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Ernst Ludwig Leitners Uraufführung begeisterte im Linzer Brucknerhaus

Von Michael Wruss, 27. November 2023, 12:15 Uhr
LH Thomas Stelzer (li.) ehrt Ernst Ludwig Leitner mit der Goldenen Kulturmedaille des Landes Oberösterreich, Beifall von Dirigent Martin Sieghart (re.) Bild: Foto: Reinhard Winkler 

Das Bruckner Orchester Linz unter Martin Sieghart führte das Werk des Welser (80) mit großem Einsatz auf. 

Der Doyen der oberösterreichischen Komponisten, Ernst Ludwig Leitner, feierte am 14. Oktober seinen 80. Geburtstag. Grund genug, um die Goldene Kulturmedaille - eine der höchsten Auszeichnungen des Landes - zu bekommen und ein neues großes Werk präsentieren zu können. So geschehen am Freitag im Linzer Brucknerhaus bei den "AK Classics"-Konzerten, wo mit "… und das Lied bleibt schön" eine mächtige Kantate für Chor und Orchester nach Rainer Maria Rilkes "Stundenbuch" vom Bruckner Orchester und dem Opernchor des Landestheaters Linz aus der Taufe gehoben wurde.

Am Pult stand der ehemalige Chefdirigent von Orchester und Landestheater, Martin Sieghart, der sich intensiv mit der komplexen Partitur auseinandergesetzt hat und dabei nicht nur die Anknüpfungspunkte zum großen Jubilar des kommenden Jahres Anton Bruckner fein ziseliert offenbarte, sondern dem Werk in seiner großen Klanglichkeit viel Romantisches abgewinnen konnte. Im Zentrum stehen drei Töne, die sich als Umkehrung des Themas der Amenfuge aus dem Gloria von Bruckners e-Moll-Messe deuten lassen, aber sich gleichzeitig auch als die in Töne umsetzbaren Initialen der beiden Komponisten verstehen: A-B-E.

Eine kompositorische Vorgangsweise, die typisch ist für das Oeuvre von Ernst Ludwig Leitner. Ausgehend von dieser Keimzelle baut er ein beeindruckendes Werk über Leben und Tod an der Schnittstelle zwischen der Erinnerung an die bereits lang verblühte Jugend und der Hoffnung, dass sich der Mensch am Punkt des Lebensendes nicht im Nichts verliert, sondern sich am immerwährend "schönen Lied" erfreuen kann.

Der Opernchor unter Elena Pierini hat die herausfordernde Aufgabe sehr fein gemeistert, im Forte mit großer Klanglichkeit gepunktet und die Töne beeindruckend in Szene gesetzt. Der Text blieb dabei ein wenig auf der Strecke, zumal man es vonseiten der Veranstalter versäumt hat, diesen im Programmheft abzudrucken. Denn dann würden sich viele Stellen noch intensiver erschließen, als sie es ohnehin getan haben.

Dazu beigetragen haben auch das Bruckner Orchester, das das Werk mit großem Einsatz und intensiver Klanggestaltung musizierte, Bettina Leitner-Pelster mit höchst virtuosem Einsatz an der Orgel und Martin Sieghart, der die perfekte Klangregie führte und das Werk vorbildlich modellierte.

Mit Webers "Freischütz"-Ouvertüre stand am Beginn ein Vorbildwerk für das ganze 19. Jahrhundert, das nicht nur den Widmungsträger Bruckner, sondern auch dessen erbitterten Gegner Johannes Brahms beeinflusste. Von ihm war im zweiten Teil eine überzeugend interpretierte und großartig gespielte 2. Symphonie zu erleben.

Fazit: Großes neues Werk, ideal im Umfeld seiner Tradition und Herkunft platziert.

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Autor
Michael Wruss
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