Brustamputation nach Krebsdiagnose: "Wiederaufbau" stärkt den Selbstwert
Die Rekonstruktion der Brust führt zu erheblicher Verbesserung des psychischen Befindens
Brustkrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei Frauen. Rund 75 Prozent der Fälle werden in einem frühen Krankheitsstadium erkannt und können brusterhaltend operiert und therapiert werden. Bei jeder vierten Patientin ist jedoch eine Brustentfernung (Mastektomie) notwendig.
Aber es gibt auch Frauen, die sich das Brustgewebe vorsorglich entfernen lassen. "Dabei handelt es sich meist um jüngere Patientinnen, bei denen durch einen Gentest ein erhöhtes familiäres Risiko festgestellt wurde", sagt Primar Georgios Koulaxouzidis, Abteilungsvorstand für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie im Ordensklinikum Linz.
Körperlich-psychische Belastung
Die Diagnose Brustkrebs bringe nicht nur körperliche, sondern auch psychische Belastung mit sich. "Neben der Beeinträchtigung des Körperempfindens und der Weiblichkeit machen psychosoziale Folgen einen wesentlichen Teil der Belastung der Betroffenen aus", sagt Klaudia Knerl, Plastische Chirurgin und Stellvertreterin in der Abteilung im Ordensklinikum Linz. Diagnose, Operationen und Therapien wirken sich auf das Selbstwertgefühl, auf das Sexualleben und auch auf das Arbeitsleben aus. Das Risiko für eine Depression sei nach einer Mastektomie signifikant erhöht. "Die Rekonstruktion der Brust kann hier laut Studien eine erhebliche Verbesserung herbeiführen."
Um die passende Methode des Wiederaufbaus zu finden, brauche es Zeit. "Die Patientin ist hier gleichberechtigte Partnerin bei der Planung, sie wird informiert und aufgeklärt", sagt Oberärztin Knerl. Die anatomischen Gegebenheiten, die onkologische Sicherheit, Vor- und Nachteile der jeweiligen Methoden, mögliche Komplikationen, zu erwartende Nachfolge-Therapien und vor allem die Bedürfnisse und Erwartungshaltung der Patientin spielen bei der Entscheidungsfindung eine wesentliche Rolle. Kann der "Hautmantel" der Brust erhalten bleiben, kommen eine Rekonstruktion mit Fremdmaterial (Silikon), mit Eigengewebe oder eine Hybrid-Form in Frage. "Die Implantate werden unter den großen Brustmuskel oder unter die Haut platziert", erklärt Primar Georgios Koulaxouzidis. Die Operation dauert zwischen 1,5 (mit Implantat) und 6 Stunden (Eigengewebe). Rekonstruktionen mit Implantaten sind wesentlich weniger aufwendig, allerdings sind oft Nachfolge-Operationen nötig.
Silikon oder Eigengewebe?
Mögliche Komplikationen sind Infektionen und Kapselkontrakturen (Deformierung und Verhärtung des Implantats). "Eigengewebs-Rekonstruktionen haben auf Dauer weniger Nachteile, brauchen aber viel chirurgische Erfahrung", sagt der Plastische Chirurg. Nach der OP tragen die Patientinnen einen speziellen BH und müssen sich acht Wochen körperlich schonen. Danach können sie wieder Sport treiben. In 166 von 1000 Fällen kann nach einer Brustentfernung ein Lymphödem auftreten. Auch hier ist die Plastische Chirurgie gefragt. "Wir können Lymphknoten transplantieren und haben Expertise bei der Rekonstruktion der Lymphbahnen", sagt der Mediziner.
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