Vorwürfe der sexuellen Gewalt: Gérard Depardieu wird der Prozess gemacht
Frankreichs großer Filmstar muss (wieder) vor Gericht: Wie die Pariser Staatsanwaltschaft am Montag mitteilte, soll der Prozess gegen den 75-Jährigen im Oktober beginnen.
Depardieu war zuvor im Polizeigewahrsam zu Vorwürfen von zwei Frauen verhört worden, die dem Schauspieler Übergriffe während Dreharbeiten vorwerfen. Der Schauspieler habe die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen bestritten, sagte sein Anwalt am Nachmittag.
Zu den Vorwürfen: Eine Bühnenbildnerin hatte dem Schauspieler vorgeworfen, sie 2021 bei Dreharbeiten zu dem Film "Les volets verts" des Regisseurs Jean Becker sexuell belästigt zu haben. Depardieu habe zahlreiche anstößige Bemerkungen gemacht, sagte sie dem Magazin "Medipart". Zudem habe er sie "brutal gepackt" und "an der Taille, am Bauch und bis zu den Brüsten" begrapscht. Leibwächter des Schauspielers hätten Depardieu schließlich gestoppt. "Wir mussten uns von morgens bis abends seine Schweinereien anhören", sagte die Schauspielerin Anouk Grimberg, die in dem Film mitspielte, kürzlich AFP. "Wenn Produzenten Depardieu engagieren, wissen sie, dass er ein Aggressor ist", fügte sie hinzu.
Die andere Anzeige kommt von einer Frau, die anonym bleiben möchte. Sie war 24 Jahre alt, als Depardieu sie nach ihren Angaben bei Dreharbeiten mit "obszönen Bemerkungen" belästigte und sie begrapschte.
Seit Jahren schon melden sich immer wieder Frauen zu Wort, die Depardieu ("Cyrano von Bergerac", "Asterix und Obelix") der sexuellen Gewalt beschuldigen, mittlerweile haben etwa 20 Frauen dem Schauspieler in Medien oder vor der Justiz Übergriffe und Belästigungen vorgeworfen. 2018 hatte ihn die Schauspielerin Charlotte Arnould geklagt.
Seit 2020 wird in diesem Fall wegen Vergewaltigung ermittelt. Depardieu bestreitet die Vorwürfe vollständig. In einem in der Zeitung "Le Figaro" im Herbst veröffentlichten Brief bezeichnet er sich als Opfer einer "medialen Lynchjustiz". Frankreichs Präsident Emmanuel Macron stärkte dem Schauspieler mehrfach öffentlich den Rücken und verwies auf die Unschuldsvermutung.
Für Entsetzen hatte der preisgekrönte Darsteller, der in mehr als 200 Filmen mitspielte, auch mit Äußerungen in einer im Dezember ausgestrahlten Fernsehreportage über seine Reise nach Nordkorea im Jahr 2018 gesorgt. Darin gibt er immer wieder frauenfeindliche und fragwürdige Kommentare von sich, bezeichnet Frauen etwa als "große Schlampen". Die damalige Kulturministerin Rima Abdul-Malak veranlasste zu prüfen, ob Depardieu ein Verdienstorden der Ehrenlegion entzogen werden solle. Das geschah letztlich nicht. Der Schauspieler hatte die höchste französische Auszeichnung 1996 erhalten. Den Nationalorden von Quebec und seinen Titel als Ehrenbürger der belgischen Gemeinde Estaimpuis verlor Depardieu. Das Pariser Wachsfigurenkabinett ließ seine Figur entfernen.