Jugend im Lockdown: Social Media statt sozialer Kontakte
WIEN. Mehr User, mehr Reife: Nutzung sozialer Medien verändert sich
Die Zeit der Selbstdarsteller neigt sich dem Ende zu. Wurden die sozialen Netzwerke in den vergangenen Jahren hauptsächlich dafür verwendet, sich selbst im besten Licht zu präsentieren, hat die Corona-Krise deren Nutzung stark verändert. Sie sind unter Jugendlichen zur "digitalen Nabelschnur" zur Außenwelt avanciert. Das zeigen die Ergebnisse der Studie "Das Leben im Online-Stream: Soziale Netzwerke und Selbstdarstellung", die anlässlich des heutigen Safer Internet Day präsentiert wurden.
Facebook im Tief
Stark steigende Nutzerzahlen zeigen zwar eindrucksvoll, dass soziale Medien für junge Menschen durch die Kontaktbeschränkungen wichtiger als je zuvor sind. Die Nutzungsweisen haben sich aber deutlich verschoben: Weg von der Eigeninszenierung, hin zum sozialen Austausch. "Insgesamt ist der Umgang mit sozialen Netzwerken reifer geworden", sagt Charlotte Steenbergern, Generalsekretärin des Verbands der österreichischen Internet Provider (ISPA).
Drei von zehn Jugendlichen gaben in einer Umfrage des Instituts für Jugendkulturforschung an, sich regelmäßig mit den Privatsphäre-Einstellungen in sozialen Netzwerken zu beschäftigen. Die Entscheidung, welche Inhalte wo und für wen sichtbar sind, werde dabei immer bewusster getroffen. Der Trend gehe weg vom Produzenten, hin zum Konsumenten.
Laut einer Umfrage unter 400 Jugendlichen im Alter von elf bis 17 Jahren verwenden 98 Prozent den Nachrichtendienst "Whats-app". Während der Pandemie komme dieser für Lerngruppen und zur gegenseitigen Unterstützung bei den Herausforderungen des Homeschoolings zum Einsatz, sagt Matthias Jax, Projektleiter von Saferinternet.at.
Auf Platz zwei der meistgenutzten Dienste folgt Youtube (93 Prozent), auf dem dritten Rang liegt Instagram (84 Prozent). Das weltweit größte soziale Netzwerk, Facebook, befindet sich bei Österreichs Jugendlichen in einem Tief (34 Prozent).
Zum heutigen Safer Internet Day fordert SOS-Kinderdorf bessere Unterstützungsmaßnahmen und eine breit angelegte Informationsoffensive für Jugendliche, die im Internet mit Hass und Gewalt konfrontiert sind. Speziell im Bereich der sexuellen Belästigung von Kindern gebe es noch viel zu tun, denn während der Lockdowns habe sich Liebe und Sexualität stark ins Netz verlagert und dabei oft Grenzen überschritten.