Endlich wieder Schule! Höchste Zeit für ein Comeback des Alltags
Kinderpsychiater Michael Merl erklärt, warum es aus psychologischer Sicht dringend notwendig ist, dass Kinder und Jugendliche wieder Kontakt mit Gleichaltrigen haben.
Die Corona-Krise hat viele Helden hervorgebracht. "Zu den größten gehören sicherlich Familien mit Kindern, die in den vergangenen Wochen Großartiges geleistet haben. Vielen ist es gelungen, den neuen Alltag gut zu strukturieren", sagt Michael Merl, Vorstand der Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Kepler-Universitätsklinikum Linz.
Doch auch wenn Quarantäne und Homeschooling gut gemeistert wurden: Nach zwei Monaten sei es – auch aus psychologischer Sicht – höchste Zeit für eine Rückkehr in Kindergarten und Schule. "Gerade diese Altersgruppe benötigt soziale Kontakte und Betreuung, gehört es doch zur Entwicklung, sich aus dem Elternhaus hinaus und zur Gruppe der Gleichaltrigen zu orientieren, was derzeit unterbunden wurde. Soziale Medien sind hierfür kein Ersatz", so die Stellungnahme der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (ÖGKJP).
Vor allem jüngere Kinder seien mitunter sehr stark von der sozialen Distanzierung betroffen. Vielen setze es sehr zu, dass sie Freunde in der Schule oder im Kindergarten nicht treffen können, zeigen erste Analysen der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft in Wien.
"Schwierig war die Situation in Familien, die sich mit der Organisation ihres Alltags schon vor der Krise schwergetan haben", sagt Merl. Im Krankenhaus würde man jedenfalls bemerken, dass die Not mancher Eltern und Kinder groß sei, sagt der Kinderpsychiater.
"Die Erfahrungen, die Kinder in Oberösterreich in der Corona-Krise gemacht haben, sind unterschiedlich", sagt Bildungs- und Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (VP). Wenn die Kinder am kommenden Montag in Kindergarten oder Schule zurückkehren, sei es daher wichtig, sie zu unterstützen und aufzufangen, wenn Fragen auftauchen oder Erlebnisse verarbeitet werden müssen. Dafür wurden bereits Leitfäden für das pädagogische Personal vorbereitet.
Auch wenn Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden müssen – anfänglich werde die Wiedersehensfreude im Vordergrund stehen, meint Merl. Und natürlich der Austausch über die Erfahrungen, die jeder Einzelne in den vergangenen Wochen gemacht hat.
Ob Kinder unter den richtigen Voraussetzungen die Corona-Krise sogar in positiver Erinnerung behalten könnten? "Das kann man noch nicht genau sagen. Aber sicherlich war die Quarantäne einschneidend, und man wird immer wissen, was im März 2020 passiert ist."
Hilfe für belastete Familien: www.beziehungleben.at Kinderschutzzentren OÖ www.ooe-kindernet.at Onlineberatung PSZ: www.psz.co.at psychologische Onlineberatung: instahelp.me
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