"Ein Mix aus Lebensstil und Genetik"
Diabetes: Die gebürtige Oberösterreicherin Susanne Kaser ist oberste Diabetes-Expertin und will die Behandlung dieser Volkskrankheit "personalisieren".
Susanne Kaser, 44, ist neue Präsidentin der Österreichischen Diabetes-Gesellschaft. Die Ärztin, die an der Medizinischen Universität Innsbruck arbeitet, wurde in Steinhaus bei Wels geboren und hat in Innsbruck Medizin studiert. Die OÖNachrichten haben sie zum Interview gebeten.
Sie sind seit kurzem Präsidentin der Österreichischen Diabetes-Gesellschaft. Was brennt Ihnen als führende Diabetologin Österreichs unter den Nägeln?
Susanne Kaser: Landläufig herrscht die Meinung vor, dass Diabetes eine selbstverursachte Lebensstilerkrankung ist. Ein bisschen Zucker, selbst schuld. Tatsächlich gibt es in Österreich 800.000 Patienten. Alle 50 Minuten stirbt einer an den Folgen von Diabetes. Man muss die Krankheit ernst nehmen. Es ist längst an der Zeit für eine Entstigmatisierung. Es besteht ein hohes erbliches Risiko, das Risiko kann durch Lebensstil erhöht oder gesenkt werden, aber kein Patient ist schuld an der Erkrankung.
Weil Sie das Stichwort Lebensstil erwähnt haben: Vor allem in Kinderbetreuungseinrichtungen für die Kleinsten und Kleinen wird die gesunde Jause ja dauernd gepredigt...
Ja! Das ist gut so. Die erste Geschmacksprägung findet tatsächlich schon im Mutterleib und danach im frühesten Kindesalter statt. Wenn es uns gelingt, energiedichte Lebensmittel aus den Köpfen und somit aus dem Alltag zu bringen und das Übergewicht der kleinen und jungen Bevölkerung zu reduzieren, würde es auch nicht so viele Diabetes-Typ-2-Patienten geben. Gesundes Essen sollte Normalität sein. Da appelliere ich auch und insbesondere an die Vorbildfunktion der Eltern. Meine Empfehlung lautet ganz klar: Zucker muss in der täglichen Ernährung reduziert werden. Die "Zucker raus"-Kampagne ist eine entsprechende Maßnahme.
800.000 Diabetiker in Österreich, das klingt einigermaßen heftig. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt, um gegen diese Volkskrankheit anzukämpfen?
Wir nehmen als Gesellschaft wesentliche gesundheitspolitische Aufgaben wahr. Etwa sind wir daran beteiligt, mit Versicherungen und der Politik moderne Behandlungsleitlinien flächendeckend umzusetzen. Vergangenes Jahr wurde die Dachorganisation "Wir sind Diabetes" gegründet – auch ein wichtiger Schritt, wie ich meine. Wir versuchen ein attraktives Fortbildungsprogramm mit Kongressen und Tagungen auf die Beine zu stellen. Außerdem unterstützt die Österreichische Diabetes-Gesellschaft die Forschung in Form von Preisen, wir vergeben auch Stipendien. So soll das Fach auch für Jungmediziner interessanter gemacht werden.
Wie kann die Qualität der Diabetes-Versorgung gesteigert werden?
Derzeit sind wir dabei, die personalisierte, also die perfekt auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmte Therapie anzukurbeln. In das "Therapie Aktiv Programm" sind beispielsweise derzeit nicht einmal zehn Prozent der Patienten aufgenommen. Dafür braucht es Zeit – und personelle Ressourcen.
Trinken Sie selbst Ihren Kaffee eigentlich noch mit Zucker?
Ich trinke zwar viel Kaffee, aber ohne Zucker: Das war schon immer so. Weil er mir gesüßt gar nicht schmeckt.
Wie handhaben Sie es mit Ihrem Lebensstil?
Ich versuche schon, zuckerreduziert zu leben, und setze auf qualitativ hochwertige Fette. Und wenn es nur irgendwie geht, setze ich mich auf mein Fahrrad, betreibe Sport.
Gibt’s denn gar keine Schwachstellen? Hand aufs Herz…
Wenn ich immer wieder zur Schokolade greife, muss das einfach so sein.
Wie viel Bezug haben Sie noch zu Oberösterreich?
Ich lebe zwar schon lange in Tirol, fahre aber immer wieder gerne heim. In erster Linie, um meine Eltern zu besuchen. Aber es gibt auch noch Freunde aus alten Zeiten, die ich gerne treffe.
Zucker/Salz sind eigentlich Konservierungsstoffe und im Weiteren ein „Gewürz“ und sollten nicht Kiloweise verzerrt werden
Eigentlich steht hier gar nichts davon, was sich jetzt für Diabetiker verbessert?!