikums: herzliches Lachen und viel Applaus.
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